Familiär oder megagroß: Wie Skigebiete um ihre Gäste buhlen

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Von Tom Nebe, dpa

Es sind nur 525 Meter, die die neue Seilbahn überbrückt. Doch wenn dieser noch fehlende Abschnitt des «zellamseeXpress» im Dezember in Betrieb geht, können Skifahrer im Salzburger Land direkt vom Glemmtal auf die Schmittenhöhe gelangen und umgekehrt. Was erstmal unspektakulär klingt, versetzt die örtlichen Seilbahnbetreiber in Euphorie: Damit würden die Weichen für eine «neue Skidimension» gestellt, heißt es.

Tatsächlich öffnet es den Weg für einen weiteren spektakulären Zusammenschluss in den Alpen: das Skigebiet von Zell am See, die Schmittenhöhe, soll direkt mit dem Skicircus Saalbach-Hinterglemm verbunden werden. Vorerst müssen Skifahrer von der neuen Talstation zwar noch den Bus nehmen, um zum Skicircus zu kommen. Doch schon in naher Zukunft soll am gegenüberliegenden Anhang eine Seilbahn direkt dort ins Gebiet führen. Wird sie Realität, könnte man mit Liften und Gondeln insgesamt 347 Pistenkilometer erreichen. Dadurch würde Österreichs größtes zusammenhängendes Skigebiet entstehen.

Wintersporttouristen wollen Abwechslung
Damit setzt sich eine Entwicklung im Alpenraum fort: Immer wieder schließen sich Gebiete im Wettbewerb um Gäste zusammen. Spektakulär war im Winter 2016/17 die Inbetriebnahme der Flexenbahn. Seitdem sind Lech-Zürs und St. Anton miteinander verbunden, das Gebiet Ski Arlberg hält mit 305 Pistenkilometern den Rekord in Österreich - was sich bald ändern könnte, wenn im Glemmtal alles nach Plan läuft.

Warum aber müssen es immer mehr Piste sein? Weil es die Gäste so wollen, lautet die Antwort. Der Wunsch nach Abwechslung und damit nach vielen Pistenkilometern sei unverändert groß, erklärt Franz Hörl vom Fachverband Seilbahnen der Wirtschaftskammer Österreich.

Jedoch ziehen die Karawanen längst nicht nur in Richtung der XXL-Gebiete, führt Hörl aus: So hätten auch kleine, oft niedriger gelegene Resorts im vergangenen, schneereichen Winter deutliche Steigerungsraten verzeichnen können. Übersichtliche Familienskigebiete sind also weiterhin gefragt.

Pistenkilometer bei Kurztrip weniger wichtig
Für Peter Schöttl hängt die gewünschte Vielfalt mit der Länge des Aufenthalts zusammen. «Wenn man nur einen Tagesausflug zum Skifahren macht, sind die Pistenkilometer nicht so wichtig», sagt der Präsident des Verbands Deutscher Seilbahnen und Schlepplifte (VDS). Wer jedoch eine Woche oder länger in den Winterurlaub fährt, finde vielfältige Gebiete natürlich interessanter.

Darauf reagieren auch die deutschen Wintersportdestinationen. Aufsehenerregende Zusammenschlüsse und generell gigantische Resorts wie in Österreich, der Schweiz oder Frankreich gibt es zwar nicht - häufig versuchen Seilbahnbetreiber jedoch zusammenzuarbeiten und mit gemeinsamen Skipässen mehr Vielfalt bereitzustellen.

Verbünde als Antwort auf die Nachfrage
«So bekommen Gäste auch eine vernünftige Anzahl von Pistenkilometern zur Verfügung», sagt Schöttl. Sie müssen dafür zwar mal ins Auto oder in den Skibus steigen, um ins nächste Gebiet zu kommen. Dennoch: Die Verbundtickets sind laut Schöttl ein Trend der vergangenen Jahre.

Beispiele für solche Verbünde gibt es einige: Etwa das Skigebiet Oberstdorf Kleinwalsertal, wo sich sechs Seilbahnen unter einem Dach vermarkten und gemeinsam einen Skipass vertreiben. Hierzu gehört auch die Nebelhornbahn Oberstdorf, wo Schöttl Vorstand ist.

Zwischen Tölzer Land und Tirol deckt die Alpen Plus Holiday Card sechs Berge ab - darunter Brauneck-Wegscheid und Sudelfeld. Außerhalb der Alpen gibt es etwa im Erzgebirge einen Verbundskipass für den Fichtelberg und den Keilberg (Klinovec) auf tschechischer Seite.

Investitionen in den Bestand
Doch Vergrößerung ist nicht alles. Wichtiger ist den Angaben nach häufig die Verbesserung des Status quo. Kräftig investiert wird in Beschneiungsanlagen, denn die Weihnachtssaison kommt eigentlich immer zu früh für die Gebiete, weil es bis dahin oft noch nicht ausreichend geschneit hat. Die Gäste erwarten aber weiße Pisten - das lässt sich meist nur mit viel Kunstschnee realisieren.

Manche Lifte und Gondeln sind außerdem veraltet oder werden dem Gästeansturm nicht mehr gerecht. Entsprechend bauen viele Betreiber an gleicher Stelle eine neue, leistungsfähigere Verbindung. So nahm etwa im Dezember 2017 an der Zugspitze eine neue Seilbahn den Betrieb auf, die pro Stunde mehr als doppelt so viele Gäste hinauf zu Deutschlands höchsten Berg befördern kann als die alte Bahn von 1963.

Noch betagter war die Vorgängerin der neuen Jennerbahn am Königssee im Nationalpark Berchtesgaden. Diese war seit 1953 in Betrieb, wurde jedoch abgelöst von einer modernen Bahn mit 10-Personen-Gondeln, die sogar eine Spezialkabine für Drachenflieger bietet.

Entwicklung in den Skiräumen oft abgeschlossen
Neue Pisten oder gar neue Gebiete sind in Deutschland in den vergangenen Jahren jedenfalls nicht entstanden, berichtet Schöttl. Generell ist im alpinen Raum die Entwicklung in den Skiräumen oft mehr oder weniger abgeschlossen. Erschließungsverbote lassen häufig keinen weiteren Ausbau innerhalb der Gebiete zu - als Option bleiben dann noch Zusammenschlüsse wie in Arlberg oder im Salzburger Land.

In den Alpen, und das ist ebenfalls ein Trend, gilt der Fokus zudem längst nicht mehr nur dem Winter. Wandern, Mountainbiking, Klettern: Die Gäste kommen immer öfter zu anderen Jahreszeiten. Zwar entfalle 70 Prozent des Jahresumsatzes auf die Wintersaison, erklärt Andreas Keller von den Seilbahnen Schweiz. Der Sommer habe in den letzten Jahren aber stetig an Bedeutung gewonnen.

Gebiete werden im ganzen Jahr genutzt
Viele Regionen und damit Bergbahnen in der Schweiz entwickelten sich in Richtung Ganzjahresziel. Keller stellt aber klar: Der Winter wird auf absehbare Zeit die wichtigste Saison bei den Eidgenossen bleiben - allen Klimaveränderungen zum Trotz. «Die Schweiz hat im Vergleich zu anderen Ländern höhere Skigebiete, die auch künftig bestens geeignet für den Wintersport sind», betont er.

Und wie sieht das in den deutschen Gebieten aus? Hier sind die Bergbahnen generell auf Sommer- und Wintergäste ausgerichtet, wie Peter Schöttl sagt. «Allgemein gesprochen sind die Beförderungszahlen im Sommer und Winter etwa ausgeglichen.» Der Ganzjahresbetrieb bietet Vorteile: Die Anlagen liegen nicht brach, Mitarbeiter können über das ganze Jahr beschäftigt werden - und auch wenn die vergangenen Winter gut verlaufen sind, so gibt es für mauere Saisons mit wenig Schnee dank des Sommergeschäfts stets ein zweites Standbein.


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