Größter Teil Europas ist Corona-Risikogebiet

| Tourismus Tourismus

Wegen dramatisch steigender Corona-Infektionszahlen hat die Bundesregierung acht weitere europäische Länder wie Kroatien, Ungarn und Bulgarien ab Sonntag ganz als Risikogebiete eingestuft. Auch Österreich und Italien landen fast komplett auf die Risikoliste, außerdem Regionen in sechs weiteren EU-Ländern, wie das Robert Koch-Institut am Freitag mitteilte.

Verbunden damit ist eine Reisewarnung des Auswärtigen Amts für Touristen, die inzwischen wieder für einen Großteil Europas gilt: Von den 26 Ländern der EU außer Deutschland sind ab Sonntag 17 ganz und 8 teilweise betroffen. Nur ein kleines Land im Norden Europas ist dann noch «risikofrei»: Das baltische Estland mit seinen 1,3 Millionen Einwohnern.

BELGIEN JETZT AM STÄRKSTEN BETROFFEN

Wie Deutschland stemmen sich auch die anderen EU-Länder mit zunehmenden Einschränkungen des öffentlichen Lebens gegen die zweite Welle der Pandemie. In Frankreich gelten seit Freitag bis zum 1. Dezember Ausgangsbeschränkungen, die deutlich über die in Deutschland hinausgehen. Zwar darf man in dem Nachbarland noch auf die Straße gehen, wenn man arbeiten, wichtige Einkäufe erledigen, einen Arzt aufsuchen oder frische Luft schnappen will - dafür muss man dann aber eine Bescheinigung ausfüllen. Sport ist nur eine Stunde pro Tag in einem Umkreis von einem Kilometer vom Wohnort erlaubt.

In Belgien müssen die meisten Geschäfte ab Montag wieder schließen. Ausnahmen gebe es etwa für Supermärkte, sagte Regierungschef Alexander De Croo am Freitag nach einer Krisensitzung in Brüssel. «Das sind die Maßnahmen der letzten Chance.» Restaurants und Kneipen, Kultur- und Sportstätten sind in Belgien bereits geschlossen. Das Nachbarland hat inzwischen europaweit die höchsten Infektionszahlen im Vergleich zur Bevölkerung. Pro 100 000 Einwohner wurden nach Angaben der europäischen Gesundheitsagentur ECDC in den letzten zwei Wochen 1600 Infektionen gezählt - neun Mal so viel wie in Deutschland.

Auch aus anderen europäischen Ländern wie Polen und den Niederlanden wurden neue Rekordwerte gemeldet. In Polen werden die Friedhöfe von Samstag bis Montag geschlossen, um Menschenansammlungen während des Feiertags Allerheiligen (1. November) zu verhindern. Zwar sei der Besuch an Grabstätten an Allerheiligen eine alte Tradition. «Aber Tradition ist weniger wichtig als das Leben», sagte Regierungschef Mateusz Morawiecki.

IN ÖSTERREICH NUR NOCH ZWEI KLEINE GRENZGEBIETE «RISIKOFREI»

Für die Einstufung als Corona-Risikogebiet durch die Bundesregierung sind die Neuinfektionen innerhalb von einer Woche maßgeblich: Sie erfolgt wenn 50 auf 100 000 Einwohner überschritten werden. Das gilt inzwischen auch für den größten Teil Deutschlands.

Die Ausweisung als Risikogebiet und die damit automatisch verbundene Reisewarnung bedeutet zwar kein Reiseverbot, soll aber eine möglichst große abschreckende Wirkung auf Touristen haben. Das Gute für Urlauber: Sie können bereits gebuchte Reisen stornieren, wenn ihr Ziel zum Risikogebiet erklärt wird. Das Schlechte: Rückkehrer aus den Risikogebieten müssen derzeit noch für 14 Tage in Quarantäne, können sich aber durch einen negativen Test davon vorzeitig befreien lassen.

In Österreich war bisher Kärnten als einziges Bundesland von der deutschen Reisewarnung ausgenommen. Das ändert sich in der Nacht zum Sonntag. Allerdings gibt es auch dann noch zwei Ausnahmeregelungen für das Kleinwalsertal und die Gemeinde Jungholz mit zusammen gut 5000 Einwohnern im Norden des Landes. Beide Gebiete sind auf der Straße nur von Deutschland aus erreichbar und überschreiten den Grenzwert für die Neuinfektionen noch nicht. Die beiden kleinen Gemeinden sind damit auch die letzten Skigebiete im europäischen Ausland, für die keine Reisewarnung gilt.

NOCH KEINE REISEWARNUNG FÜR KANAREN, ALGARVE UND GRIECHISCHE INSELN 

Italien wurde von der zweiten Corona-Welle erst sehr spät getroffen. In den vergangenen Wochen breitete sich die Pandemie dort aber rasant aus. Ab Sonntag ist nun nur noch Kalabrien im Süden des Landes von der deutschen Reisewarnung ausgenommen.

Die Zahl der Urlaubsziele in Südeuropa, die noch nicht auf der Risikoliste stehen, schrumpft damit weiter. In Portugal kommt zwar jetzt die Region Centro hinzu, der ganze Süden des Landes inklusive der auch bei deutschen Urlaubern beliebten Algarve ist dagegen noch «risikofrei».

Griechenland hat mit Westmakedonien im Norden des Landes ab Sonntag zwar erstmals ein Risikogebiet. Der ganze Süden inklusive aller griechischer Inseln steht aber noch nicht auf der Liste des RKI. Für die spanischen Kanaren - eines der beliebtesten Winterreiseziele der Deutschen - wurde die Reisewarnung bereits in der vergangenen Woche aufgehoben.

Allerdings rät die Bundesregierung inzwischen selbst für das Inland grundsätzlich von Reisen ab. Eine pauschale weltweite Reisewarnung, wie es sie zwischen März und Juni gegeben hat, ist bisher aber nicht im Gespräch. Bei dem einen oder anderen Oppositionspolitiker sorgt das für Kopfschütteln. «Widersinnige Regeln haben den Familienurlaub von Rügen nach Rhodos umgelenkt», kritisierte FDP-Chef Christian Lindner am Donnerstag im Bundestag.

DÄNEMARKS GRENZGEBIET NOCH OHNE RISIKO-EINSTUFUNG

Zu den Ländern, die ab Sonntag ganz als Risikogebiete ausgezeichnet werden, zählen neben Kroatien, Ungarn und Bulgarien auch Slowenien, Zypern, Monaco, San Marino und der Vatikan. Hinzu kommen einzelne Regionen nicht nur in Griechenland, Italien, Österreich und Portugal, sondern auch in Lettland, Litauen, Schweden und Dänemark. In Dänemark trifft es Nordjylland im Norden des Landes. Das Grenzgebiet zu Deutschland bleibt aber weiter «risikofrei». Allerdings hat Dänemark Touristen die Einreise untersagt. (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Über 60 Prozent der Deutschen wollen diesen Frühling laut Umfrage verreisen. Was die Destination angeht, sind die Vorlieben sehr unterschiedlich. Asien und Südamerika liegen bei den Deutschen hoch im Kurs. Die tatsächlich gebuchten Reiseziele liegen dann jedoch meist näher.

Klassische Badeferien am Mittelmeer mit Flug und All-inclusive: Das ist ein Musterbeispiel für Pauschalurlaub. Doch die abgesicherte Reiseform verändert sich - beschleunigt durch neue Tools.

Im Januar 2024 verbuchten die Beherbergungsbetriebe in Deutschland 25,3 Millionen Übernachtungen in- und ausländischer Gäste. Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, waren das 5,7 Prozent mehr als im Januar 2023. Das war der höchste Januar-Wert seit 2020, als es 26,9 Millionen Übernachtungen gab.

Die Staatliche Agentur für Tourismusentwicklung der Ukraine (SATD) hat auf dem ITB Kongress in Berlin eine neue Kampagne mit dem Titel "We Are Here: Brave Hearts of Ukraine" vorgestellt.

Trotz umfangreicher Streiks verzeichnete die ITB Berlin in diesem Jahr mit knapp 100.000 Teilnehmern einen leichten Zuwachs. international präsentierten sich über 5.500 Aussteller aus 170 Ländern, die 27 Messehallen des Berliner Messegeländes füllten.

Die gemeinnützige Klimaschutzorganisation myclimate hat auf der ITB Unternehmen und Organisationen aus der Branche mit den myclimate-Awards ausgezeichnet. Preisträger waren die Twerenbold Gruppe und die Hochschule Luzern aus der Schweiz sowie das GreenSign Institut aus Deutschland.

Wegen Restaurierungen war die Besucherzahl im Märchenschloss zuletzt niedrig. Auch künftig bleibt es bei kleineren Führungen. Unmut vor Ort gibt es nicht, obwohl Hunderttausende Touristen fehlen.

Die Dertour Group gibt einen Einblick in ihr Wachstum und die jüngsten Buchungszahlen. Die Gruppe konnte im Jahr 2023 von einer starken Nachfrage nach Reisen profitieren. Entsprechend optimistisch ist auch der Ausblick auf das Reisejahr 2024.

Fast acht Millionen Feriengäste machten sich 2023 auf den Weg ins Küstenland MV. Der Nordosten lockt mit Meer, Strand, Natur und Kultur. Doch die Konkurrenz schläft nicht.

Tui Deutschland sieht sich dank gestiegener Nachfrage auf Kurs zu einer starken Reisesaison. Oben auf der Beliebtheitsskala steht der Umfrage zufolge weiter der klassische Badeurlaub mit Sonne, Strand und Meer.