Das Ausbleiben von Urlaubern durch die Corona-Krise hat den Wasserbedarf in touristisch geprägten Regionen in Mecklenburg-Vorpommern deutlich verringert. Der Zweckverband Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung Insel Usedom habe bereits am 17. März eine starke Veränderung bemerkt, sagte dessen Geschäftsführer Mirko Saathoff auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Allein in der zweiten Märzhälfte habe die gesamte Insel 40.000 Kubikmeter weniger Wasser verbraucht als im Vorjahreszeitraum, sagte Saathoff weiter: «Im Gegensatz zum letzten Jahr, als wir nicht wussten, wo wir das Wasser hernehmen sollten, haben wir jetzt den Stand, dass wir nicht mehr wissen, wohin mit dem Wasser.»
Diese Entwicklung wird sich Saathoffs Angaben zufolge in den Sommermonaten noch verschärfen, in Spitzenzeiten werde dann normalerweise das achtfache eines durchschnittlichen Februars verbraucht. Der Verband müsse nun regelmäßig Leitungen spülen. Es werde darauf geachtet die Anlagen so zu nutzen, dass es nicht zu Verstopfungen, Stagnationen und Verkeimungen im Trinkwassernetz kommt. Der Zweckverband Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung Insel Usedom habe den Hotels auf der Insel empfohlen, das Wasser in den Zimmern regelmäßig kurz laufen zu lassen, um die Leitungen zu spülen. Der Deutsche Verein des Gas- und Wasserfaches habe Flyer an touristische Betriebe verteilt, in denen eine vorübergehende Stilllegung von Trinkwasser-Installationen erklärt wird.
Im Bereich des Zweckverbandes Kühlung sei der Wasserverbrauch und Schmutzwasseranfall ab dem 19. März, als die Hotels im Land geräumt sein sollten, schlagartig um 15 Prozent zurückgegangen, berichtete der Geschäftsführer Frank Lehmann. Für touristische Zwecke gebe der Verband jährlich zwischen 700 000 und 750 000 Kubikmeter ab, das entspreche knapp 20 Prozent der Gesamtmenge. Würde diese Jahresmenge komplett wegfallen, entspräche das Mindereinnahmen in Höhe von rund zwei Millionen Euro. Die Hotels in der Region seien aber grundsätzlich mit einem schwankenden Wasserverbrauch vertraut, beispielsweise durch die Wintermonate mit geringer Belegung. Einige der Häuser seien mit automatischen Spülvorrichtungen ausgestattet.
Die Wasserförderung auf den Inseln Rügen, Ummanz und Hiddensee habe im März 6,5 Prozent (24 400 Kubikmeter) weniger als im Vorjahresmonat betragen, sagte der Sprecher des Zweckverbandes Wasserversorgung und Abwasserbehandlung Rügen, Reinhard Litty. Insgesamt seien im vergangenen Jahr 41 Prozent des Wasserverkaufes auf Touristen und die sonstige Wirtschaft entfallen. Dafür seien vor allem die Monate Juni, Juli und August in der Hauptsaison verantwortlich. In diesen Zeiten übersteige der touristische Anteil mit rund zwei Dritteln den der Einwohner deutlich.
Littys Angaben zufolge ist den Hotels, Pensionen und Gastronomiebetrieben in der Region der geringere Wasserverbrauch durch die Wintermonate bereits bekannt. Wirklich problematisch könne eine dauerhafte Stagnation des Wassers in den öffentlichen Leitungen beziehungsweise in der Hausinstallation jedoch erst dann werden, wenn die Kaltwassertemperaturen auf einen Wert von über 25 °C steigen. Die Forschung habe gezeigt, dass so das Wachstum oder eine Vermehrung von Legionellen begünstigt werden kann. Eine derart starke Temperaturerhöhung sei im öffentlichen Trinkwassernetz aber nicht zu befürchten. Beherbergungsbetrieben und gastronomischen Einrichtungen werde empfohlen, bei der Wiederinbetriebnahme das angestaute Wasser aus den Hausinstallationsanlagen eine Zeit laufen zu lassen.
(dpa)