Volle Promenaden, ausgebuchte Hotels und eine Kampagne für mehr Freundlichkeit der Einheimischen: Mecklenburg-Vorpommern ist zu Pfingsten aufgrund der Corona-Pandemie verspätet und mit Einschränkungen in die Tourismussaison gestartet. Weil die Hotels nur 60 Prozent ihrer Betten belegen dürfen, hielt sich der Andrang auf den Zufahrtsstraßen in Grenzen. Die Polizei berichtete am Wochenende von ruhigem Reiseverkehr ohne Staus. In Heringsdorf und Rostock-Laage landeten die ersten Ferienflieger aus Frankfurt/Main und München. Die Bahn stellte zusätzliche Züge zwischen Berlin und Stralsund zur Verfügung, auch damit der Hygiene-Abstand in den Wagen besser eingehalten werden kann.
Der Geschäftsführer des Landestourismusverbandes, Tobias Woitendorf, zog am Montag eine positive Bilanz. Er sei erleichtert, sagte Woitendorf der Deutschen Presse-Agentur. «Die Nachfrage ist in Reisen umgesetzt worden.» Die meisten gewerblichen Betriebe seien bei den erlaubten 60 Prozent Bettenbelegung angekommen, nur wenige hätten wegen der Unsicherheit darunter gelegen.
Rund 300 000 Gäste waren laut Woitendorf zu Pfingsten im Land. Die Corona-Regeln seien im Großen und Ganzen eingehalten und akzeptiert worden. Mitunter sei es in Restaurants schwierig gewesen, wenn der Andrang groß und keine Plätze frei gewesen seien. «Das waren aber Einzelfälle.» An den Stränden habe der kräftige Wind dafür gesorgt, dass es nicht zu eng geworden sei. Auch der Sprecher des Campingverbandes, Gerd Scharmberg, zog eine positive Bilanz. «Wir haben ein wirklich gutes Pfingstgeschäft erleben dürfen», sagte er. Die Nachfrage sei enorm gewesen. Einige Camper hätten abgewiesen werden müssen. Auch die Campingplätze müssen bislang ihre Stellplätze wegen Corona reduzieren.
In den touristischen Hotspots vor allem an der Küste herrschte reges Treiben. Bei teilweise kühlem und windigem Wetter, aber auch viel Sonnenschein, spazierten die Gäste am Strand oder radelten. Sie seien froh, dass sie wieder an die Ostsee könnten, sagte eine Mitarbeiterin der Kurverwaltung in Binz auf Rügen. Ins Meer trauten sich angesichts von 13 Grad Wassertemperatur nur einige ganz Mutige. Gefragt waren die Strandkörbe. Am Sonntag war bei auflandigem Wind in der Binzer Bucht das Baden verboten.
In Warnemünde startete der Landestourismusverband eine Kampagne für ein besseres Klima für den Tourismus in Mecklenburg-Vorpommern. Zum Auftakt der Kampagne «Wir sind Urlaubsland» wurde am Hotel Neptun ein 40 mal 40 Meter großes Banner präsentiert. Es zeigt zwei junge Menschen, die mit ihren Händen ein Herz formen. Der Spruch «Sei dabei. Zeig Herz.» wendet sich an die Einwohner des Landes.
Der Hintergrund: Mitte März waren die Hotels und Campingplätze in MV wegen der Corona-Krise für Urlauber gesperrt worden. Touristen von außerhalb durften bis zum 25. Mai nicht nach Mecklenburg-Vorpommern reisen. Mancherorts kam es in dieser Zeit zu unschönen Szenen: Autos mit auswärtigen Kennzeichen wurden beschädigt, Menschen angefeindet. «Auch wenn unfreundliche Gastgeber Ausnahmeerscheinungen waren, so haben sie doch die Wahrnehmung deutlich mitgeprägt und Vertrauen zerstört», räumte das für den Tourismus zuständige Wirtschaftsministerium ein. Jeder fünfte Arbeitsplatz im Nordosten hänge am Tourismus, rief Wirtschaftsminister Harry Glawe (CDU) ins Gedächtnis.
Unterdessen trat aus Protest gegen die Begrenzung der Bettenbelegung das Hotel The Grand in Ahrenshoop aus dem Branchenverband Dehoga aus. Das Hotel war gegen die vom Land verhängte 60-Prozent-Grenze vor das Oberverwaltungsgericht in Greifswald gezogen und hatte dort verloren. Vom Dehoga fühlt das Hotel seine Interessen ungenügend vertreten. Der Verband habe die Quote als Gewinn akzeptiert und keine erkennbaren Schritte veranlasst, um sie abzuwenden, erklärte Prokuristin Susann Plath in einer Pressemitteilung vom Samstag. «Wir haben uns von unserem Hotel- und Gaststättenverband in dieser Krise mehr erwartet.»
Der Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) in MV, Lars Schwarz, geht indessen davon aus, dass die 60-Prozent-Obergrenze Mitte Juni fällt. Es gebe die klare Zusage von der Landesregierung, dass 14 Tage nach Pfingsten - nachdem die Gäste aus ganz Deutschland kommen dürfen - eine Entscheidung getroffen werde, hatte Schwarz erklärt. Auch Staatskanzleichef Heiko Geue (SPD) machte am Samstag in Warnemünde Hoffnung auf einen Fall der 60-Prozent-Quote Mitte Juni, wenn die Corona-Zahlen gering bleiben.