Reiseverband-Chef: Verbote sind nicht die Lösung für Klimafrage

| Tourismus Tourismus

Müssen wir weniger fliegen? Sollten Flugreisen gar durch Gesetze eingeschränkt werden? Das sind Fragen, die angesichts des dramatischen Klimawandels immer häufiger diskutiert werden. Was denkt die Reisebranche, die ja vom Tourismus profitiert? Der Präsident des Deutschen Reiseverbands, Norbert Fiebig, nimmt im Gespräch mit dem dpa-Themendienst Stellung zu dem Thema.

Verbote? Bitte nicht!

Verbote, aber auch überrissene Verteuerungen von Reisen seien keine Lösung, sagt Fiebig. «Reisefreiheit ist ein hohes Gut, das wir erhalten wollen. Ich glaube nicht, dass es uns gelingen wird, den Menschen das Reisen zu verbieten.» Denkbar sind theoretisch ein Verbot von Inlandsflügen und hohe Umweltaufschläge auf Flugtickets.

«Wenn die Verteuerung dazu führt, dass die Menschen nicht mehr reisen können, dann wird das Reisen zu einem Luxusgut wie in den 1950er Jahren», gibt Fiebig zu bedenken. «Das entspricht nicht unserem Verständnis von sozialer Gerechtigkeit.»

Gegen die beschlossene Erhöhung der Luftverkehrssteuer, die Flugtickets ab April teurer macht, sei man aber nicht.

Verzicht? Durchaus zu begrüßen!

Harte Verbote von Flügen sind derzeit ohnehin nicht in Sicht. Eher geht es darum, anders zu reisen. Sollte man zum Beispiel weniger fliegen, um das Klima zu schonen? «Wenn jemand persönlich verzichtet und statt viermal dreimal in den Urlaub fliegt, um für sich nachhaltiger zu leben, ist das ein vernünftiges Verhalten», sagt Fiebig. «Ich muss nicht mal eben nach Mailand fliegen, um ein Eis zu essen und einkaufen zu gehen.»

Also lieber mit dem Zug anreisen, wie Klimaschützer vorschlagen? Da spricht Fiebig zufolge nichts gegen. «Ich bin dafür, dass möglichst verantwortungsbewusst geflogen wird. Aber ich möchte die Menschen nicht bevormunden. Wenn sie sich dazu entscheiden, mit dem Zug nach Bozen zu fahren statt zu fliegen – das ist durchaus zu begrüßen.»

Luxus-Fernreisen? Wird es immer geben!

Aber wie sieht es zum Beispiel mit einer Woche Malediven aus, um dem deutsche Winter zu entkommen und in der Sonne zu liegen? Wird eine solche Fernreise in 15 Jahren noch ethisch-moralisch vertretbar sein?

«Ja, das glaube ich», räumt Fiebig ein. «Es wird Menschen geben, die das gerne machen möchten.» Der Verbandschef hofft aber, dass die Urlauber dann schon mit einem Flugzeug mit Bio-Kerosin auf die Inseln fliegen können. Den alternativen Treibstoff gibt es, er wird aber in absehbarer Zeit nicht massenhaft eingesetzt werden - auch weil der Öko-Kraftstoff deutlich teurer als fossiles Kerosin ist.

Die Lösung? Technische Entwicklung!

Fiebig betont dennoch, dass die Antwort auf das Klimaproblem in technologischer Entwicklung zu suchen ist. «Wir müssen Innovationen fördern, um den CO2-Fußabdruck der Mobilität zu senken und damit das Reisen möglichst klimaneutral zu gestalten.»

Fiebig weiter: «Es gibt Nationen, die gerade erst anfangen zu reisen, wie bei uns vor 50 Jahren. Diese werden sich das Fliegen nicht verbieten lassen wollen. Also müssen wir einen Beitrag dazu leisten, dass der ökologische Fußabdruck möglichst gering ist.» Deutschland habe hier eine Vorbildfunktion. Das Ziel sei CO2-neutrale Mobilität.

Der Branchenvertreter wehrt sich gegen den Eindruck, dass vor allem der Tourismus den Klimawandel befeuert und oft zum alleinigen Sündenbock gemacht wird. «Beim CO2-Ausstoß in Deutschland sind Flüge für 0,3 Prozent und international für 2,7 Prozent verantwortlich, Gebäude für 30 Prozent. Wir reden maßgeblich über Flugscham, nicht aber über "Einfachverglasungs-Scham".» (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Reisen nach Hamburg sind weiter stark gefragt. 15,9 Mio. Übernachtungen zählten die Betriebe der Hamburger Tourismusbranche im Jahr 2023 – und damit so viele wie noch nie zuvor in einem Jahr. Im Vergleich zum Vorjahr ein Wachstum von 8,4 Prozent.

Wird derzeit in deutschen Unternehmen geschäftlich weniger gereist? Angesichts verschiedener internationaler Studienergebnisse hat der Verband Deutsches Reisemanagement ein aktuelles Stimmungsbild eingefangen.

Emirates Flight Catering hat Bustanica, die weltweit größte vertikale Indoor-Farm, vollständig übernommen. Die 30.000 Quadratmeter große Anlage verfügt über die Kapazität, mehr als eine Million Kilogramm Blattgemüse pro Jahr anzubauen.

Vom 5. bis 7. März bietet die ITB Berlin erneut eine Plattform für die Förderung von sozialer und ökologischer Gerechtigkeit im Tourismus. Das Segment Responsible Tourism, der ITB Berlin Kongress und wegweisende Awards stärken den Dialog für eine nachhaltigere Branche.

Egal, wie groß das Budget ist, ob nah oder fern: Die Auswahl an potenziellen Urlaubszielen ist riesig - und hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. Spoiler: Influencer haben eher wenig Einfluss.

Die Wahl des perfekten Verlobungsortes trägt eine tiefe Bedeutung in sich. Es geht darum, einen Moment zu schaffen, der nicht nur die Liebe zweier Menschen zueinander zelebriert, sondern auch eine gemeinsame Zukunft einläutet. Ein solcher Ort wird Teil der persönlichen Geschichte, ein Kapitel, das immer wieder gerne erzählt wird. Weltweit bieten sich dafür Kulissen von atemberaubender Schönheit und einzigartigem Charme an.

Millionen Menschen in China reisen zum Frühlingsfest. Die Feiertage sind ein wichtiger Konsumtreiber für das Land. 2024 scheinen die Chinesen nach den Corona-Jahren besonders reiselustig zu sein.

Die Deutsche Umwelthilfe hat Klage gegen die TUI Cruises GmbH wegen unzureichend begründeter Netto-Null-Ziele für die Zukunft eingereicht. Der Konzern kündige einen "dekarbonisierten Kreuzfahrtbetrieb" bis 2050 an und "begründe dies unter anderem mit realitätsfremden Annahmen".

Die US-amerikanische Buchungs- und Bewertungsplattform TripAdvisor bereitet sich auf eine eventuelle Übernahme vor. Das Unternehmen hat einen Sonderausschuss eingerichtet, um potenzielle Geschäftsvorschläge zu prüfen, was auch einen möglichen Verkauf einschließen könnte. Anleger reagieren positiv auf diese Entwicklung.

Trotz schwächelnder Konjunktur sparen Tui-Kunden nicht am Urlaub. Der Reisekonzern rechnet im Sommer mit einem starken Geschäft. Von der Börse in London will sich Tui dann zurückziehen.