Schleswig-Holsteins Tourismusminister will Binnenland-Tourismus ankurbeln

| Tourismus Tourismus

Trotz Rekordzahlen im ersten Halbjahr sieht Schleswig-Holsteins Tourismusminister Bernd Buchholz Wachstumspotenzial für die Branche. Das gelte quantitativ besonders für das Binnenland, sagte der FDP-Politiker am Dienstag in Kiel. «Aus meiner Sicht kann von Overtourism keine Rede sein.» Der klare Schwerpunkt liege aber auf qualitativem Wachstum. «An Toptagen im Sommer ist es schon eng in Schleswig-Holstein», sagte Buchholz.

Die Tourismusbranche hatte nach eigenen Angaben das beste erste Halbjahr ihrer Geschichte abgeschlossen. Das Land habe über den Bundesdurchschnitt zugelegt, sagte Buchholz. In den ersten sechs Monaten waren fast 3,93 Millionen Übernachtungsgäste in das Land gekommen und damit 5,1 Prozent mehr als im gleichen Vorjahreszeitraum, wie das Statistikamt Nord am Mittwoch voriger Woche mitgeteilt hatte. Die Zahl der Übernachtungen stieg um 5,7 Prozent auf gut 14,57 Millionen. In vielen Ferienorten an Nord- und Ostsee seien in den vergangenen Jahren hochwertige neue Hotel- und Freizeiteinrichtungen entstanden.

Drei bis fünf Prozent Wachstum im Jahr

Die ersten sechs Monate bringen in der Regel 40 Prozent des jährlichen Gesamtgeschäfts. 2018 waren in den Beherbergungsstätten mit mindestens zehn Betten 34 Millionen Übernachtungen gezählt worden - ein Allzeithoch. Für das Gesamtjahr sagte Tourismusagentur-Chefin Bettina Bunge ein Wachstum von drei bis fünf Prozent voraus. Buchholz zeigte sich «etwas verhaltener in der Erwartung», weil die wichtigsten Monate Juli und August insgesamt nicht so warm waren wie im Vorjahr. Die Buchungslage sei sehr gut, auch im Blick auf Weihnachten und Silvester, betonte Bunge.

45 Prozent des Tourismusgeschäfts entfallen auf die Ostsee, 35 Prozent auf die Nordsee und 20 Prozent auf das Binnenland. Allein Sylt hat einen Anteil von 9 Prozent. Es folgen im Ranking Lübeck mit Travemünde, St. Peter-Ording, Timmendorfer Strand und Grömitz.

Nord- und Ostsee legen zu, Rückgänge im Binnenland

Im Binnenland müsse mehr getan werden, um die dortigen Potenziale besser zu nutzen, sagte Buchholz. In der Holsteinischen Schweiz gab es in den ersten sechs Monaten Rückgänge zum Vorjahr. Nord- und Ostsee legten dagegen deutlich zu. Nach Einschätzung des Ministers würde manchen Orten speziell im Binnenland ein Modernisierungsschub bei der Ortsgestaltung guttun. Erforderlich seien touristische Entwicklungskonzepte und Investitionen in die Infrastruktur. Mancherorts sei man «noch sehr tradiert unterwegs». Das Binnenland habe in der Vergangenheit auch nicht im Fokus der Tourismusstrategie des Landes gestanden. In den Fünfziger- und Sechzigerjahren seien Orte wie Malente absolute Hotspots des Tourismus gewesen, sagte Buchholz. «Da würde ich Malente gern wieder sehen.»

Buchholz betonte das Gewicht der Branche als Wirtschaftsfaktor für das ganze Land. Ihr Anteil am Bruttoinlandsprodukt sei in den vergangenen Jahren von unter sechs auf mehr als zehn Prozent gestiegen.

Der Auslandstourismus wuchs zuletzt zwar stärker als das Inlandsgeschäft, ist mit einem Anteil von 6,6 Prozent aber noch relativ niedrig. «Deshalb müssen wir auch im Ausland trommeln», sagte Tourismusagentur-Chefin Bunge. Die meisten ausländischen Gäste seien Dänen, mit großem Abstand gefolgt von Schweden, Schweizern, Polen und Niederländern. Bunge bezeichnete einen Ausländeranteil von zehn Prozent als realistisches Ziel. (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Die Global Hotel Alliance präsentiert aktuelle Einblicke in die zukünftigen Reisegewohnheiten. Die Umfrage unter 34 Millionen Mitgliedern ihres Loyalitätsprogramms zeigt einen deutlichen Trend zu persönlicheren, langsameren Reisen, bei denen Asien als Traumziel dominiert und technologiegestützte Planung zunimmt.

In Mailand sind Schlüsselkästen zum Einchecken in Ferienwohnungen künftig verboten. Ab Januar werden bis zu 400 Euro fällig, wenn immer noch eine Keybox in der Nähe der Wohnungstür oder an der Hausfassade hängt.

Die Tourismusbranche in Deutschland erhält eine neue Basis zur Messung von Nachhaltigkeit. Neun Kernindikatoren, von der Gästezufriedenheit bis zu den Treibhausgasemissionen, sollen künftig eine einheitliche und ganzheitliche Steuerung des regionalen Tourismus ermöglichen.

Zum Entwurf der neuen EU-Pauschalreiserichtlinie wurde im Trilogverfahren eine Einigung erzielt. Eine erste Bewertung des Deutschen Reiseverbandes sieht Licht und Schatten: Während die Vermittlung von Einzelleistungen möglich bleibt, führen erweiterte Pflichten und unveränderte Fristen für Erstattungen zu neuem Aufwand für die Reiseunternehmen.

Die französische Compagnie des Alpes (CdA) plant, den im April 2025 erworbenen Freizeitpark Belantis in Sachsen schrittweise in den ersten Astérix-Park außerhalb Frankreichs umzugestalten. Die Transformation des Standorts in der Nähe von Leipzig soll bis 2030/31 abgeschlossen sein und eine offizielle Namensänderung beinhalten.

TUI meldet einen frühen und erfolgreichen Buchungsstart für den Sommer 2026. Besonders Griechenland setzt sich an die Spitze der beliebtesten Urlaubsziele. Der Veranstalter reagiert mit einem erweiterten Angebot für Familien, Alleinreisende und Rundreisen.

Der Tourismusverband Wonderful Copenhagen hat das neue Tourismusmodell DestinationPay vorgestellt. Das Konzept lädt Städte weltweit dazu ein, den bereits in Kopenhagen etablierten Ansatz CopenPay zu übernehmen, welcher Touristen für nachhaltiges Verhalten mit Vergünstigungen belohnt.

Nach elf Jahren soll die Marienschlucht am Bodensee im kommenden Frühjahr wieder öffnen. Die Touristenattraktion wird am 28. März bei einem «Tag der offenen Schlucht» erstmals wieder für die Öffentlichkeit zugänglich sein.

Neue Zahlen zum Flugsommer 2025: Während die internationalen Passagierzahlen steigen, setzen die Inlandsflüge ihren Rückgang fort. Das beliebteste europäische Reiseziel verzeichnet leichte Zuwächse gegenüber dem Vor-Corona-Niveau, während andere Mittelmeerstaaten starke Sprünge machen.

Der internationale Tourismus verzeichnete in den ersten neun Monaten 2025 ein robustes Wachstum mit über 1,1 Milliarden internationalen Ankünften. Die aktuelle Analyse der UN Tourismus zeigt eine weiterhin starke Reisenachfrage trotz anhaltender Inflation und geopolitischer Spannungen. Insbesondere Regionen in Afrika und Asien meldeten signifikante Zuwächse.