Sommerurlaub in Deutschland liegt im Trend - mehr als ein Lichtblick?

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An den Stränden und in den Voralpen in Deutschland herrscht derzeit Hochbetrieb. Mancherorts müssen Urlauber für Übernachtungen tiefer in die Tasche greifen. Dennoch ist der Deutschland-Tourismus von alter Stärke weit entfernt. Im ersten Halbjahr gab es coronabedingt ein Minus bei den Übernachtungszahlen von 47,1 Prozent. «Von einem Boom im Deutschland-Tourismus wird man in diesem Jahr unter dem Strich kaum sprechen können. Dazu waren die Verluste während des Lockdowns zu groß», sagte Norbert Kunz, Geschäftsführer des Deutschen Tourismusverbandes (DTV), der Deutschen Presse-Agentur.

Übernachtungen sind in besonders beliebten Regionen teilweise teurer geworden. Kunz spricht von Preiserhöhungen von bis zu maximal 10 Prozent. Besonders gefragt sind nach seinen Angaben derzeit die Nord- und Ostsee sowie die Voralpen. An der Küste in Mecklenburg-Vorpommern seien etwa 80 Prozent der Unterkünfte im Juli und August ausgebucht.

«Aber selbst Boomregionen werden es in diesem Jahr nicht schaffen, an das Ergebnis des Jahres 2019 anzuknüpfen», sagte Kunz. Das liege auch daran, dass Hotels, Pensionen oder Campingplätze, vor allem aber die Gastronomie, wegen der coronabedingten Abstandsregeln ihre Kapazitäten nicht voll auslasten können.

Zudem fehlen in vielen Regionen fast völlig ausländische Gäste. Dies werde nicht durch Urlauber aus dem Inland kompensiert, sagte Kunz. Einer Umfrage der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) zufolge planen 29 Prozent der Menschen in Deutschland in diesem Jahr keinen Urlaub mehr. Die Urlaubswilligen zieht es mehrheitlich zu deutschen Zielen mit Bayern und Mecklenburg-Vorpommern an der Spitze. Ins europäische Ausland wollten 17 Prozent aller Befragten aufbrechen.

Seit Mitte März galt wegen der Pandemie ein Übernachtungsverbot für privatreisende Gäste in Deutschland. Das Verbot wurde je nach Bundesland von Mai an aufgehoben. Die zeitweise Schließung hinterließ auch im Juni noch tiefe Spuren.

Die Zahl der Übernachtungen in Hotels, Pensionen, Ferienunterkünften und auf Campingplätzen lag nach Angaben des Statistischen Bundesamtes um 41,7 Prozent unter dem Niveau des Vorjahresmonats. Besonders deutlich war der Rückgang bei Reisenden aus dem Ausland (minus 79,0 Prozent). Bei Übernachtungen von Gästen aus dem Inland gab es Minus von 34,4 Prozent. Die Sommerferien begannen in den ersten Bundesländer allerdings auch erst Ende Juni.

Von dem Trend zum Urlaub in Deutschland profitieren Kunz zufolge auch Regionen wie der Thüringer Wald, das Sauerland, die Eifel, der Taunus, die Brandenburger Seenplatte oder der Harz. «Es gibt einen starken Trend zur Natur», beschrieb Kunz die Entwicklung.

Ausländische Gäste fehlen vor allem auch im Städtetourismus. So verzeichnet beispielsweise Berlin seit Juni eine deutliche Erholung. «Aber viele europäische Gäste fehlen noch», sagte Burkhard Kieker, Chef der Berliner Tourismusgesellschaft Visit Berlin. Touristen aus Italien und Spanien etwa reisten noch kaum wieder in die deutsche Hauptstadt. Aktuell lägen die Gästezahlen in Berlin bei 30 bis 40 Prozent des Vorjahresniveaus. Im Vergleich zu manchen anderen Städten stehe Berlin damit noch gut da. «Das liegt daran, dass wir auch bei deutschen Touristen sehr beliebt sind», sagte Kieker.

Von Entspannung für die von der Corona-Krise hart getroffene Branche kann aus Sicht des Deutschen Tourismusverbandes insgesamt also keine Rede sein. «Ein Fünftel aller touristischen Betriebe kämpft ums Überleben, sie sind weiter auf staatliche Hilfe angewiesen», sagte Kunz. Das Kurzarbeitergeld müsse verlängert werden. Derzeit ist der Bezug bis zu 12 Monate möglich. Zudem solle die Insolvenzantragspflicht über Ende September hinaus vorerst ausgesetzt bleiben.

Unterdessen wächst die Kritik an kostenlosen Corona-Test für Reisende aus Risikogebieten im Ausland. Aus Sicht von SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil und Hamburgs Erstem Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) sollten Urlauber aus Risikogebieten Corona-Pflichttests selbst zahlen. Ähnlich äußerte sich am Montag Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU). Innenstaatssekretär Günter Krings (CDU) schlug die Einführung einer Anzeigepflicht vor geplanten Reisen in Risikogebiete vor. (dpa)


 

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