Mit Spanien und den Niederlanden sind nun zwei beliebte Urlaubsländer neue Hochinzidenzgebiete. Das verunsichert viele Reisende, die sich nun fragen: Sollte ich in einem solchen Land noch Urlaub machen - unabhängig von praktischen Erwägungen wie einer Quarantäne für Ungeimpfte bei Rückkehr nach Deutschland?
Über das gesundheitliche Risiko von Reisen in Hochinzidenzgebiete spricht der Virologe Prof. Jonas Schmidt-Chanasit mit dem dpa-Themendienst. Der Experte arbeitet am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg und stellt klar: Pauschal lässt sich das Risiko nicht bewerten. Es komme auf die Art des Urlaubs an. «Keine Reise ist wie die andere, und jeder Reisende ist anders.»
Gibt es überhaupt ein Risiko, wenn ich voll geimpft bin?
Eine Impfung sei kein «Persil-Schein», alle Schutzmaßnahmen bei einem extrem hohen Infektionsgeschehen über Bord zu werfen, betont der Experte. Geimpft zu sein führe nicht zwangsläufig zu einer sterilen Immunität. «Das heißt, ich kann mich noch anstecken und das Virus auch weitergeben, wenn auch seltener als Ungeimpfte. Aber ich bin sehr gut vor schweren oder gar tödlichen Verläufen geschützt.»
Schmidt-Chanasit sagt daher ganz klar: «Ich würde vor einer Reise immer empfehlen, rechtzeitig geimpft zu sein.» Kinder unter zwölf Jahren haben diese Möglichkeit derzeit allerdings nicht.
Macht es überhaupt einen Unterschied, wenn die Corona-Zahlen in Deutschland ebenfalls steigen? Setze ich mich durch den Urlaub dann überhaupt einem zusätzlichen Risiko aus?
«Es kommt darauf an, wie ich mich verhalte und wo ich mich aufhalte», antwortet Schmidt-Chanasit. «Wenn ich am Ballermann feiern gehe, ist es klar, dass ich ein höheres Risiko habe. Man sollte sich schon fragen: Kann ich nicht eine andere Art von Urlaub machen?» Das heiße nicht, dass man nicht nach Spanien könne. «Nur Discos und Veranstaltungen mit Menschenmassen sollte ich möglichst vermeiden.»
Ab einer gewissen Inzidenz - zum Beispiel 800 oder gar 1000 - mache es dann schon einen Unterschied, wenn die Inzidenz in Deutschland etwa bei 50 liegt. «Das gilt auch für Alltagssituationen.»