Deal im Prozess gegen Alfons Schuhbeck

| War noch was…? War noch was…?

«Das Leben hat mich weit nach oben geführt und nun wieder ganz nach unten», sagt Alfons Schuhbeck vor dem Landgericht München I. Er habe gedacht: «Ich darf nur Gas geben, sonst bin ich keiner und verliere alles, was ich aufgebaut habe.» Dann legt er ein Geständnis ab im neuen Prozess gegen ihn. 

«Ich will mich diesem Verfahren stellen und räume den Sachverhalt der Anklage ein», liest er aus einer Erklärung vor. «Den angerichteten Schaden und die Sorgen und Nöte meiner Gläubiger bereue ich zutiefst. Ich entschuldige mich dafür.»

Deal: Vier Jahre bis vier Jahre und acht Monate

Damit räumt der 76-Jährige die Vorwürfe der Insolvenzverschleppung und des Betrugs mit Coronahilfen ein. Das Geständnis ist Teil eines sogenannten Deals zwischen allen Verfahrensbeteiligten. Schuhbeck erwartet nun - wenn sich im Prozess nichts ergibt, was dem entgegensteht - eine Gesamtstrafe zwischen mindestens vier und höchstens vier Jahren und acht Monaten. 

Darin eingerechnet sind allerdings schon die drei Jahre und zwei Monate, zu denen das Landgericht Schuhbeck bereits im Jahr 2022 wegen Steuerhinterziehung verurteilt hatte. Eine solche rückwirkende Bildung einer Gesamtstrafe ist dann vom Gesetzgeber vorgesehen, wenn die Taten zeitlich so liegen, dass sie auch schon im ersten Prozess hätten angeklagt werden können. Und das ist hier der Fall, weil sie sich auf die Zeit vor dem letzten Urteil beziehen. 

Wie die Sprecherin der Staatsanwaltschaft München I, Anne Leiding, erläutert, darf es nicht zulasten eines Angeklagten gehen, wenn die Staatsanwaltschaft für die Ermittlungen und die Anklageerhebung länger braucht. 

Schuhbeck wusste schon lange vor Insolvenz von der Pleite

Laut aktueller Anklage hat Schuhbeck in zahlreichen Fällen - schon lange, bevor für seine Restaurants, seinen Partyservice oder seinen Gewürzladen Insolvenz beantragt wurde - gewusst, dass die Unternehmen pleite sind. Dann soll er während der Pandemie zu Unrecht Coronahilfen beantragt haben, um die finanziellen Löcher zu stopfen. 

Die Hilfen hätte er laut Staatsanwaltschaft gar nicht beantragen dürfen, weil die jeweiligen Unternehmen «bereits vor der Corona-Krise in erheblicher wirtschaftlicher Notlage» gewesen seien. Fast zwei Stunden lang dauert es, bis Staatsanwältin Stephanie Bachmeier die umfangreiche Anklage verlesen hat. 

Schuhbeck, «Koch, Kochbuchautor, Gastwirt, Fernsehkoch und Unternehmer», der bei der Abfrage seiner persönlichen Verhältnisse «Rentner» als Beruf angibt, wirft die Anklage dabei unter anderem «groben Eigennutz» vor - Insolvenzverschleppung, Betrug, Subventionsbetrug, versuchten Betrug, vorsätzlichen Bankrott und vorsätzliche Verletzung der Buchführungspflicht. 

Er habe «schon einige Zeit vor 2020 erkannt, dass die Einnahmen nicht mehr ausreichen», dass es «schwierig wird, mit hohen Mieten, Kosten für Personal», gibt Schuhbeck zu. Er habe den Überblick verloren. «Das war alles wirtschaftlich nicht mehr zu meistern.»

Schuhbeck unheilbar an Krebs erkrankt

Doch all das ist derzeit womöglich seine geringste Sorge. Nach Angaben seines Anwalts Norbert Scharf ist eine schwere und unheilbare Krebserkrankung des 76-Jährigen ein Grund dafür, dass Schuhbeck und seine Verteidiger dem Deal zustimmen und so ein langes Verfahren verhindern wollen. 

Schuhbeck sei seit Monaten in Behandlung, habe operiert werden müssen. Die Erkrankung ist auch der Grund dafür, dass seine Haftstrafe, die er zuletzt in einer Außenstelle der Justizvollzugsanstalt Landsberg am Lech absaß, derzeit ausgesetzt ist. 

Haftunterbrechung zunächst bis September

«Herr Schuhbeck ist mittlerweile ein schwer kranker Mann im Alter von 76 Jahren. Eine nicht heilbare Krebserkrankung belastet ihn seit einigen Monaten akut und stark, dies psychisch wie physisch», teilen Schuhbecks Anwälte nach seinem Geständnis schriftlich mit. Ob er unter diesen Umständen überhaupt jemals wieder ins Gefängnis muss, ist unklar. Die bisherige Haftunterbrechung dauert noch bis Mitte September. So lange bleibt Schuhbeck, der nach Angaben seiner Anwälte «unter den gegebenen Bedingungen zurückgezogen» lebt, auf freiem Fuß. 

Neues Kochbuch

Schuhbeck, der sich derzeit als «vermögenslos, ohne Einnahmen» bezeichnet und nach eigenen Angaben auch keine Altersvorsorge hat, sagt aber, er wolle arbeiten - und das Geld, das er schuldet, irgendwie zurückzahlen. Er habe «in der Haft ein neues Kochbuch geschrieben, damit die Einnahmen aus dem Verkauf an den Insolvenzverwalter gehen können», sagt er. «Ein zweites Buch ist fast fertig.» (dpa)


Zurück

Vielleicht auch interessant

Ein ungewöhnliches tierisches Problem beschäftigt die Inhaberin eines Restaurants in Studen in der Schweiz. Ein großer Wels, der in dem betriebseigenen Teich lebt, dezimiert dort den Bestand an Zierenten. Dutzende Hobbyfischer versuchten bereits erfolglos ihr Glück.

Der niedersächsische Landtag wird sich mit der Zukunft des maroden, denkmalgeschützten Leuchtturms «Roter Sand» beschäftigen müssen. Eine Petition für den Erhalt des Denkmals in der Wesermündung erreichte mehr als 5.000 Stimmen - genug für eine Anhörung im Ausschuss. 

Beim Nachfüllen einer Tischlaterne mit Brennstoff ist in einem Restaurant in Jena eine Verpuffung entstanden, bei der drei Menschen teils schwer verletzt worden sind. Nach Angaben der Polizei stand auch der Außenbereich des Lokals kurzzeitig in Flammen.

Der Seniorchef des Hotel Eisvogel in Bad Gögging, Karl Zettl, ist für sein Lebenswerk ausgezeichnet worden. Mit dem Preis würdigte die Jury Zettls langjähriges Engagement für den Tourismus in Niederbayern sowie seinen Beitrag zur positiven Entwicklung des Kurorts.

Wie kamen die mutmaßlichen Entführer in Kontakt mit der Familie Block? Diese Frage beschäftigt das Landgericht Hamburg derzeit im Prozess. Ein wichtiger Zeuge sagt dazu aus.

Schmeckt wie Fleisch, ist aber keins. Vegane Metzgereien bieten bundesweit pflanzliche Produkte an, die an Schnitzel oder Wurst erinnern - aber aus Weizen oder Erbsen sind. Ist das Kundentäuschung?

Das Ringen um die Genehmigung dauerte: Ende Oktober kann nun der Transport eines alten Bundeswehr-Airbus in den Serengeti-Park in Niedersachsen losgehen. Dort soll zum nächsten Sommer ein Restaurant entstehen.

Die voraussichtliche Menge der Weinernte in Deutschland im Jahr 2025 wird aktuell von zwei Institutionen unterschiedlich bewertet. Während das Statistische Bundesamt auf Basis einer Schätzung zum 20. September 2025 eine Steigerung prognostizierte, sieht das Deutsche Weininstitut die Ertragsmenge nun geringer.

In einem Hotel im Erfurter Stadtteil Daberstedt kam es in der Nacht zum Montag zu einem Einbruchsdiebstahl mit erheblichem Bargelderlös. Den Tätern gelang es, aus einem Tresor eine Summe von knapp 17.000 Euro in bar zu entwenden.

Die Kreisstelle München des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes lädt zur "Gastgeber-Olympiade" ein, um die Olympia-Bewerbung der Landeshauptstadt München öffentlichkeitswirksam zu unterstützen. Auf dem Wettkampfplan stehen Bierkrugstemmen, Breznformen und Kissen beziehen.