Minus-Rekord für deutsche Brauer im ersten Halbjahr

| Zahlen & Fakten Zahlen & Fakten

Die deutschen Brauereien haben in den ersten sechs Monaten dieses Jahres so wenig Bier verkauft, wie noch nie zuvor in einem ersten Halbjahr. Der Absatz sank in der Jahresfrist um 2,7 Prozent auf rund 4,6 Milliarden Liter, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag berichtete.

Als Grund nannte der Deutsche Brauerbund den kühlen Mai und den vergleichsweise hohen Bierverkauf im Juni vergangenen Jahres zum Auftakt der Fußball-Weltmeisterschaft. Die verschiedenen Biermischungen machten knapp 5 Prozent der Gesamtmenge aus und gaben mit einem Minus von 1,5 Prozent nicht ganz so stark nach. Alkoholfreie Sorten werden in der Steuerstatistik nicht erfasst. (dpa)

Biermischungen – Bier gemischt mit Limonade, Cola, Fruchtsäften und anderen alkoholfreien Zusätzen – machten im 1. Halbjahr 2019 mit 221 Millionen Litern 4,8 Prozent des gesamten Bierabsatzes aus. Gegenüber dem 1. Halbjahr 2018 wurden 1,5 Prozent weniger Biermischungen abgesetzt. 

81,7 Prozent des gesamten Bierabsatzes waren für den Inlandsverbrauch bestimmt und wurden versteuert. Der Inlandsabsatz sank im Vergleich zum 1. Halbjahr 2018 um 2,7 Prozent auf 3,7 Milliarden Liter. Steuerfrei (Exporte und Haustrunk) wurden 838,7 Millionen Liter Bier abgesetzt (-2,6 Prozent). Davon gingen 446,3 Millionen Liter (-6,1 Prozent) in EU-Staaten, 386,6 Millionen Liter (+1,7 Prozent) in Nicht-EU-Staaten und 5,8 Millionen Liter (-3,0 Prozent) unentgeltlich an die Beschäftigten der Brauereien.

Ein Teil des Absatzrückgangs war vorhersehbar, denn das Vorjahr hatte mit einem Jahrhundertsommer und der Fußball-Weltmeisterschaft der Männer sehr gute Rahmenbedingungen für einen erhöhten Bierkonsum.

Dass gleichwohl 2018 mengenmäßig nur das zweitschwächste Bierjahr herauskam, zeigte bereits die ernüchternde Richtung für die folgenden  Jahre und wurde in der Branche als Alarmsignal gewertet.

Im ersten Halbjahr 2019 schwächelte der Absatz wie erwartet in nahezu allen Bereichen: Das überragend wichtige Inlandsgeschäft (minus 2,7 Prozent) fiel ebenso zurück wie der Export in die EU-Staaten (minus 6,1 Prozent) und die steuerfreie Abgabe des so genannten Haustrunks an die Beschäftigten der Brauereien (minus 3,0 Prozent). Lediglich der mit 387 Millionen Litern vergleichsweise kleine Export nach Übersee legte um 1,7 Prozent zu. Die verschiedenen Biermischungen machten knapp 5 Prozent der Gesamtmenge aus und gaben mit einem Minus von 1,5 Prozent nicht ganz so stark nach.

«Bis April war die Welt für die deutschen Brauer noch in Ordnung, bevor die Absätze in den Keller gingen», sagt Veltins-Chef Michael Huber. Im kühlen Mai und im fußballfreien Juni mussten die Brauer jeweils Absatzrückgänge von um die 10 Prozent hinnehmen. Trotz wieder besserer Zahlen im Juli stellt sich der Veltins-Manager auf schwierige Zeiten ein: «Es wird ein beinhartes zweites Halbjahr werden, in dessen Verlauf es der deutschen Brauindustrie kaum gelingen dürfte, die verlorene Menge aufzuholen.»

Langfristig hält in Deutschland der Trend zu einem geringeren Bierkonsum an. Daran ändert auch die zuletzt auf 1659 gestiegene Zahl der amtlich registrierten Braustätten wenig, denn die Neueröffnungen sind in der Regel kleine handwerkliche Betriebe mit geringen Mengen.

Bekannte Gründe für den sinkenden Pro-Kopf-Verbrauch (2018: 94,2 Liter) sind das steigende Durchschnittsalter der Bevölkerung und ein aus Gesundheitsaspekten allgemein reduzierter Alkoholkonsum. Davon wird aber beispielsweise Wein nicht erfasst, von dem nach Angaben des Deutschen Wein-Instituts seit Jahren konstant rund 2 Milliarden Liter jährlich konsumiert werden.

Nach Recherchen des Branchendienstes «Inside» haben sich die führenden Biermarken sehr unterschiedlich entwickelt. Nur wenige, zuvor gebeutelte Marken wie Warsteiner oder Hasseröder gewannen leicht Marktanteile hinzu, während Marktführer Krombacher wie die Verfolger Bitburger und Veltins Mengenverluste zwischen 2 und 3 Prozent hinnehmen mussten. Die meisten Unternehmen haben aber Preissteigerungen durchgesetzt. Am stärksten verlor der Billiganbieter und Marktzweite Oettinger, dessen Absatz laut Inside um 9,5 Prozent absackte.

Der Deutsche Brauer-Bund weist auf die alkoholfreien Sorten hin, die sich zu einem bedeutenden Wachstumsmarkt entwickelt hätten, aber nicht von der Steuerstatistik erfasst werden. Anfang Mai lag der Absatz um 6,5 Prozent über dem Vorjahreszeitraum, wie der Verband berichtet. Der Marktanteil beträgt etwa 7 Prozent. «Aktuellere Zahlen liegen noch nicht vor, doch ist damit zu rechnen, dass die positive Entwicklung in diesem Segment anhält und in Zukunft jedes zehnte in Deutschland gebraute Bier alkoholfrei sein wird», sagt dazu Brauer-Bund-Hauptgeschäftsführer Holger Eichele. (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

McDonald's Deutschland hat die Ergebnisse der fünften Ausbildungsstudie veröffentlicht. Diese offenbaren eine zunehmende Verunsicherung und eine skeptische Haltung bezüglich der gesellschaftlichen Durchlässigkeit und der Wirkung von Leistung.

Viele Beschäftigte winken bei Weiterbildungen ab – weil sie weder mehr Gehalt noch Aufstiegschancen erwarten. Experten sehen darin eine Bürde für die Wirtschaftskraft - und wollen Hürden abbauen.

Künstliche Intelligenz macht im Beruf vieles einfacher – aber wer steht gerade, wenn die Tools fehlerhafte Ergebnisse ausspucken? Eine Rechtsexpertin ordnet ein.

Die Verdienstgrenze für Millionen Minijobber steigt zum 1. Januar auf 603 Euro und zum 1. Januar 2027 auf 633 Euro. Die Grenze wird aufgrund ihrer Koppelung an den gesetzlichen Mindestlohn erhöht: Jede Erhöhung führt automatisch zur Anpassung der Minijobgrenze.

Jedes zwölfte Unternehmen in Deutschland fürchtet nach einer aktuellen Umfrage des Ifo-Instituts akut um die eigene Existenz. Als größte Gefahr sehen die Unternehmen demnach branchenübergreifend Auftragsmangel, der finanzielle Engpässe nach sich zieht.

Der Arbeitgeber fordert eine Krankschreibung - jetzt muss es schnell gehen. Doch auf Angebote im Netz sollte man sich nicht ungeprüft einlassen, zeigt ein Urteil. Die Folgen können erheblich sein.

Sind Schnee, Schneematsch oder Glätte vorhergesagt, wird der Arbeitsweg unter Umständen zur Geduldsprobe. Aber was passiert, wenn Beschäftigte zu spät zur Arbeit kommen?

Die Konjunkturlage im Gastgewerbe zeigt eine anhaltende Abschwächung. Nachdem das Statistische Bundesamt (Destatis) heute für den September 2025 einen Umsatzrückgang meldete, bestätigt der aktuelle DATEV Mittelstandsindex für Oktober 2025 diesen negativen Trend und zeigt eine weitere deutliche Verschlechterung in der Branche.

Der Anteil der von Fachkräftemangel betroffenen Unternehmen in Deutschland hat sich weiter verringert. Trotz des allgemeinen Rückgangs bleibt der Wert im Dienstleistungssektor, insbesondere in der Gastronomie und Hotellerie, weiterhin hoch.

Hochverarbeitete Lebensmitteln sind praktisch und allgegenwärtig. Doch was auf den ersten Blick nach bequemer, schneller Mahlzeit aussieht, kann der Gesundheit langfristig schaden. Die zunehmend von hochverarbeiteten Lebensmitteln dominierte Ernährung trage zum Anstieg von Fettleibigkeit, Diabetes und psychischen Erkrankungen bei, so eine Studie.