Automatenwirtschaft sieht sich von illegaler Konkurrenz bedrängt

| Gastronomie Gastronomie

Die Deutsche Automatenwirtschaft sieht sich durch illegale Geldspielgeräte und staatliche Regulierung in ihrer Existenz bedroht. Immer mehr Betriebe müssten aufgeben oder würden vom Markt verdrängt, sagte Georg Stecker, Vorstandssprecher des Dachverbands der Deutschen Automatenwirtschaft, der Deutschen Presse-Agentur in Hamburg. «Und dies geschieht ganz massiv durch eine falsche Regulierung, also durch Abstandsregeln oder das Verbot von Mehrfachkonzessionen.»

Tausende Arbeitsplätze stünden auf dem Spiel, so Stecker weiter. «Viele Unternehmen sind bereits zerstört worden.» Zudem sei der Jugend- und Spielerschutz durch illegale Angebote gefährdet.

Belege dafür sieht er in zwei Studien, die zum einen den starken Zuwachs illegaler Geldspielautomaten in Deutschland aufzeigen, zum anderen hohe Umsatzeinbrüche in der legalen Unterhaltungsautomatenwirtschaft durch staatliche Regulierung.

In Letzterer kommt Hans-Günther Vieweg vom Kölner Institut für Handelsforschung (IFH) zu der Prognose, dass die Branche nach einem coronabedingten Umsatzeinbruch von 45 Prozent auf 3,6 Milliarden Euro im Jahr 2020 auch 2021 von einem weiteren Minus bei den Spielgeräteumsätzen von etwa einem Drittel oder 1,9 Milliarden Euro ausgehen müsse.

Der Umsatzverlust liegt demnach noch über dem in der Gastronomie, die von der Corona-Pandemie ebenfalls hart getroffen wurde. In Gastronomie-Betrieben standen 2020 etwa ein Drittel der damals noch rund 210 000 Geldspielautomaten in Deutschland. «Dieser verglichen mit der Gastronomie zusätzliche Umsatzverlust in Höhe von 600 Millionen Euro wurde im Wesentlichen durch die das gewerbliche Automatenspiel stark reduzierende und einschränkende Regulierung verursacht», heißt es in der Vieweg-Studie. Zugleich werde damit der Kanalisierungsauftrag ins legale Glücksspiel konterkariert.

Für 2021 erwartet Vieweg ein weiteres Minus bei der Zahl der Geräte - um 20 Prozent auf dann noch 170 000. Verglichen mit 2014 wäre das ein Rückgang des gewerblichen Automatenspiels um insgesamt 63 Prozent.

Neben der Verknappung des Angebots über Abstandsregeln, dem Verbot von Mehrfachkonzessionen für Spielhallen und der Beschränkung auf nur noch zwei Geräte in der Gastronomie werde das Automatenspiel mit der technischen Richtlinie 5 auch künstlich unattraktiv gemacht, sagte Stecker. Diese Richtlinie gilt seit anderthalb Jahren.

«Wenn die Spielabläufe künstlich verlangsamt werden und der Spieler künstlich Pausen ausgesetzt wird, führt das dazu, dass das Interesse an diesem Spiel nachlässt», sagte Stecker. Das spiele illegalen Anbietern in die Hände. «Sie landen dann in "Pseudo-Spielhallen" oder in der "Pseudo-Gastronomie" mit illegalen Geräten oder in irgendwelchen Hinterzimmern von Kiosken - ohne irgendwelchen Spielerschutz.»

In seiner im Februar veröffentlichten Feldstudie «Einblicke in den illegalen Glücksspielmarkt 2021» hatte Jürgen Trümper vom Arbeitskreis gegen Spielsucht diesen Zusammenhang ebenfalls aufgezeigt: Jedes dritte von ihm in über 1400 Spielstätten in 13 Bundesländern in Augenschein genommene Gerät war demnach illegal. Diesen Zuwachs hatte auch er mit der geringen Gewinn-, aber auch Verlusterwartung bei den legalen Geräten begründet.

Anders als Stecker hatte sich Trümper aber gegen Lockerungen für die legalen Geldspielgeräte ausgesprochen und eine bessere Bekämpfung des illegalen Angebots gefordert.

«Wenn Sie den Sumpf der Illegalen austrocknen wollen, dann müssen Sie den legal betriebenen Unternehmen mehr Möglichkeiten geben», sagte hingegen Stecker. «Das heißt zum Beispiel die Erlaubnis, mehr Spielgeräte aufzustellen oder attraktivere.»

Wichtig sei, dass bei der Regulierung auf Qualität gesetzt werde. «Dass geschaut wird, ob die Betreiber zertifiziert sind oder bestimmte Standards erfüllen (...) Wenn aber nur der Zollstock angelegt wird und die Entfernung zur nächsten Spielhalle darüber entscheidet, wer geschlossen wird, dann ist das fatal - und zwar nicht nur für die ordentlichen Unternehmen, sondern auch für den Jugend- und Spielerschutz.»

Die Reduzierung des Angebots finde derzeit ausschließlich im legalen Bereich statt. «Das heißt, die ordentlichen Betriebe - grundsolide Unternehmen, familiengeführt oft in der zweiten, dritten Generation, mit ausgebildeten und sozialversicherungspflichtig beschäftigten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern - werden abgebaut.»

In den Unternehmen der Unterhaltungsautomatenwirtschaft arbeiten in Deutschland laut Dachverband rund 70 000 Menschen, davon zwei Drittel Frauen. Derzeit gebe es 500 Auszubildende in den beiden automatenspezifischen Berufen Fachkraft für Automatenservice und Automatenfachfrau/-mann. Darüber hinaus werde in zahlreichen weiteren Berufen ausgebildet. (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Die Concept Family Franchise AG erweitert ihr Gastronomieangebot in der Metropolregion Rhein-Neckar. Das Ganztagesrestaurant Wilma Wunder eröffnet am 9. Dezember 2025 im Rhein-Neckar-Zentrum in Viernheim seinen 13. Standort in Deutschland.

Eine neue Umfrage zeigt, welche Potenziale und Risiken virale Social-Media-Trends für Kleinunternehmen bergen. Insbesondere in der Gastronomie hadern Betriebe mit der Trendidentifikation und dem finanziellen Risiko, obwohl die Übernahme einen positiven Einfluss auf den Umsatz haben kann.

Der Guide Michelin erweitert sein Bewertungssystem und führt eine neue Auszeichnung für Weingüter ein. Nach den Sternen für Restaurants und den 2024 präsentierten Keys für Hotels sollen die neuen Trauben einen Maßstab für die besten Weingüter weltweit setzen.

Im Europa-Park wurde der Grundstein für ein neues Mitarbeiter-Restaurant mit integrierter Zentralküche gelegt. Das Bauvorhaben erstreckt sich über vier Stockwerke mit insgesamt 4.500 Quadratmetern Fläche und soll im August 2026 fertiggestellt werden.

Im Kindercafé in Lüneburg beschwert sich wohl niemand über laute Kinder. Im Gegenteil. Laut und lustig soll es zugehen. Solche Orte sind in Städten immer häufiger zu finden.

Nach sechs Jahren Abwesenheit kehrt Jamie's Italian mit einem neuen strategischen Partner und einem überarbeiteten Konzept in die britische Gastronomieszene zurück. Die Neueröffnung soll im Frühjahr 2026 in London stattfinden.

Der Landkreis Harz treibt die touristische Entwicklung des Brockenplateaus voran und setzt dabei auf ein neues Gastronomiekonzept: Die Restaurantkette Timberjacks soll das kulinarische Angebot auf dem höchsten Gipfel Norddeutschlands übernehmen. Auch das Hotel soll ausgebaut werden. Die Eröffnung ist für das Jahr 2027 geplant.

Aktuelle Daten von OpenTable beleuchten die Entwicklungen der deutschen Gastronomiebranche im kommenden Jahr. Im Mittelpunkt stehen der Wunsch nach gemeinsamen Erlebnissen, die Bereitschaft für Spontanität und ein anhaltendes Wachstum bei speziellen Anlässen.

Der Harzer Kreistag hat einstimmig über die Vergabe der Bewirtschaftung von Hotel und Gastronomie auf dem Brocken entschieden. Demnach ist Landrat Thomas Balcerowski (CDU) beauftragt, mit einem Göttinger Restaurantketten-Betreiber über einen Gewerbepachtvertrag zu verhandeln, teilte ein Landkreissprecher am Abend mit. 

Reserviert und dann einfach weg? Für Gastronomen sind unentschuldigte "No-Shows" mehr als nur eine Lappalie – sie bedeuten massive Umsatzeinbußen und weniger Trinkgeld für das Personal. Eine Umfrage zeigt, wie weit verbreitet das Problem ist und welche drastischen Maßnahmen Gastwirte jetzt ergreifen.