Trauer um FCSI-Ehrenpräsident Gerhard Franzen

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Gerhard Franzen, Gründer und Ehrenpräsident des FCSI Deutschland-Österreich e.V., ist am 28. Januar 2022 nach kurzer, schwerer Krankheit im Alter von 79 Jahren verstorben. Mit ihm verliert die Branche das Urgestein eines Experten, einen Förderer und Berater, der sich in unterschiedlichsten Positionen große Verdienste für das gastgebende Gewerbe in Deutschland erworben hat.

Ein Blick in die Vita von Gerhard Franzen bestätigt seine Energie, Visionen zu entwickeln und Projekte auf den Weg zu bringen, die richtungsweisend sind. Der Mann, der von 1982 – 1996 an der Spitze des DEHOGA Saarland stand, hat in dieser Zeit Akzente gesetzt, die auch bundesweit Nachahmer fanden. Berufsausbildung, Weiterbildung und Prüfungswesen, diesen Themen hat sich Gerhard Franzen mit Nachdruck gewidmet, um die Qualität der Bildungsmöglichkeiten zu verbessern. Ihm war es seinerzeit gelungen, dass Köche im dritten Ausbildungsjahr im Saarland eine überbetriebliche Unterweisung erfahren, um mögliche Ausbildungsdefizite aufzuarbeiten. Guter Nachwuchs als tragende Säule für die Branche war dem gebürtigen Belgier stets ein Anliegen. In der Zeit seiner Präsidentschaft wurde in Saarbrücken die „Hotelfachschule des Saarlandes“ errichtet. Mit aller Kraft setzte er sich für die Einführung des „Saarländischen Wirtebriefes“ ein, den er später ebenfalls erfolgreich im Land Brandenburg mit dem „Brandenburgischen Wirte- und Hotelierbrief“ weiterführen konnte (dort in Mitträgerschaft des Hotel- und Gaststättenverbandes Brandenburg e.V., der sich 1996 auch die IHK Potsdam anschloss). 

Ein weiterer „Exportschlager“ war die „Wirtefeuerwehr“. Dieser Zusammenschluss von Wirten aus dem Saarland steht bei großen Festveranstaltungen Gewehr bei Fuß, um dem Veranstalter professionell unter die Arme zu greifen. Geboren wurde diese Idee aus der Problematik der Vereins- und Schwarzgastronomie, die Gerhard Franzen früh erkannte, und mit der auch heute noch Kollegen von Bayern bis zur Ostsee zu kämpfen haben. Verhandlungsgeschick wurde dem Sohn eines Juristen wohl von zu Hause aus mitgegeben.

Im Pfadfinderlager fing alles an

Wie so oft, hatte der Herr Papa ganz andere Absichten mit dem Sohn. Doch dann kam das Pfadfinderlager, bei dem Franzens Eltern für die Küche eines Zeltlagers zuständig waren. Dies begeistere den Elfjährigen so, dass er unbedingt Koch werden wollte. Er setzte sich mit seinem Berufswunsch durch und absolvierte in Folge eine Ausbildung zum Diplom-Hotelkaufmann mit Meisterbriefen im Koch- und Servicebereich. Der Wehrdienst führte Gerhard Franzen nach Deutschland, als Küchenleiter des Nato-Offizierskasinos in Köln. 1983 wechselte er die „Fronten“ und startete als Unternehmensberater für Tourismus, Hotellerie, Gastronomie und das Back- und Konditorenhandwerk. Sein Engagement für die Branche kam auch beim „Aufbau Ost“ zum Tragen. Nach einigen Jahren zwischen Saarland und Potsdam entschied sich Gerhard Franzen, nicht nur der Liebe wegen, für Brandenburg, obwohl Standorte und Länder für ihn, einen überzeugten Europäer, nie ausschlaggebend waren.

Seine Internationalität kam ihm auch in seinem Engagement für den FCSI (Foodservice Consultant Society International) zugute. Frühzeitig hatte er erkannt, dass die Zukunft von Beratern und Planern für die gastgebende Branche davon abhängt, über den Tellerrand und nationale Grenzen hinweg zu schauen. Deshalb war es für ihn ein richtungsweisender Schritt, den ehemaligen Verband „B.I.G. / Berater im Gastgewerbe“ auf internationales Parkett zu führen. Hierfür war der FCSI die richtige Adresse. Der weltweite Verband der Gastronomieplaner und –berater ist die einzige Institution mit mehr als 1.400 Mitgliedern in über 40 Ländern, die sich mit hohen Standards und einem eigenen Ehrenkodex hohes Ansehen in der Branche erworben hat.

Nach der Gründung des FCSI Deutschland-Österreich e.V. war sein Rat bald auch international gefragt. Als europäischer Schatzmeister des FCSI wusste er sich durchzusetzen und hatte stets den Daumen auf dem Etat. Mit großem Elan hat er drei Europakonferenzen in Wien, Berlin und Prag organisiert. Legendär bleibt sein Auftritt als Weihnachtsmann mit Saxophon auf dem Wiener Kongress 2003, für den er eigens Musikunterricht auf diesem Instrument genommen hatte. Als Dank für sein Engagement wurde Gerhard Franzen die größte Ehre zuteil, die der FCSI zu vergeben hat. Er wurde in die Runde der „Fellows“ berufen, zu denen auch alte Weggefährten wie die weltweiten Präsidenten Scott D. Legge (2000 – 2002) und Albert Da Costa (2002 – 2004) zählen, mit denen er bis zu seinem Tod verbunden blieb. Vielen Mitgliedern und Förderern des FCSI wird Gerhard Franzen durch seinen starken Auftritt beim 20jährigen Jubiläum des Verbandes im November 2019 in Meran in Erinnerung bleiben, bei dem er sich unter anderem von seiner jahrelangen Weggefährtin und Pressesprecherin des FCSI, Hildegard Dorn-Petersen, verabschiedete.       

Eine starke Persönlichkeit, die überzeugt

Gerhard Franzen war ein Ehrenmann. Wem er sein Wort gab, der konnte sich darauf verlassen. Dennoch hat er unter Kollegen und Kunden den offenen Diskurs nie gescheut und manchmal auch genüsslich ausgefochten. Freundschaft hatte für ihn einen hohen Stellenwert, und wem er diese antrug durfte sich glücklich schätzen.

Obwohl Gerhard Franzen in den vergangenen 30 Jahren mindestens ebenso viele Ehrenämter innehatte, ging es ihm niemals darum, Posten und Pöstchen aus Eitelkeit zu sammeln. Seit 1990 war er unter anderem Vorstandsvorsitzender des „Versorgungswerkes des Hotel- und Gaststättengewerbes“. Das juristische Fingerspitzengefühl wurde dem Routinier in Sachen Verbandsarbeit offensichtlich in die Wiege gelegt. Er war ein wandelndes Lexikon über Vorschriften und Gesetze im gastgebenden Gewerbe, und wusste oftmals nicht nur die passenden Paragrafen, sondern auch die Wege, wie man diese elegant umgehen kann. Dieser Passion blieb er bis zuletzt treu, als ihm die Gemeindevertreter an seinem Wohnort im brandenburgischen Dallgow die Rolle als Schlichter für nachbarschaftliche Streitigkeiten übertragen haben.

Über Jahrzehnte hat sich Gerhard Franzen für die Zukunft der gastgebenden Branche in Deutschland und insbesondere für die Nachwuchsförderung engagiert. So verwundert es nicht, dass er auch über seinen Tod hinaus auf welkende Blumengaben verzichtet und stattdessen um Spenden für den Verein zur Förderung von Wissenschaft, Forschung und Bildung im Deutschen Hotel- und Gastgewerbe e.V. bittet.

Spenden für den Verein zur Förderung von Wissenschaft, Forschung und Bildung im Deutschen Hotel- und Gastgewerbe e.V unter folgender Bankverbindung: IBAN DE03 3807 0059 0125 5801 00, BIC DEUTDEDK380  


 

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