Antisemitismus-Vorwürfe gegen Westin Hotel - „Die Zeit“: Kein Zeuge bestätigt Ofarims Version

| Hotellerie Hotellerie

Im Abschlussbericht einer Anwaltskanzlei, die vom Leipziger Westin Hotel beauftragt wurde, bestätigt nach Informationen der „Zeit“ kein einziger Befragter eine antisemitische Beleidigung des Musikers. Ofarim hüllt sich derweil in Schweigen.

Nach Informationen der Wochenzeitung hat keiner der von einer Rechtsanwaltskanzlei befragten Zeugen des Abends eine antisemitische Beleidigung vernommen. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. Die „Zeit“ bezieht sich in ihrer aktuellen Ausgabe auf den 118 Seiten langen Abschlussbericht der von den Hotelbetreibern beauftragten Rechtsanwaltskanzlei Pauka & Link. Die Anwälte der Kanzlei ermittelten parallel zur Leipziger Staatsanwaltschaft. Sie konnten mit Mitarbeitern und Gästen sprechen sowie Videomaterial der Überwachungskameras auswerten. Auch die Staatsanwaltschaft habe laut dem Sprecher ein Gutachten zu den Ereignissen in dem Leipziger Hotel in Auftrag gegeben. Dieses liege demnach allerdings noch nicht vor.

Ofarim soll mit Instagram-Video gedroht haben, das „viral geht“

Nach Aussage von Zeugen im Bericht der Kanzlei sei von Ofarims Kette mit einem Davidstern in der Hotellobby keine Rede gewesen. Vielmehr sei der Musiker in Konflikt mit einem Mitarbeiter des Hotels geraten, weil dieser andere Kunden Ofarims Auffassung nach bevorzugt behandelt habe. Ofarim selbst soll daher gedroht haben, ein Video bei Instagram hochzuladen, das „viral gehen“ werde. So schildern die Szene zwei Mitarbeiterinnen und drei Gäste. Ofarim äußerte sich auf Nachfrage der "Zeit" nicht zu den Erkenntnissen.

Darüber hinaus hat der Sachverständige George A. Rauscher im Auftrag der Kanzlei Pauka & Link ein Gutachten erstellt, über dessen Inhalte die "Zeit" berichtet. Es kommt zu dem Schluss, dass die vom Hotel vorgelegten Aufnahmen der Überwachungskameras mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht manipuliert worden seien. Mit ebenfalls an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit habe der Musiker seine Kette auf den vorgelegten Videosequenzen nicht sichtbar getragen – weder bei Ankunft vor dem Haus, noch beim Betreten der Lobby, noch an der Rezeption, noch beim Verlassen der Lobby.

Hotel wird nach Vorfall „bepöbelt“

Nach Darstellung der „Zeit“ war der Empfang beim Einchecken von Ofarim unterbesetzt, „mindestens“ sieben Personen seien Schlange gestanden. Zwei von ihnen seien Stammgäste gewesen, für die Zimmerkarten immer schon bereitlägen, daher hätten sie sich direkt an den Mitarbeiter W. gewandt. Sie müssten auch keinen Meldebogen ausfüllen. Daran habe sich Ofarim offenkundig gestört und gefragt, „was an ihnen so besonders sei“. Vor einer Plexiglas-Trennscheibe habe der Musiker dann gestikuliert.

Nicht ausgeschlossen sei es, dass Ofarim seine Halskette erst nach dem Vorfall unter dem T-Shirt hervor gezogen habe: „Die Bilder sind allerdings verschwommen.“ Jedenfalls habe der Künstler Minuten nach der Auseinandersetzung vor dem Hotel ein Instagram-Video mit seinem Handy gedreht, wo er den Davidstern deutlich sichtbar trage.

„Die Zeit“ fasst zusammen, dass das vorliegende Material die Aussagen Ofarims „in Zweifel“ zögen. Das Westin Hotel werde bis heute wegen des Vorgangs „bepöbelt“, bei der Reservierungshotline meldeten sich aggressive Anrufer, beim Frühstück schimpften Unzufriedene, in diesem Hotel würde ja „überall diskriminiert“.

Ofarim beschuldigte Hotelmitarbeiter des Antisemitismus

Der Musiker Gil Ofarim hatte in einem Video auf Instagram am 5. Oktober dem Leipziger Westin-Hotel schwere Vorwürfe gemacht. Ein Mitarbeiter des Hauses, so schilderte es Ofarim, habe ihn aufgefordert, eine Kette mit Davidstern abzunehmen – erst dann dürfe er einchecken. Der Vorwurf löste weltweit Empörung aus.

Die Staatsanwaltschaft Leipzig teilte MDR SACHSEN am Mittwoch mit, sie warte unter anderem noch auf ein Gutachten zu den Überwachungsvideos und müsse die Aussagen der Zeugen auswerten. Man erwarte, dass die Ermittlungen noch mehrere Wochen dauern werden.

"Tagesspiegel": Antisemitismus-Beauftragter will Vorgang neu bewerten

Der "Tagesspiegel" berichtet, der Beauftragte der Bundesregierung für den Kampf gegen Antisemitismus Felix Klein erwäge, seine Position zum Vorfall im Leipziger Westin-Hotel zu revidieren. Auf Anfrage der Zeitung verwies Klein demnach auf die laufenden staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen. Er wolle deren Ergebnisse abwarten und sich nach Abschluss "gegebenenfalls im Lichte der Erkenntnisse äußern", sagte eine Sprecherin. Klein hatte sich nach dem Vorfall in Leipzig dahingehend geäußert, dass es "gut und wichtig" sei, dass Ofarim den "inakzeptablen Vorgang" öffentlich gemacht habe.


Zurück

Vielleicht auch interessant

Den Hotelverband Deutschland (IHA) erreicht aktuell die Meldung einer Betrugsmasche über den Messaging-Dienst von Expedia, so der Verband. Diese Betrugsversuche seien bisher fast ausschließlich über die Kommunikationsdienste von Booking.com beobachtet worden. Nun scheine auch Expedia betroffen zu sein.

Das Parkhotel Bremen und das Dorint-Hotel in der Hansestadt sind im Streit um Entschädigungen für Einnahmeausfälle in der Corona-Pandemie vor dem Bundesgerichtshof gescheitert. Dorint sieht sich als größere Gesellschaft bei den Corona-Hilfen benachteiligt. Der BGH vertritt eine andere Auffassung. Dorint-Boss Dirk Iserlohe will jetzt vor das Bundesverfassungsgericht ziehen.

Das Le Méridien Frankfurt öffnet am 27. April 2024 erneut seine Türen für eine überraschende Hotel-Entdeckungstour. Unter dem Motto „Open Doors – Discover Le Méridien Frankfurt" lädt das Haus Interessierte ein, einen Blick hinter die Kulissen des internationalen Hotels im Herzen des Frankfurter Bahnhofsviertels zu werfen.

In Zeiten des Fachkräftemangels langfristig gutes Personal zu finden ist in zahlreichen Branchen eine Herausforderung, auch im Hotelgewerbe. Das Familienhotel Feldberger Hof im Schwarzwald begegnet dem Fachkräftemangel mit einer gezielten Personalstrategie und wirbt erfolgreich Talente aus dem Ausland an. 

Das Radisson Collection Hotel im Berliner DomAquarée geht mit einem neuen Lobbykonzept wieder an den Start. Zur Wiedereröffnung voraussichtlich Ende des Jahres wird ein 16 Meter hoher, bis ins sechste Stockwerk reichender und rund 120 Quadratmeter umfassender Vertikaler Garten den neuen Mittelpunkt der Hotellobby bilden.

Der Streit um die Fassade des "Happy Go Lucky"-Hostels in Berlin geht in eine neue Runde. Am Dienstag haben Abbrucharbeiten begonnen, nur um kurz darauf vorübergehend gestoppt zu werden. Der Eigentümer sieht sich als Opfer der Behörden und zieht Vergleiche von Russland bis hin zum Nationalsozialismus.

Im Februar 2024 verbuchten die Beherbergungsbetriebe in Deutschland 28,2 Millionen Übernachtungen in- und ausländischer Gäste. Wie das Statistische Bundesamt nach vorläufigen Ergebnissen mitteilt, waren das 6,9 Prozent mehr als im Februar 2023. Das war der höchste Februar-Wert seit 2020, als es 29,9 Millionen Übernachtungen gab.

Die Abtei Himmerod in der Eifel gilt mit seinen 900 Jahren als eines der ältesten Zisterzienser-Klöster in Deutschland. Aktuell können Gäste in der Klosterherberge übernachten, doch das Bistum Trier hat große Pläne und will das Kloster als Vier-Sterne-Hotel betreiben.

HotelPartner Revenue Management setzt auch auf menschliches Know-how, da dies über ein Verständnis der Marktbedingungen, der Zielgruppen und der spezifischen Anforderungen eines Hotels verfügt.

Die Motel One Group hat das Geschäftsjahr 2023 mit einem Rekordumsatz von 852 Millionen Euro abgeschlossen. Unter Führung von Dieter Müller kauft die One Hotels & Resorts GmbH die 35-prozentige Beteiligung des Finanzinvestors Proprium Capital Partners für 1,25 Milliarden Euro zurück. Motel One ist damit 4,1 Milliarden Euro wert und soll mittelfristig an die Börse.