Booking.com zahlt nach scharfer Kritik Corona-Hilfen zurück

| Hotellerie Hotellerie

Nach einer Veränderung der Vergütungsregeln hat Booking.com Millionenboni an die eigenen Top-Führungskräfte verteilt. Da das Unternehmen jedoch im letzten Jahr drei Milliarden Euro an Krediten und über 100 Millionen Euro an staatlicher Hilfe bekommen hatte, sorgte der Vorgang für Empörung (Tageskarte berichtete). Nach scharfer Kritik an der Entlohnung seiner Chefs zahlt Booking jetzt 110 Millionen Dollar staatliche Corona-Beihilfen zurück. Allein 78 Millionen Dollar davon gingen wieder  an die Niederlande, den Sitz der größten Booking-Tochter, teilte der Konzern mit.

"Wir haben die Debatte in den letzten Tagen aufmerksam verfolgt, wir nehmen dies sehr ernst und sind uns der Sensibilität dieses Themas bewusst", wie Booking.com laut NOS erklärte. „Während der Pandemie haben wir die verfügbaren Optionen bestmöglich genutzt, um Booking.com durch die Krise zu helfen. Die Rückzahlung war vor allem eine Frage, wann wir in stabilere finanzielle Gewässer geraten würden."

Arbeitsminister Wouter Koolmees hielt die Entscheidung für "gerechtfertigt und vernünftig". Die Empörung im Repräsentantenhaus und in der Gesellschaft sei groß gewesen , so der Politiker. Er habe jedoch keinen persönlichen Druck auf das Unternehmen ausgeübt. Er werde jedoch Gespräche mit weiteren Unternehmen aufnehmen, die während der Corona-Pandemie unterstützt wurden. Auch Finanzminister Wopke Hoekstra appelierte an unterstützte Unternehmen, denen es nun wirtschaftlich gut gehe, die Gelder zurückzuzahlen. 

Den Berichten zufolge belief sich die Gesamtvergütung für den dreiköpfigen US-Vorstand der Muttergesellschaft Booking Holdings im vergangenen Jahr auf umgerechnet mehr als 28 Millionen Euro. Rund 5,8 Millionen Euro gingen demnach an CEO Glenn Fogel, 2,8 Millionen Euro an den Vizepräsidenten. Fast 20 Millionen Euro, größtenteils in Aktien, gingen an CFO David Goulden.

In einem normalen Jahr besteht ein Großteil des Gehalts der Führungsriege aus langfristigen Aktienboni, die an finanzielle Leistung gebunden sind. Da die Gewinne und Umsätze im letzten Jahr jedoch stark eingebrochen sind, hätten die Top-Manager praktisch keinen Anspruch realisieren können.

Der Hotelverband Deutschland (IHA) kommentierte die Praktiken von Booking als "Kapitalismus in seiner hässlichen Form und einfach nur abstoßend". In Deutschland hat Booking gerade eine schwere Niederlage vor Gericht kassiert. Danach dürfen Buchungsportale wie Booking.com ihren Partnerhotels in Deutschland nicht verbieten, Zimmer auf der eigenen Internetseite billiger anzubieten. Eine solche sogenannte «enge» Bestpreisklausel beeinträchtige den Wettbewerb, gleichzeitig sei Booking nicht unbedingt darauf angewiesen, entschied der Kartellsenat des Bundesgerichtshofs (BGH) in Karlsruhe (Tageskarte berichtete)

Der Gerichtsentscheid könnte dem Buchungsportal noch teuer zu stehen kommen. Wegen der früher verwendeten «weiten» Klauseln haben rund 2000 Hotels beim Berliner Landgericht bereits Sammelklage gegen Booking eingereicht. Der Hotelverband Deutschland (IHA), der die Klage unterstützt, geht davon aus, dass eine Untersagung der «engen» Klausel den Schaden noch steigern könnte.  
 


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Das künftige Waldorf Astoria London Admiralty Arch hat die Eröffnung seiner beiden Signature-Restaurants für das Jahr 2026 bekannt gegeben. Mit Coreus von Clare Smyth MBE und Café Boulud von Daniel Boulud positioniert sich das Hotel als neue Destination für Gourmets.

Marriott International hat die Marke von 100 Hotels in Saudi-Arabien erreicht, die sich entweder in Betrieb befinden oder in der Entwicklungspipeline stehen. Dies wurde anlässlich der Unterzeichnung für ein neues Courtyard by Marriott in Mekka bekanntgegeben.

Die europäische Hotelbranche verzeichnet einen historischen Höchststand in der Bau-Pipeline. Der aktuelle Bericht von Lodging Econometrics beleuchtet die Entwicklungen in den wichtigsten Segmenten und Regionen sowie die Prognosen für Neueröffnungen in den kommenden Jahren.

Die DekaBank beabsichtigt offenbar den Erwerb des Luxushotels Andaz Vienna Am Belvedere in Wien. Die Immobilie gehört zum Portfolio der insolventen Signa Development Selection, des früheren Immobilienimperiums von René Benko.

Das Gstaad Palace, ein Fünf-Sterne-Traditionshotel im Berner Oberland, gewährt erstmals einen umfassenden Blick hinter seine Kulissen. Eine neue SRF-Dokumentation beleuchtet den täglichen Betrieb, die Herausforderungen und die Mitarbeitenden des Hauses, das seit über einem Jahrhundert Gäste aus aller Welt empfängt.

Das Ostsee Baumhaushotel in Ostholstein hat die Bauarbeiten zur Erweiterung abgeschlossen und verdoppelt damit sein Angebot. Ab Mitte Dezember stehen den Gästen insgesamt 14 Baumhäuser zur Verfügung.

In einem Hotel in Saalbach-Hinterglemm ist am Samstagnachmittag ein Großbrand im Wellness-Bereich ausgebrochen. Rund 100 Einsatzkräfte der Feuerwehren und des Roten Kreuzes waren vor Ort, um die Flammen zu bekämpfen und rund 60 Gäste und Mitarbeiter in Sicherheit zu bringen. Erste Ermittlungen deuten auf eine technische Ursache hin.

Die Dormero Hotelgruppe setzt ihren Wachstumskurs fort und übernimmt das Caravelle Hotel in Bad Kreuznach. Durch die Akquisition des Hauses erweitert die Kette ihr Portfolio auf nunmehr 65 Hotels. Das Unternehmen plant eine umfassende Neuausrichtung und Sanierung des Objekts.

Die Wohnungsnot in Zermatt spitzt sich zu. Der lokale Hotelier Heinz Julen präsentiert mit dem 260 Meter hohen Wohnturm Lina Peak eine radikale Lösung, um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen und die Besucherströme des Tourismus-Hotspots neu zu lenken.

Der Bayerische Verfassungsgerichtshof hat das von der Staatsregierung erlassene Verbot der Bettensteuer in Bayern bestätigt. Die Klage dreier Städte gegen das Verbot, das seit 2023 in Kraft ist, wurde abgewiesen. Die Entscheidung verwehrt den Klägerkommunen die erhofften Millioneneinnahmen, während Hotellerie und Gastgewerbe das Urteil begrüßen.