Das Weiße Haus am Rhein: Rheinhotel Dreesen am 3. Oktober im TV

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Durch den Hintereingang kehrt der 21 Jahre alte Emil Dreesen (Jonathan Berlin) 1918 in das Hotel seiner Eltern zurück, es steht in Bad Godesberg am Rhein. Emil trägt Uniform, mit trifft sein guter Freund Robert (Jesse Albert) ein. Im Gepäck haben beide Frontkämpfer schwere traumatische Erlebnisse aus den Schlachten des Ersten Weltkrieges. Und auch daheim kann von harmonischem Frieden keine Rede sein: Anders als sein nationalistischer Vater Fritz (wandelbar: Benjamin Sadler) und seine strenge Mutter Maria (steif: Katharina Schüttler), wird sich Emil mit den Franzosen arrangieren, um das Familienhotel weiterzuführen. «Das Weiße Haus am Rhein» ist eine ARD-Hochglanzproduktion. Beide Episoden des Zweiteilers laufen am Stück am Montag ab 20.15 Uhr im Ersten.

Um neue Gäste zu gewinnen, setzt der Juniorchef, gemeinsam mit seiner künstlerisch begabten Schwester Ulla (Pauline Rénevier), auf Kultur und Unterhaltung. Auch seine energische Großmutter, die Hotelbesitzerin Adelheid Dreesen (großartig: Nicole Heesters), schätzt ihn sehr. Als Emil von einem ehemaligen Frontkameraden mit einem Geheimnis erpresst wird, hilft ihm unerwartet das Zimmermädchen Elsa (Henriette Confurius), eine überzeugte Kommunistin.

Regisseur Thorsten M. Schmidt (53, «Scheidung für Anfänger») hat einen unterhaltsamen Film inszeniert, der «inspiriert ist von wahren Begebenheiten», wie es im Vorspann heißt. Schmidt setzt auf eine elegante Ausstattung, vielschichtige Hauptfiguren, visuelle Effekte und schöne Bilder (Kamera: Felix Cramer). Gedreht wurde auch am Originalschauplatz, das meiste aber in Breslau und in Bayern, wo Teile des Hotels innen und außen nachgebaut wurden. Im prall gefüllten Drehbuch von Dirk Kämper (59, «Kaisersturz») sitzt nicht jeder Dialog, es wird erstaunlich viel getötet, Jahreszahlen fehlen, aber wenigstens wird den Frauenfiguren ungewohnt viel Raum gegeben.

Jonathan Berlin (28, «Der Passfälscher») trägt diesen Zweiteiler ganz wunderbar mit seinem feinen Spiel. Er verkörpert souverän und glaubhaft die innere Zerrissenheit eines jungen Mannes, der desillusioniert aus dem Krieg heimkehrt, nicht riechen und schmecken kann. So trifft er auf seine blasierten und bornierten Eltern - und am liebsten möchte er alles ganz anders machen. Sein Emil ist ein musikalischer Feingeist, er sucht nach Orientierung und Halt, beruflich und privat, und er zeigt sich dabei - trotz Erpressung und Verrat - entschlossen und mutig. Was angesichts des sprunghaften und reichlichen Geschehens zwischen Krieg, Frieden, Konservatismus, Nationalismus, Völkerverständigung, Generationenkonflikt, Kampf um Frauenrechte, Nazizeit, Aufbruch und Moderne schon erstaunlich ist.

Erstaunlich ist auch das Haus, das angesichts dieser Geschichtsstunde teilweise in den Hintergrund rückt. In seiner 130-jährigen Historie war das «Rheinhotel Dreesen» als erstes deutsches Grand Hotel zunächst ein Ausflugslokal, später dann Nobelherberge (Charlie Chaplin und Hitler wohnten hier), Tanzschuppen, Verhandlungsort für den Weltfrieden, Außenstelle des KZ Buchenwald (für «Ehrengefangene des Führers»), Flüchtlingsunterkunft und Sitz des französischen Hochkommissars. Es wird heute in der 4. Generation geleitet, sämtliche Inhaber hießen und heißen mit Vornamen Fritz. Mit der kommenden Besitzerin, Anna-Maria Dreesen, wird das Hotel dann erstmals von einer Frau geführt. (dpa)


 

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