Deutscher Hotelinvestmentmarkt im Aufwind - Volumen übertrifft Vorjahreswert

| Hotellerie Hotellerie

Der deutsche Hotelinvestmentmarkt setzt seine Erholung fort und hat in den ersten neun Monaten des Jahres 2025 ein deutliches Wachstum verzeichnet. Nach Angaben von JLL wurde ein Transaktionsvolumen von insgesamt 1,4 Milliarden Euro verbucht. Dies entspricht einem Zuwachs von knapp über 57 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres und übertrifft bereits den Wert des Gesamtjahres 2024. Colliers meldet mit rund 1,3 Milliarden Euro ebenfalls ein deutlich besseres Ergebnis als im Vorjahr, was ein Plus von 44 Prozent bedeutet.

Marktdynamik und Deal-Struktur

Das dritte Quartal trug bei JLL mit rund 545 Millionen Euro zum Gesamtvolumen bei, verteilt auf 14 Transaktionen. Die Gesamtanzahl der Deals stieg auf 40, darunter 35 Einzelabschlüsse und fünf Portfolios. Infolgedessen zog die durchschnittliche Dealgröße von 28,1 Millionen Euro auf 35,4 Millionen Euro an. Colliers verzeichnete im dritten Quartal ein Investitionsvolumen von 487,4 Millionen Euro, was leicht über dem Vorjahreswert lag. Gegenüber dem starken zweiten Quartal 2025 bedeutete dies jedoch einen Rückgang von 11 Prozent. Auffällig war dabei die Zunahme der Deals um 72 Prozent im dritten Quartal, was auf vermehrt kleinere Transaktionen hindeutet. Dennoch prägten großvolumige Transaktionen weiterhin den Markt im Jahresverlauf.

Bedeutende Abschlüsse prägen das Volumen

Zu den größten Einzeltransaktionen im bisherigen Jahresverlauf zählten laut JLL der Erwerb des Motel One Upper West als Teil der Mixed Use Immobilie Upper West an die Schoeller Group für 450 Millionen Euro, die Akquisition des Courtyard by Marriott Munich City Center durch Blue Coast Capital für rund 75 Millionen Euro, der Verkauf des 5-Sterne Mandarin Oriental München als Sale und Manage-back an den Investor Eagle Hills für rund 150 Millionen Euro sowie der Ankauf des Steigenberger Kanzleramt Berlin durch PGIM. Die größten Portfolioverkäufe umfassten den Verkauf von 17 Ibis und 8 Mercure Hotels mit rund 2.000 Zimmern durch Blackstone an Event Hotels – ein Keystone-Portfolio von über 100 Millionen Euro (Colliers) –, die Beteiligung von Activum SG an der Investment- und Entwicklungsgesellschaft Centralis sowie den Ankauf von zwei Generator Hostels in Berlin und Hamburg durch Brookfield.

Die Rolle der Käufer und Anlagestrategien

Die aktivste Käufergruppe waren laut JLL Family Offices mit einem Anteil von 29 Prozent am Gesamtvolumen, gefolgt von Hotelbetreibern mit 25 Prozent und institutionellen Investoren mit 22 Prozent. Colliers hingegen hebt hervor, dass Eigennutzer mit 45 Prozent Marktanteil die aktivste Gruppe bilden und vor allem in 3- und 4-Sterne-Hotels investieren. Auffällig ist der hohe Anteil deutscher Investoren mit rund 68 Prozent des Transaktionsvolumens, während laut JLL ausländische Investoren mit 63 Prozent die deutliche Mehrheit des Volumens beisteuerten. Bei den Anlagestrategien dominierten laut JLL Investitionen in Objekte der Risikoklasse Value Add mit 750 Millionen Euro, was nahezu exakt 50 Prozent des Gesamtvolumens entspricht, gefolgt von Core Plus mit 30 Prozent. Colliers konstatiert, dass sich die Nachfrage überwiegend auf Core- und Core-Plus-Objekte konzentrierte, während Value-Add-Strategien selektiv verfolgt werden. Das Segment Boarding Houses etablierte sich zudem als gefragte Assetklasse.

Konsolidierung und Bedeutung des Sektors

Der Hotelinvestmentmarkt hat seine Position deutlich gestärkt. Mit einem aktuellen Anteil von 8 Prozent am gesamten gewerblichen Investitionsvolumen liegt die Nutzungsklasse klar über dem Niveau der Pandemiejahre (rund 3 Prozent) und auch über dem Vorkrisendurchschnitt von etwa 6 Prozent (Colliers). Bezüglich der Betreiberseite beobachtet Heidi Schmidtke, Managing Director der JLL Hotels & Hospitality Group, einen „weiterhin klar anhaltenden Trend ist das Thema der Konsolidierungen im Bereich der Hotelbetreiber und Marken“, etwa durch Zusammenschlüsse zur Vergrößerung der Marktpräsenz und zur Erhöhung der Schlagkraft.

Ausblick auf das Jahresendgeschäft

Stefan Giesemann, Managing Director der JLL Hotels & Hospitality Group, erwartet angesichts weiterer Deals in der Due Diligence, dass „wir zum ersten Mal seit 2021 die Zwei-Milliarden-Euro-Marke wieder überschreiten und somit über dem Fünfjahresschnitt landen werden.“ Colliers sieht im stabilisierten Zinsumfeld eine solide Grundlage für Investitionen und erwartet dank großvolumiger Transaktionen und Portfolios ein starkes Jahresendgeschäft. Conversions – insbesondere die Umwandlung leerstehender Bürogebäude – bleiben ein zentrales Wachstumsfeld im Hotelmarkt.


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Die Villa Keller in Saarburg, Rheinland-Pfalz, ist nach umfangreicher Sanierung und Neugestaltung als Boutique-Hotel wiedereröffnet worden. Das Haus, dessen Ursprünge auf das Jahr 1801 zurückgehen, empfängt seit dem 1. November 2025 Gäste. Es gehört zur Erasmus Collection der Gastgeberfamilie Boesen.

Eine aktuelle Marktstudie vergleicht die Hotelstandorte am Starnberger See und Tegernsee und zeigt, wo Investoren und Betreiber die aktuell besten Perspektiven finden. Der Artikel beleuchtet die strukturellen Unterschiede in Angebot und Nachfrage sowie die jeweiligen Investorendynamiken der südbayerischen Destinationen.

Motel One plant mit 128 Zimmern, einer Skybar und einem Tagescafé den ersten Standort in der Bodenseeregion. Das 26 Millionen Euro teure Projekt in Bregenz soll 2029 eröffnen.

Die größte Hotelkette Skandinaviens, Scandic Hotels, hat ihren Expansionskurs in Deutschland fortgesetzt und am 1. Dezember ihr achtes Haus bundesweit eröffnet. Das Scandic Stuttgart Europaviertel liegt zentral in der Stadt und wurde umfassend renoviert.

Die Handwritten Collection setzt ihren Wachstumskurs fort und eröffnet mit dem Blooma Hotel Liège Centre ein neues Haus in Lüttich in Belgien. Das Hotel verfügt über 149 Zimmer, deren Gestaltung sich an den berühmten botanischen Gärten Lüttichs und der Vergangenheit des Gebäudes als ehemaliges Kloster orientiert.

Hyatt setzt im Luxussegment auf eine neue Führungskraft und ambitionierte Expansionspläne. Ein Fokus liegt auf dem internationalen Debüt der Wellness-Marke Miraval im Roten Meer sowie auf Neueröffnungen der Marken Park Hyatt und The Unbound Collection.

Die Luxushotelgruppe Four Seasons kehrt nach 20 Jahren in die deutsche Hauptstadt zurück. Das Unternehmen übernimmt in Partnerschaft mit dem europäischen Hotelentwickler Gruppo Statuto das Management des Hotel de Rome in Berlin-Mitte und wird es nach einer umfassenden Renovierung Ende 2027 als Four Seasons Hotel Berlin wiedereröffnen.

Das Fünf-Sterne-Resort Alpenhof Murnau am Staffelsee steht vor einem Eigentümerwechsel. Peter Inselkammer, Münchner Hotelier und Unternehmer, wird die Immobilie im neuen Jahr übernehmen. Der Betrieb des Resorts wird unter der bisherigen Leitung fortgeführt.

Die BWH Hotels Central Europe und die ipartment GmbH gehen eine neue Partnerschaft ein. Ziel ist es, neue Zielgruppen, Märkte und Marktanteile im Longstay-Segment in Deutschland und perspektivisch in Europa zu erschließen.

Die in Berlin ansässige Amano Group setzt ihren Expansionskurs fort. Das Unternehmen plant, bis zum Jahr 2028 insgesamt acht weitere Hotels zu eröffnen. Die derzeitige Zimmerkapazität soll durch die neuen Projekte um über 1.500 Zimmer erweitert werden.