Gastbeitrag: Der Weg zur besten Arbeitgebermarke in der Hotellerie

| Hotellerie Hotellerie

Der akute Mitarbeitermangel, die hohe Mitarbeiterfluktuation sowie der fehlende Nachwuchs in bereiten Hoteliers Kopfzerbrechen. Und doch scheinen einzelne Betriebe von der Entwicklung nicht betroffen zu sein: Was machen diese Hotelbetriebe anders als die breite Masse? Wie gehen diese Arbeitgeber mit dem Wettbewerb um die besten Mitarbeiter und Talente der heutigen Generation um? Thomas Steiner von „Kohl & Partner“ erklärt in einem Gastbeitrag.

Die Antwort auf diese Frage lautet in den meisten Fällen: Employer Branding, auf Deutsch: die Bildung einer Arbeitgebermarke. Dabei handelt es sich um „unternehmensstrategische Maßnahmen mit dem Ziel, einen Hotelbetrieb bei bestehenden und potenziellen Mitarbeitern langfristig als authentischen und attraktiven Arbeitgeber zu positionieren.“

Der Aufbau einer Arbeitgebermarke verfolgt zwei Zielsetzungen:

Nach außen: „Hier will ich unbedingt arbeiten“
Den Bekanntheitsgrad als Arbeitgeber zu steigern, die eigene Unternehmens-Marke zu schärfen und sich gegenüber Mitbewerbern abzugrenzen.

Nach innen: „Hier arbeite ich gerne! Der Unternehmensspirit gefällt mir“
Die Identifikation und die Zugehörigkeit der eigenen Mitarbeiter zu stärken und dadurch die Zufriedenheit aber auch die Leistungsbereitschaft von Mitarbeitern zu stärken.

Die Basis zum Aufbau einer Arbeitgebermarke ist der Blick nach innen. Denn nur was vor Ort gelebt wird, kann auch nach außen transportiert und weitergetragen werden. Vor allem auch deshalb, da sich Inkonsistenzen im Zeitalter der sozialen Medien schnell unter potenziellen neuen Mitarbeitern herumsprechen. Hoteliers sollten das ernst nehmen und gegensteuern. Denn es gibt mittlerweile auch verschiedene Bewertungsplattformen für Arbeitgeber. Ein Beispiel ist Kununu, welches die Glaubwürdigkeit eines Unternehmens durch Bewertungen von aktuellen und ehemaligen Mitarbeitern sowie Bewerbern und Azubis, für potenzielle Kandidaten plakativ macht.

Als unabhängiges Beratungsunternehmen im deutschsprachigen Alpenraum kennt Kohl & Partner die derzeitige Problematik nur zu gut, und hat den Weg zur „besten Arbeitgebermarke in der Hotellerie“ in fünf Schritten festgehalten:

Schritt 1: Analysieren Sie Ihre bestehende Mitarbeiterstrategie im Hotelbetrieb!
Was tun Sie bereits für Ihre Mitarbeiter in Ihrem Hotelbetrieb? Gibt es eine klare Mitarbeiterstrategie, die sich durch alle Prozesse von der Unternehmerfamilie bzw. der Geschäftsführung bis hin zum Auszubildenden durchzieht? Wird diese Strategie von der Unternehmensphilosophie über das Recruiting von potenziellen Mitarbeitern bis zum Follow Up mit Ex-Mitarbeiter ganzheitlich spürbar gemacht und jährlich reflektiert?

Durch einen ganzheitlichen Human Resource-Check Up werden alle Prozesse des Mitarbeiter-managements eines Hotelbetriebes beleuchtet. Dadurch werden ungenutzte Potenziale aufgedeckt und konkrete Handlungsfelder zum Aufbau bzw. zur Optimierung der Arbeitgebermarke identifiziert.

Schritt 2: Erarbeiten Sie als Hotelbetrieb Ihren „EVP“ = das Werteversprechen des Arbeitgebers!
Dass sich Hoteliers mit der eigenen Positionierung und Spezialisierung ihres Betriebes (aus Gästesicht) beschäftigen, ist nichts Neues. Sie stellen sich die Fragen „Wer ist meine Zielgruppe?“, „Was macht meinen Betrieb für die Zielgruppe einzigartig?“, „Warum sollen meine Gäste ausgerechnet bei mir übernachten, wo es doch Tausende andere Hotels gibt?“ u.v.m.

Doch neben der Gäste-Strategie, gilt es sich auch Gedanken über die Attraktivität des eigenen Betriebes aus Mitarbeitersicht zu machen. Es geht darum, eine Mitarbeiter-Strategie zu erarbeiten in der die Employer Value Proposition (USP für Mitarbeiter) ganz klar hervorgeht. Dafür stellen Sie sich Fragen wie „Was macht mein Unternehmen aus Mitarbeitersicht einzigartig?“, „Warum soll ein Mitarbeiter bei uns arbeiten wollen?“ und „Warum soll ein Mitarbeiter länger bei uns bleiben wollen?“

Diese Mitarbeiter-Strategie gilt es im Leitbild und in der Philosophie des Betriebes zu verankern und kontinuierlich vor Ort spürbar zu machen. Wie die jeweilige Philosophie aussieht ist von Hotel zu Hotel unterschiedlich. Die Aufgabe für Sie als Hotelier ist es, eine Mitarbeiter-Philosophie zu entwerfen, die zu Ihrem Unternehmen und zu Ihren Vorstellungen (d.h. den Vorstellungen der Unternehmerfamilie) passt.

Schritt 3: Beziehen Sie Ihre bestehenden Mitarbeiter in den Aufbau der Arbeitgebermarke ein!
Viele Hotelbetriebe arbeiten daran, eine starke Arbeitgebermarke aufzubauen. Die Planung ist oft sehr gut, jedoch scheitern viele in der Umsetzung. Den Fehler, den viele begehen, ist es, sich nur deshalb mit dem Thema Employer Branding auseinander zu setzen, da es gerade in Mode ist. Viele wissen nicht worum es im Detail geht und vergessen das Wichtigste: die Mitarbeiter selbst.

Statt bei den bestehenden Mitarbeitern zu beginnen und diese zu befragen womit sie zufrieden sind oder was sie verbessern würden, werden Kampagnen gestartet, die neue Mitarbeiter gewinnen sollen. Trifft ein neuer Mitarbeiter auf unzufriedene Kollegen, geht dann jedoch die Glaubwürdigkeit als attraktiver Arbeitgeber sofort wieder verloren.

Wir empfehlen daher, die aktuellen Mitarbeiter in den Prozess der Bildung einer Arbeitgebermarke zu involvieren: Durch Einzelgespräche und Jahreszielgespräche mit den Abteilungsleitern oder durch eine Mitarbeiterbefragung können Sie wertvolle Informationen aus der Mitarbeitersicht sammeln und sich weiterentwickeln.

Schritt 4: Kommunizieren Sie über mehrere Kanäle und halten Sie, was Sie versprechen!
Jeder Gast hat die Möglichkeit sich über den Hotelbetrieb vorab auf der Website zu informieren. Gibt es diese Möglichkeit auch für Ihre Mitarbeiter? Ziel ist es, der Arbeitgebermarke einen Platz zum Präsentieren der Vorteile und Karrieremöglichkeiten zu geben. Dabei gilt es – gleich wie im Gäste-Marketing – auch im Mitarbeiter-Marketing das vorhandene Budget möglichst effizient einzusetzen: von der eigenen Karrierewebsite, über Bewerbungsformulare und Info-Material bis hin zu Karrieremessen und Sozialen Medien. Das Mitarbeiter-Marketing kann (fast) wie das Gästemarketing betrachtet werden. Einige Beispiele: Mitarbeiter-Homepage wie Gäste-Homepage, Mitarbeiterkarteien wie Gästekarteien, Mitarbeiterprospekte wie Gästeprospekte, Mitarbeiterbefragungen wie Gästebefragungen, Mitarbeitercards wie Gästecards u.v.m.

Und dabei gilt natürlich dasselbe wie auch bei den Gästen: Das Versprechen, das nach außen getragen wird muss nach Innen auch gehalten werden. Ansonsten leidet die Glaubwürdigkeit Ihres Hotelbetriebes.

Schritt 5: Betrachten Sie den Aufbau und die Optimierung einer Arbeitgebermarke als ganzheitlichen, fortlaufenden und lebenden Prozess!
Angefangen bei der Unternehmensphilosophie gilt es über die verschiedenen Touchpoints mit den Mitarbeitern (Recruiting – Working – Exit – Follow Up) eine ganzheitliche Mitarbeiter-Strategie zu implementieren und diese vor Ort zu leben.

Gleich wie jede Strategie, empfehlen wir, auch die Mitarbeiter-Strategie in regelmäßigen Abständen (2-3 Jahre) kritisch zu reflektieren. Dabei geht es vor allem darum, Verbesserungspotenziale aufzuzeigen – sprich mögliche Probleme zu identifizieren. Dies verlangt Hoteliers ein Maß an Selbstkritik und Selbsteinsicht ab und den Mut, sich von eingefahrenen Mustern zu trennen und neue Wege zu beschreiten.

Natürlich ist der Aufbau einer Arbeitgebermarke nicht die kurzfristige Lösung auf mögliche Mitarbeiterproblematiken. Und der ein oder andere mag denken, dass „wir bis zum Schluss ja immer noch Mitarbeiter gefunden haben“. Doch genau das ist zu kurz gedacht: Freilich „findet man schon jemanden“ – doch die Frage ist, wie lange die Suche dauert und ob dieser Mitarbeiter dann auch wirklich der Beste für diese Position ist. Aus einem Arbeitgebermarkt im Tourismus ist längst ein Arbeitnehmermarkt geworden, der durch Entwicklungen wie den Fachkräftemangel, die unterschiedlichen Ansprüche der jeweiligen Generationen und auch die technologischen Entwicklungen rund um die Digitalisierung geprägt ist.

Kohl & Partner begleitet Hotelbetriebe professionell und zielorientiert Schritt für Schritt auf dem Weg zur „besten Arbeitgebermarke“.

Rund um die Themen Employer Branding, Recruiting, Mitarbeiter-Marketing, Führung und Kommunikation findet am 23. Oktober 2019 der Kohl & Partner HR-Tourismusgipfel „Im Mittelpunkt der Mensch“ statt. Veranstaltungsort sind die Swarovski Kristallwelten in Wattens, Tirol. Weitere Informationen, Programm und Anmeldung hier.


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Den Hotelverband Deutschland (IHA) erreicht aktuell die Meldung einer Betrugsmasche über den Messaging-Dienst von Expedia, so der Verband. Diese Betrugsversuche seien bisher fast ausschließlich über die Kommunikationsdienste von Booking.com beobachtet worden. Nun scheine auch Expedia betroffen zu sein.

Das Parkhotel Bremen und das Dorint-Hotel in der Hansestadt sind im Streit um Entschädigungen für Einnahmeausfälle in der Corona-Pandemie vor dem Bundesgerichtshof gescheitert. Dorint sieht sich als größere Gesellschaft bei den Corona-Hilfen benachteiligt. Der BGH vertritt eine andere Auffassung. Dorint-Boss Dirk Iserlohe will jetzt vor das Bundesverfassungsgericht ziehen.

Das Le Méridien Frankfurt öffnet am 27. April 2024 erneut seine Türen für eine überraschende Hotel-Entdeckungstour. Unter dem Motto „Open Doors – Discover Le Méridien Frankfurt" lädt das Haus Interessierte ein, einen Blick hinter die Kulissen des internationalen Hotels im Herzen des Frankfurter Bahnhofsviertels zu werfen.

In Zeiten des Fachkräftemangels langfristig gutes Personal zu finden ist in zahlreichen Branchen eine Herausforderung, auch im Hotelgewerbe. Das Familienhotel Feldberger Hof im Schwarzwald begegnet dem Fachkräftemangel mit einer gezielten Personalstrategie und wirbt erfolgreich Talente aus dem Ausland an. 

Das Radisson Collection Hotel im Berliner DomAquarée geht mit einem neuen Lobbykonzept wieder an den Start. Zur Wiedereröffnung voraussichtlich Ende des Jahres wird ein 16 Meter hoher, bis ins sechste Stockwerk reichender und rund 120 Quadratmeter umfassender Vertikaler Garten den neuen Mittelpunkt der Hotellobby bilden.

Der Streit um die Fassade des "Happy Go Lucky"-Hostels in Berlin geht in eine neue Runde. Am Dienstag haben Abbrucharbeiten begonnen, nur um kurz darauf vorübergehend gestoppt zu werden. Der Eigentümer sieht sich als Opfer der Behörden und zieht Vergleiche von Russland bis hin zum Nationalsozialismus.

Im Februar 2024 verbuchten die Beherbergungsbetriebe in Deutschland 28,2 Millionen Übernachtungen in- und ausländischer Gäste. Wie das Statistische Bundesamt nach vorläufigen Ergebnissen mitteilt, waren das 6,9 Prozent mehr als im Februar 2023. Das war der höchste Februar-Wert seit 2020, als es 29,9 Millionen Übernachtungen gab.

Die Abtei Himmerod in der Eifel gilt mit seinen 900 Jahren als eines der ältesten Zisterzienser-Klöster in Deutschland. Aktuell können Gäste in der Klosterherberge übernachten, doch das Bistum Trier hat große Pläne und will das Kloster als Vier-Sterne-Hotel betreiben.

HotelPartner Revenue Management setzt auch auf menschliches Know-how, da dies über ein Verständnis der Marktbedingungen, der Zielgruppen und der spezifischen Anforderungen eines Hotels verfügt.

Die Motel One Group hat das Geschäftsjahr 2023 mit einem Rekordumsatz von 852 Millionen Euro abgeschlossen. Unter Führung von Dieter Müller kauft die One Hotels & Resorts GmbH die 35-prozentige Beteiligung des Finanzinvestors Proprium Capital Partners für 1,25 Milliarden Euro zurück. Motel One ist damit 4,1 Milliarden Euro wert und soll mittelfristig an die Börse.