Keine Rezeption, keine Bar, kein Pool und nur ein Zimmer. Im ehemaligen Trafohäuschen am Kalkberg in Bad Segeberg entsteht ein sehr kleines Hotel. Das kleinste in Deutschland? Gut möglich, aber das kann Cornelia Möller, die für die Vermarktung zuständig ist, nicht mit Sicherheit sagen. Noch arbeiten Handwerker an dem schlanken Backsteintürmchen, in dem sich 15 Quadratmeter Wohnfläche auf zweieinhalb Stockwerke verteilen.
Das Trafohäuschen ist die vorläufige Zuspitzung eines ungewöhnlichen Hotelprojekts in Blickweite der Kalkbergarena, in der jedes Jahr Hunderttausende Karl-May-Freunde die Abenteuer von Winnetou und Old Shatterhand verfolgen - sofern nicht, wie seit dem vergangenen Jahr, die Corona-Pandemie die Aufführungen verhindert.
Den Anfang machte im 2020 der weithin sichtbare Wasserturm, der jetzt auf sechs Ebenen Zimmer und im Erdgeschoss eine Lobby mit Bar beherbergt. Dazu gibt es ein Bauernhaus und künftig noch ein Turm- und ein Verwalterhaus, jeweils mit Apartments.
Wie kommt man auf die Idee, eine so außergewöhnliche Sammlung von Gebäuden an einem Ort zu Hotel und Apartments umzufunktionieren? «Wir sind Ur-Bad Segeberger», sagte Möller über den Investor Michael Hintz und sich. «Das war eine Herzensangelegenheit.» Sie hätten aus einem denkmalgeschützten Objekt einfach etwas Schönes machen wollen. Zuerst sei es nur um den weithin sichtbaren Wasserturm gegangen. «Das war dann eine Kettenreaktion», sagte Möller.
Wie ein ganz normales Hotel funktioniert das Kalkberg-Ensemble nicht. Da es keine zentralen Einrichtungen wie Rezeption oder Frühstücksraum gibt, läuft vieles vorab online. Um ins Zimmer zu gelangen, gibt es vor der Anreise per SMS den Türcode. Das Frühstück steht schon vorbereitet im Kühlschrank, wenn gewünscht.
Jedes Objekt erzähle eine eigene Geschichte, sagt Möller. Daher verstehen die Macher ihr Angebot auch nicht als ein einheitliches Hotel. Allerdings verbindet eine gemeinsame Idee die Gebäude. Das Trafohäuschen sei städtebaulich das Entrée der historischen Straße zum Wasserturm. Man habe es eigentlich kaufen wollen, um dort die Zimmerschlüssel für den Wasserturm zu übergeben.
Bad Segebergs Bürgermeister Dieter Schönfeld hält viel von dem Projekt. «Das ist für die Stadt wirklich eine Perle.» Sie profitiere von der aktuellen Aufmerksamkeit für das Projekt. Für Schönfeld ist es wichtig, historische Bausubstanz zu erhalten. «Die Herausforderung ist, dass man schafft, den historischen Kern eines Gebäudes beizubehalten und es mit frischen Ideen und neuen, sinnvollen Konzepten zu füllen.» (dpa)