Platzt die deutsche Hotelblase?

| Hotellerie Hotellerie

Mehr Hotels als Manhattan – der Hotelmarkt in München boomt: Hotel- und Gaststättenverbände schlagen Alarm, die Gegend um den Münchner Hauptbahnhof verzeichnet die höchste Hoteldichte Europas. Und es wird weiter in Hotelimmobilien investiert: Liquidität sucht Anlage – wenn das Objekt in der richtigen Lage liegt, kommen die Kunden von selbst. 84.000 Hotelbetten bietet die bayerische Landeshauptstadt zurzeit, jährlich kommen laut Treugast etwa 3.400 weitere Betten. Fast jedes Gewerbeobjekt wird inzwischen auch auf eine Hotelnutzung geprüft und es werden vielfach Hotels an Standorten realisiert, die noch vor zehn Jahren für solche Pläne unrealistisch erschienen. Niedrige Zinsen und hohe Renditen locken Investoren – Hotelinvestments stehen im Fokus.

„Aufgrund steigender Immobilienpreise und zeitgleich sinkenden Renditen weichen viele Investoren mittlerweile auf Hotelinvestitionen aus und treiben somit den Hotelboom voran. Nicht nur die Immobilienfonds werden mehr, wir sehen aufgrund weiterhin attraktiver Renditen auch eine vermehrte Investition von Pensionsfonds und Versicherungsfonds in Hotelimmobilien“, erklärt Moritz Dietl, Geschäftsführender Partner der Treugast Solutions Group. Bruttoanfangsrenditen bei Hotelimmobilien liegen derzeit bei etwa vier bis sechs Prozent, je nach Standort - wobei die Renditen bei Büro- und Wohnimmobilien nur bei durchschnittlich etwa 3 Prozent liegen. Jedoch geht der Hotelboom auch mit einer stetig steigenden Anzahl an Geschäfts- und Urlaubsreisenden einher, die ein Wachstum an verfügbaren Betten rechtfertigen, so Dietl.

Wie genau könnte es zur sogenannten Hotelblase kommen?

„Eine Blase entsteht dann, wenn sich die Preise von den ertragswertorientierten Immobilienwerten lösen und von einem spekulativen Nachfrageüberhang nach dieser Asset-Klasse getrieben werden“, erklärt Moritz Dietl. In der Tat ist in den letzten Jahren eine stetig wachsende Nachfrage an Hotelimmobilien bei gleichzeitig beschränktem Angebot zu verzeichnen. Das hohe Interesse an Hotelimmobilien beruht jedoch nicht auf purer Spekulation, sondern auf Basis einer nachhaltigen Attraktivitätssteigerung dieser Asset-Klasse. Neben einer zunehmenden Professionalisierung und Transparenzsteigerung am Markt erfreuen sich die Marktdaten über stetig und nachhaltig steigende Zahlen. 

Die Zahl der Übernachtungen in Deutschland konnte in den letzten zehn Jahren bundesweit ein durchschnittliches Plus von 3,2 Prozent pro Jahr verzeichnen, die Top Ten Städte sogar ein  Wachstum von 4,6 Prozent p.a. im Schnitt. Gleichzeitig stieg das Angebot an neuen Betten bundesweit durchschnittlich nur um 0,9 Prozent p.a.. Die Anzahl der geöffneten Hotelbetriebe ist bundesweit sogar leicht rückläufig. In Relation zu dem seit Jahren deutlich langsamer wachsenden Angebot im Vergleich zur Nachfrage ist die in Deutschland bestehende Pipeline von momentan 390 geplanten Hotelneueröffnungen bis 2020 noch verhältnismäßig überschaubar. Trotz wachsender Übernachtungszahlen und einem auf Bundesebene zu verzeichnenden Nachfrageüberhang gibt es jedoch in den Top-Märkten aktuell erste Rückgänge bei der Bettenauslastung. 

Die hohe Konzentration der Hotelneubauprojekte auf die Top Märkte wird kurzfristig zu einem stärkeren Hotelzuwachs führen, der nicht durch entsprechend gleich starkes Nachfragewachstum kompensiert werden kann. Wenngleich das aktuell noch Jammern auf hohem Niveau ist, wird es zu einer nachhaltigen Wettbewerbsverschärfung führen. Zudem werden die momentan rekordverdächtigen Pachtniveaus in Krisenjahren hohe wirtschaftlichen Herausforderungen für die Hotelbetreiber mit sich bringen. 

Worin besteht die Gefahr?

Hotelimmobilien sind nicht mehr unbekannt, sie haben sich stark etabliert als eigene Investmentklasse mit immer noch hohen Rendite-Premiums im Vergleich zu anderen Asset-Klassen. Jedoch ist eine allgemeine Produktknappheit in Kernmärkten erkennbar, was die Hotelimmobilienpreise über Gebühr steigen lassen. 

Aufgrund akuter Knappheit an verfügbaren Hotelimmobilien, möglichen Konversionen oder bebaubaren Grundstücken für Neuplanungen liefern sich auf der anderen Seite auch die Betreiber einen heißen Kampf bei der Unterzeichnung von Pachtverträgen – getrieben von hohen Wachstumszielen und der Angst, sich ansonsten die verfügbaren Projekte nicht sichern zu können. So werden inzwischen vielfach Pachten unterzeichnet, die an gegebenem Standort nur schwer erwirtschaftet werden können. Hotelbetreiber mit einem stabilen Bestandsportfolio, werden auch solche „over-rented“ Hotels mit wirtschaftlicheren Objekten in ihrem Portfolio aufzufangen wissen. Problematisch kann es eher bei kleineren und neuen Betreibern werden, die sich hier teilweise übernehmen und bei einem Rückgang des Marktes die unterliegenden Pachten womöglich nicht mehr zahlen können. 

Fazit

„Leichte Rückgänge in den Performance-Kennzahlen der Top-Märkte sind aufgrund des starken Angebotswachstums an Hotels zu erwarten. Dieser Rückgang wird jedoch nur eine kurzfristige Auswirkung haben, bis die Nachfrage die Überkapazitäten an Zimmern wieder auffangen wird“, sagt Moritz Dietl und fügt hinzu: „Nichtsdestotrotz werden wir in den kommenden Jahren sicherlich Hotels und Hotelketten sehen, die die heute abgeschlossenen überzogenen Pachten nicht nachhaltig und langfristig erwirtschaften können und dann ins Straucheln geraten.“ Eine Hotelblase für den Gesamtmarkt ist aber nicht zu konstatieren. Die Renditen der Hotelimmobilien liegen im Vergleich zu anderen Asset-Klassen weiterhin auf einem überdurchschnittlichen Niveau und beruhen auf einer auch zukünftig zu erwartenden, positiven Gesamtmarktentwicklung.“


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Eine aktuelle Marktstudie vergleicht die Hotelstandorte am Starnberger See und Tegernsee und zeigt, wo Investoren und Betreiber die aktuell besten Perspektiven finden. Der Artikel beleuchtet die strukturellen Unterschiede in Angebot und Nachfrage sowie die jeweiligen Investorendynamiken der südbayerischen Destinationen.

Motel One plant mit 128 Zimmern, einer Skybar und einem Tagescafé den ersten Standort in der Bodenseeregion. Das 26 Millionen Euro teure Projekt in Bregenz soll 2029 eröffnen.

Die größte Hotelkette Skandinaviens, Scandic Hotels, hat ihren Expansionskurs in Deutschland fortgesetzt und am 1. Dezember ihr achtes Haus bundesweit eröffnet. Das Scandic Stuttgart Europaviertel liegt zentral in der Stadt und wurde umfassend renoviert.

Die Handwritten Collection setzt ihren Wachstumskurs fort und eröffnet mit dem Blooma Hotel Liège Centre ein neues Haus in Lüttich in Belgien. Das Hotel verfügt über 149 Zimmer, deren Gestaltung sich an den berühmten botanischen Gärten Lüttichs und der Vergangenheit des Gebäudes als ehemaliges Kloster orientiert.

Hyatt setzt im Luxussegment auf eine neue Führungskraft und ambitionierte Expansionspläne. Ein Fokus liegt auf dem internationalen Debüt der Wellness-Marke Miraval im Roten Meer sowie auf Neueröffnungen der Marken Park Hyatt und The Unbound Collection.

Die Luxushotelgruppe Four Seasons kehrt nach 20 Jahren in die deutsche Hauptstadt zurück. Das Unternehmen übernimmt in Partnerschaft mit dem europäischen Hotelentwickler Gruppo Statuto das Management des Hotel de Rome in Berlin-Mitte und wird es nach einer umfassenden Renovierung Ende 2027 als Four Seasons Hotel Berlin wiedereröffnen.

Das Fünf-Sterne-Resort Alpenhof Murnau am Staffelsee steht vor einem Eigentümerwechsel. Peter Inselkammer, Münchner Hotelier und Unternehmer, wird die Immobilie im neuen Jahr übernehmen. Der Betrieb des Resorts wird unter der bisherigen Leitung fortgeführt.

Die BWH Hotels Central Europe und die ipartment GmbH gehen eine neue Partnerschaft ein. Ziel ist es, neue Zielgruppen, Märkte und Marktanteile im Longstay-Segment in Deutschland und perspektivisch in Europa zu erschließen.

Die in Berlin ansässige Amano Group setzt ihren Expansionskurs fort. Das Unternehmen plant, bis zum Jahr 2028 insgesamt acht weitere Hotels zu eröffnen. Die derzeitige Zimmerkapazität soll durch die neuen Projekte um über 1.500 Zimmer erweitert werden.

Mandarin Oriental hat ihr erstes Haus in Österreich eröffnet und setzt auf die Verbindung von historischer Architektur, zeitgenössischem Design und einem breit gefächerten Kulinarik-Konzept.