Studie - Öko-Bewertungen auf Buchungsplattformen sind kaum aussagekräftig

| Hotellerie Hotellerie

Eine neue globale Studie zeigt: Bewertungen zur Umweltfreundlichkeit von Hotels auf Buchungsplattformen wie Expedia und Booking.com sind kaum aussagekräftig für die tatsächliche Nachhaltigkeitsleistung. Die sogenannte „Eco-Friendliness“-Bewertung spiegelt demnach fast ausschließlich die allgemeine Zufriedenheit der Gäste wider und nicht die vorliegenden Nachhaltigkeitspraktiken oder Zertifizierungen.

Die Forschungsergebnisse im Detail

Die Studie, die von Eva Martin-Fuentes, Juan-Pedro Mellinas, Cèsar Fernández und Xavier Font durchgeführt wurde, analysierte Daten von 6.696 Hotels in den 100 weltweit führenden Städtezielen. Sie verglichen die von Kunden auf Expedia nach der Reise abgegebenen Öko-Freundlichkeits-Ratings mit den auf Booking.com veröffentlichten Nachhaltigkeitsinformationen (selbst gemeldete Maßnahmen und Drittanbieter-Zertifizierungen).

Die Regressionsanalyse zeigte, dass die Öko-Freundlichkeits-Ratings nahezu vollständig durch die allgemeine Gästezufriedenheit erklärt werden. Die Nachhaltigkeitsindikatoren (sogenannte Sustainability Levels) trugen im Vergleich dazu nur minimal zur Vorhersagegenauigkeit bei.

Die Forscher ziehen daraus den Schluss, dass die „Öko“-Ratings eher ein Indikator dafür sind, wie sehr den Gästen ihr Aufenthalt gefallen hat, und nicht, wie nachhaltig das Hotel ist. Die geringe Relevanz der Nachhaltigkeitslevel war sogar vergleichbar mit anderen Faktoren wie Hotelkategorie (Sterne), Kettenzugehörigkeit, Preis oder Anzahl der Bewertungen. Dieses Ergebnis hält sowohl für die gesamte Stichprobe als auch für Untergruppen von Hotels mit selbst gemeldeter oder zertifizierter Nachhaltigkeit sowie für Hotels mit und ohne Kettenzugehörigkeit stand.

„Halo-Effekt“ und geringe Sichtbarkeit

Dieses Phänomen wird als Wahrnehmungs-Leistungs-Lücke bezeichnet und ist auf den sogenannten Halo-Effekt und kognitive Erleichterung zurückzuführen. Gäste vermischen demnach ihre Gesamteindrücke vom Service mit der Wahrnehmung der Umweltverantwortung.

Professor Xavier Font, einer der Autoren der Studie, betonte, dass eine einzelne „Öko“-Bewertung ein schwacher KPI (Key Performance Indicator) und eine unzureichende Kennzahl für die tatsächliche Nachhaltigkeitsleistung ist.

Zertifizierungen und Berichterstattung haben den Erkenntnissen zufolge derzeit wenig Einfluss auf die Wahrnehmung der Gäste oder deren Zufriedenheit. Ein Grund dafür ist, dass viele zertifizierte Praktiken für die Gäste nicht sichtbar oder nicht relevant für ihren Aufenthalt sind.

Handlungsempfehlungen für Hotellerie und Plattformen

Die Studienautoren liefern klare Empfehlungen, um diese Wahrnehmungslücke zu schließen:

Was Hotels tun sollten

Um Nachhaltigkeit für Gäste erlebbar zu machen, müssen Hotels über die reine Einhaltung von Vorschriften hinausgehen:

  • Nachhaltige Erlebnisgestaltung: Die Hotellerie sollte Nachhaltigkeit dort sichtbar machen, wo sie einen Mehrwert für den Gast schafft und wahrgenommen werden kann.

  • Aktionen erlebbar machen: Sichtbare Maßnahmen (z. B. Nachfüllstationen, lokale Beschaffung, energiesparende Funktionen) sollten mit einfachen Erklärungen verbunden werden, damit Gäste sie mit ihrem Aufenthalt verknüpfen können.

  • Gäste-Anerkennung fördern:Wesentliche Nachhaltigkeitsmaßnahmen sollten aktiv an relevanten Berührungspunkten (Check-in, im Zimmer, Check-out) hervorgehoben und Feedback dazu eingeholt werden. Dadurch sollen Bewertungen tatsächlich bemerkte Verhaltensweisen widerspiegeln.

Was Plattformen tun sollten

Die Buchungsplattformen spielen eine Schlüsselrolle bei der Vermittlung von Nachhaltigkeitsinformationen:

  • Mehr als nur Abzeichen: Plattformen sollten die Zertifizierung mit klaren und gästerelevanten Nachhaltigkeitsbotschaften kombinieren und sich nicht zu sehr auf Abzeichen zur Beeinflussung der Wahl verlassen.

  • Bewertungen beibehalten: Die Erfassung der Öko-Freundlichkeits-Ratings sollte nicht eingestellt werden, da sie zur Sensibilisierung der Kunden beitragen, auch wenn sie derzeit die zertifizierten Praktiken nicht abbilden.

  • Kooperation: Eine Zusammenarbeit über die Plattformen hinweg ist nötig, um Fragen, Botschaften und Nachweisstandards anzugleichen. Ziel ist es, die Nachhaltigkeitssignale für Gäste klarer, konsistenter und glaubwürdiger zu gestalten.

Die Schlussfolgerung der Forscher ist eindeutig: Die Ergebnisse betonen die Notwendigkeit, Nachhaltigkeitsinformationen sichtbarer und direkt an das Verbrauchererlebnis zu knüpfen. Bis dies geschehe, werde die Zertifizierung weiterhin mehr als Compliance-Mechanismus für die Einhaltung von Vorschriften und weniger als effektives Kommunikationsinstrument für Verbraucher dienen.


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Meliá Hotels erweitert das eigene Portfolio an Luxus- und Lifestyle-Marken und hat für das Jahr 2026 insgesamt 23 neue Hoteleröffnungen bestätigt. Die Expansion erstreckt sich über Südostasien und Südamerika bis nach Europa und in den Indischen Ozean.

Der Hotelkonzern Accor plant für das Jahr 2026 die Eröffnung von rund 350 neuen Häusern weltweit. Auch in der DACH-Region kommen ein paar Häuser hinzu. Mit dem Wachstum früherer Jahre ist der Ausbau der Geschäftstätigkeiten hierzulande allerdings nicht zu vergleichen.

Die PKF Hospitality Group hat die Hotelgruppe B&B Hotels offiziell als die schnellstwachsende Hospitality-Marke Europas für das Jahr 2025 ausgezeichnet. Die Ehrung unterstreiche die Position der Gruppe im Budget- und Economy-Segment sowie deren Rolle als Impulsgeber im europäischen Value-for-Money-Markt.

Die europäische Kollektion unabhängiger Boutiquehotels Quality Lodgings vergrößert ihr Portfolio um acht neue Häuser. Damit wächst die Sammlung auf insgesamt 126 Hotels in acht Ländern. In Deutschland umfasst die Kollektion nun 30 Adressen.

IHG Hotels & Resorts hat die Vertragsunterzeichnung für das zukünftige InterContinental Prag bekanntgegeben. Dies markiert die Rückkehr der Marke in die tschechische Hauptstadt. Das geplante Luxushotel mit 137 Zimmern soll voraussichtlich 2029 eröffnet werden.

Das Dachsteinkönig – Familux Resort in Gosau, welches unter anderem vom Gault Millau als „Familienhotel des Jahres 2026“ ausgezeichnet wurde, leitet eine umfassende Weiterentwicklung ein. Im Rahmen dieser Expansion entstehen derzeit elf neue, zweistöckige Luxus-Chalets.

Das Grand Hotel des Bains Kempinski St. Moritz startet mit einer umfassenden Neugestaltung und einer Investition von insgesamt 18,5 Millionen Schweizer Franken in die Wintersaison. Dies betrifft sowohl die Zimmer als auch die Gastronomie des Hauses.

Die Motel One Group hat in der österreichischen Hauptstadt ihr fünftes Haus eröffnet. Der neue Standort in der Donau City zeichnet sich durch ein Konzept aus, das moderne Architektur und Naturverbundenheit vereint, und präsentiert ein exklusives Design des Künstlers Paul Riedmüller.

Die Schweizer Hotelgruppe The Living Circle erweitert ihr Portfolio um das Hotel Bergwelt Grindelwald. Die operative Übergabe an den neuen Eigentümer ist für Herbst 2026 geplant und soll in enger Abstimmung mit der bisherigen Betreiberin erfolgen.

Die Dormero Hotelgruppe setzt ihre Expansion in Rheinland-Pfalz fort. Nach Koblenz, Worms und Bad Kreuznach wird das Best Western Hotel Pirmasens in der Bahnhofstraße 35 das nächste Haus der Gruppe. Die Übernahme des Hotels mit 45 Zimmern ist für das zweite Halbjahr 2026 geplant.