Labor-Fleisch gegen Tier-Leid: TV-Doku «Die Zukunft schmeckt anders»

| Industrie Industrie

«Ich liebe den Geschmack von Fleisch, den Geruch, den Biss. Nur eine Sache mag ich gar nicht: wie es hergestellt wird.» Diesen Satz würden vermutlich viele Menschen genau so unterschreiben. Gesagt hat ihn Josh Tetrick, Mitgründer des amerikanischen Start-ups «Goodmeat». Er und seine Firma versuchen daher, den Geschmack von Fleisch im Labor so gut zu imitieren, dass industrielle Massentierhaltung sowie das damit verbundene Tierleid und die milliardenfachen Schlachtungen überflüssig werden. In der 3sat-Dokumentation «Echtes Fleisch ohne Tier – Die Zukunft schmeckt anders» aus der Reihe «Wissen hoch 2» zeigt Wissenschaftsjournalist Ingolf Baur am Donnerstag ab 20.15 Uhr, wie das geht. 

In der «Goodmeat»-Fabrik gibt es Edelstahltanks, in denen sich Muskelzellen vermehren. Fleisch wächst hier nicht, sondern wird aus einzelnen Zellen zusammengesetzt. So besteht ein einziges Hühnchengericht aus Milliarden von Zellen, die auf der Basis von einer einzigen echten Muskelzelle eines Huhns entstanden sind. «Goodmeat» ist eines der beiden ersten Unternehmen in den USA, die von der amerikanischen Gesundheitsbehörde die Zulassung für kultiviertes Fleisch erhalten haben, sie züchten also Fleisch aus dem Labor. Dieses soll den echten Fleischgeschmack möglichst geschmacksgleich nachahmen. Denn in Zukunft wird laut Tetrick irgendwann der heutige Umgang mit Tieren nicht mehr zu rechtfertigen sein: «Wir werden zurückblicken und sagen, wir waren verrückt.»

Mit ähnlichen Zielen wie das kalifornische Unternehmen arbeitet auch die finnische Firma «Solar Foods», die von der Europäischen Union mit 37 Millionen Euro gefördert wird und eine Art Nährstoff-Cocktail herstellt. Dieser enthält Mineralstoffe, Ballaststoffe, Fette, B-Vitamine und besteht zu zwei Dritteln aus Proteinen. Damit könne fleischhaltige Ernährung ersetzt und die aufgenommene Nahrung somit deutlich effizienter werden. «Am Ende dieses Weges ersetzen wir den besonders verschwenderischen Umgang mit Energie und Ressourcen, nämlich das Ernährungskonzept Tier», erklärt Energiewissenschaftler Pasi Vainikka. Für das Aufhalten des Klimawandels seien solche Entwicklungen unabdingbar.

Es gibt aber auch andere Perspektiven auf das Thema, wie die des Metzgermeisters und Jägers Hermann Schrapp. «Mir geht es ums Fleisch, ich bin kein Trophäenjäger. Die Fleischgewinnung ist für mich an vorderster Stelle. Ich esse es, ich schieße es, ich zerlege es, und ich verkoche es», sagt er. Die Schlachtung sollte ihm zufolge immer schmerzfrei ablaufen und das gesamte Tier verwendet werden.

Außerdem besucht Wissenschaftsjournalist Baur das Unternehmen «Planted» in der Schweiz, das sich auf pflanzliche Alternativen spezialisiert hat, sowie eine Professorin für Tier-Biotechnologie, die die Massentierhaltung weniger problematisch findet. Sie versucht, die Zucht mittels Genmanipulation noch effektiver zu gestalten. Auch auf einem Bauernhof, der sich von der industriellen Haltung verabschiedet hat, ist Baur zu Gast.

Die 3sat-Doku dauert 45 Minuten. Immer wieder wird gezeigt, wie viele Tiere in der bereits abgelaufenen Zeit der Doku durchschnittlich geschlachtet wurden. Am Ende sind es über sechs Millionen Hühner, 115 000 Schweine und mehr als 27 000 Rinder. Nicht nur hier wird der Zweck der eindrucksvoll gelungenen Dokumentation deutlich, nämlich den Ist-Zustand bewusst zu machen. «Die Tierhaltung verursacht 12 Prozent der weltweiten Treibhausgase. 80 Prozent allen fruchtbaren Landes werden für Tiere und ihr Futter genutzt», berichtet Baur.  «Fleisch wird bleiben, der Genuss auch. Das Tierleid hoffentlich nicht.»


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Die Internorga wird 2026 wachsen. Durch die Integration der neuen Halle B5 erweitert die Fachmesse für Hotellerie und Gastronomie ihre Ausstellungsfläche um mehr als 2.000 Quadratmeter.

Im Berliner Fernsehturm auf 207 Metern Höhe optimiert HOBART Spültechnik die Abläufe im neuen Restaurant "SPHERE by Tim Raue". Der Einbau der Maschinen war Millimeterarbeit, doch das Ergebnis spricht für sich: Nie wieder Besteck polieren und mehr Zeit für die Gäste.

Weinliebhaber im Saarland können sich freuen: Nach den Worten von Winzerpräsidenten Philip Hoffmann gibt es Grund, optimistisch auf die Lese zu blicken. Das Wetter in den nächsten Wochen werde für das Ergebnis entscheidend sein.

Können Kastanie, Quitte oder Flatterulme die Folgen des Klimawandels im Weinbau mildern? Das erproben Winzer und Wissenschaftler.

Der Emsländer Getränkehersteller Berentzen musste im Streit um das Design seiner Cola-Mix-Flasche vor Gericht eine Schlappe einstecken - jetzt soll es in die zweite Runde gehen.

Die schwäbische Dönerfabrik Birtat ist einer der führenden Hersteller von Dönerspießen. Die Mitarbeiter kämpfen für einen Tarifvertrag und bessere Bezahlung. Nun freuen sie sich über die Einigung.

Pressemitteilung

Der neue elektronische Langschildbeschlag XS4 One S von Salto vereint modernste Technologie mit elegantem Design und sorgt so für höchste Kompatibilität und bewährte Zuverlässigkeit. Er wird damit den ständig wandelnden Anforderungen an moderne Zutrittskontrollsysteme optimal gerecht.

Pressemitteilung

Die SALTO FOUNDATION hat im Sommer 2025 ihren Betrieb aufgenommen. Ziel ist es, die transformative Kraft des Sports zu nutzen, um weltweit positiven Wandel zu fördern – insbesondere durch Unterstützung benachteiligter Gruppen und Menschen mit Behinderungen.

 

Pressemitteilung

Die neue Unternehmensstruktur des Revenue- und Profit-Management Spezialisten ist geprägt von mehr Eigenverantwortung, wachsender Performance und dem Anspruch, die Hotelbranche aktiv mitzugestalten.   

Die Block Foods AG hat einen vorsorglichen Rückruf für ihr Produkt „BLOCK HOUSE Brioche Bun“ gestartet. Betroffen sind ausschließlich die Chargen mit den Mindesthaltbarkeitsdaten 21.8.2025 und 22.8.2025. Der Grund für den Rückruf sind metallische Fremdkörper, die im Rahmen der Produktion in die Brötchen gelangt sein könnten.