Pommes-Land Belgien: Kartoffelindustrie kämpft mit Corona-Folgen

| Industrie Industrie

Im Pommes-Land Belgien hat die Corona-Krise deutliche Spuren in der wichtigen Kartoffelindustrie hinterlassen. Landwirte und Unternehmen hätten herbe Verluste erlitten, sagte Romain Cools vom Verband der kartoffelverarbeitenden Industrie (Belgapom) der Deutschen Presse-Agentur. Wegen der monatelangen Beschränkungen in Belgien mit Schließungen von Restaurants und Gaststätten brach ein Hauptabnehmer weg, die Kartoffelpreise fielen von einem auf den anderen Tag fast auf Null. Einige Unternehmen mussten die Produktion von Pommes, Kroketten und anderen Kartoffelprodukten vorübergehend einstellen und trotz staatlicher Hilfen Mitarbeiter entlassen.

Auch für die Zukunft zeigte sich der Verband zurückhaltend. «Es herrscht die begründete Angst, dass restriktive Maßnahmen im Lebensmittelsektor in vielen Ländern der Welt erneut einen großen Einfluss auf Nachfrage und Produktion haben werden», sagte Cools. Zwar gebe es erste Zeichen der Erholung, doch werde erwartet, dass weltweit bis zum Jahresende die Produktion nur etwa 80 Prozent des Niveaus vor der Corona-Krise erreichen werde. «An die Stelle vielversprechender Wachstumsraten sind für viele Unternehmen große Probleme getreten, nachdem sie viel Geld in neue Kapazitäten, bessere Qualität und Nachhaltigkeit investiert hatten.»

Belgien ist Branchenangaben zufolge der weltgrößte Exporteur von tiefgekühlten Kartoffelprodukten wie Pommes frites. Der Jahresumsatz der kartoffelverarbeitenden Industrie beträgt rund zwei Milliarden Euro. Zuletzt hatte die Produktion jährlich Rekordwerte gemeldet.

Zwar seien in der Corona-Krise mehr Speisekartoffeln sowie Kartoffeln für die Chips- oder Snackproduktion verkauft worden, sagte Cools. «Aber diese Produkte machen nur einen geringen Teil des Marktes aus.» In Belgien werden mehr als 70 Prozent der Kartoffeln zu Pommes frites oder Kroketten verarbeitet, der Großteil geht an Restaurants und Gaststätten. Dieser Anteil eignet sich nicht für den Verkauf als Speisekartoffeln, und für die Verarbeitung zu Chips sind sie groß.

Deshalb waren die Lager plötzlich voll: Auf zwei bis drei Millionen Tonnen schätzt Cools das Angebot, das in Belgien, Frankreich, den Niederlanden und Deutschland auf den freien Markt schwappte. Um die Vorräte einigermaßen loszuwerden, exportierten Landwirte ihre Ware für niedrigere Preise nach Osteuropa oder Afrika, verschenkten sie an Hilfseinrichtungen, nutzten sie als Viehfutter oder als Energiepflanze. In Belgien rief Belgapom die Bürger dazu auf, den Pommes-Verzehr zu verdoppeln.

Nach Angaben des Gastroverbands Horeca kamen die Belgier diesem Appell offensichtlich nach. Pommes-Bestellungen seien in die Höhe geschossen, teilte eine Verbandssprecherin der dpa mit. Zugleich betonte sie: «Es gab keine Pommes-Knappheit - nicht damals, nicht heute.»

Während des Lockdowns seien Essenslieferungen und Essen zum Mitnehmen für Restaurants und Bistros die einzige Möglichkeit gewesen, noch Geld einzunehmen. «Viele Menschen haben Pommes bestellt, denn jeder kennt einen Fast-Food-Laden in der Nähe - und wir Belgier sind sehr stolz auf unsere Fritten.»

Dennoch hätten diese Verkäufe die Einbußen keinesfalls ausgleichen können. In den knapp drei Monaten Schließzeit vom 14. März bis 8. Juni habe die Branche in Belgien etwa 3,9 Milliarden Euro verloren. Die Regierung in Brüssel sprang mit Hilfszahlungen ein, auch Landwirte erhielten Unterstützung. Außerdem wurde zwischenzeitlich die Mehrwertsteuer von 12 auf 6 Prozent für Lebensmittel sowie von 21 auf 6 Prozent für nicht-alkoholische Getränke gesenkt. Das habe dazu beigetragen, dass die Preise in Restaurants, Cafés und Bistros nicht erhöht worden seien, die Betreiber ihre Einnahmen aber dennoch einigermaßen stabil gehalten hätten, betonte der Verband. (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Der Trend-Geschmack Matcha-Erdbeere führt zu einem direkten Wettbewerb der Schokoladenhersteller. Nachdem Ritter Sport bereits im September 2025 mit einer limitierten Edition in den Markt gestartet ist, präsentiert nun auch Lindt & Sprüngli seine Interpretation und setzt auf eine extreme Limitierung, was die Erwartungshaltung auf einen neuen Hype schürt.

Die Intergastra 2026 setzt einen Schwerpunkt auf die Gemeinschaftsverpflegung. Angesichts des Rechtsanspruchs auf Ganztagsbetreuung rücken neue Konzepte, Kooperationen und Food-Trends in den Fokus.

Weniger Anbaufläche, noch mehr Qualität: Das hessische Staatsweingut bei Eltville will mehr Große Gewächse pflanzen und den Export bis nach China steigern. Wie groß ist sein Defizit?

Pressemitteilung

Man sieht sie immer häufiger in Hotels: Glasflaschen. In den Zimmern, im Restaurant oder an einer Wasserzapfstelle. Das ist auch nicht verwunderlich, denn sie sind schön, praktisch und passen gut zu unserem heutigen Umweltbewusstsein. Aber was macht eine solche Glasflasche eigentlich so praktisch? Und wann genau verwendet man sie?

Pressemitteilung

Vom 1. bis 3. Dezember 2025 verwandelt sich das JW Marriott Berlin in das Zentrum für nachhaltige Innovation. Beim GreenSign Future Lab kommen über 300 Entscheider und 60 Speaker aus Hotellerie, Gastronomie und Touristik zusammen, um Zukunft aktiv zu gestalten.

Pressemitteilung

Nach der erfolgreichen Premiere im März 2025 startet die 370GRAD vom 13. bis 16. März 2026 im Empire Riverside Hotel in Hamburg in die zweite Runde. Die Business-Plattform für Entscheider aus Hotellerie, Gastronomie und Catering ist Impulsgeber für Innovation, Qualität und Networking auf höchstem Niveau.

Anzeige

Vom 1. bis 3. Dezember 2025 trifft sich die Hospitality im JW Marriott Berlin, um Zukunft neu zu denken. Über 60 Speaker, 40 Sessions und fünf Bühnen voller Ideen: Das GreenSign Future Lab zeigt, wie Nachhaltigkeit, KI und Innovation in der Praxis zusammenfinden. Mit echten Begegnungen, starken Impulsen und messbarem Mehrwert für Hotellerie und Gastronomie.

Pressemitteilung

Die Independent Hotel Show Munich 2025 hat Maßstäbe gesetzt: Von einer Messehalle auf zwei, rund 66 Prozent mehr Fläche, eine zusätzliche Bühne, ein neuer Award und merklich mehr Besucher - die zweite Ausgabe des Branchentreffs zeigte vergangenen Mittwoch und Donnerstag, wie dynamisch die unabhängige Hotellerie im deutschsprachigen Markt aufgestellt ist.

Niedersachsens Landwirte ernten den ersten Grünkohl der Saison. Kunden müssen sich dieses Jahr jedoch auf etwas höhere Preise einstellen. Zudem wird mit weniger Ertrag als noch im Vorjahr gerechnet.

Italiens Finanzpolizei hat Aktien des weltweit tätigen Spirituosenkonzerns Campari im Wert von annähernd 1,3 Milliarden Euro beschlagnahmt. Hintergrund sind Vorwürfe, dass bei Geschäften im Ausland in großem Stil Steuern hinterzogen worden seien.