Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat sich wegen der Corona-Pandemie skeptisch geäußert, ob im kommenden Winter Karneval stattfinden kann. Wie die «Rheinische Post» berichtet, sagte der CDU-Politiker am Dienstag in einer Telefonschaltkonferenz des Gesundheitsausschusses: «Ich war selbst Kinderprinz und komme aus einer Karnevalshochburg. Ich weiß also, wie wichtig Karneval für viele Millionen Deutsche ist. Aber: Ich kann mir Karneval in diesem Winter, mitten in der Pandemie schlicht nicht vorstellen. Das ist bitter, aber so ist es.»
Die Zeitung beruft sich auf Angaben aus Teilnehmerkreisen. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur war Spahn von Mitgliedern des Ausschusses nach seinen Äußerungen zu Familienfeiern und Festen gefragt worden und was dies mit Blick auf den Karneval bedeuten würde. Spahn hatte angeregt, wegen des Ansteckungsrisikos noch einmal über die erlaubte Größen von privaten Festen zu sprechen.
Das Festkomitee Kölner Karneval sprach sich gegen eine Absage des Karnevals schon zum jetzigen Zeitpunkt aus. «Man muss nicht heute das verbieten, was in einem halben Jahr stattfinden soll», sagte Michael Kramp, Sprecher des Festkomitees, des Dachverbands der meisten Kölner Karnevalsvereine. «Eine pauschale Absage mehrere Monate vor der Session halten wir für wenig zielführend», ergänzte der Präsident des Festkomitees, Christoph Kuckelkorn.
Eine Absage wäre für die Hochburgen «ein wirtschaftliches Desaster», sagte der Präsident des Bundes Deutscher Karneval (BDK), Karl-Ludwig Fess, der «Rheinischen Post». Er forderte Spahn auf, den Bundesverband und Regionalvertreter zu einem Runden Tisch einzuladen. «Die Gesundheit steht an erster Stelle, auch bei uns Karnevalisten», so Fess, «aber bevor Veranstaltungen abgesagt werden, muss es darüber Gespräche geben.»
Die Kölner Karnevalisten wollten nicht um jeden Preis feiern, betonte Kramp. Sollte die Zahl der Infizierungen in nächster Zeit weiter zunehmen und die Corona-Schutzverordnung wieder verschärft werden, etwa so, dass sich nur noch Gruppen von bis zu zehn Menschen treffen dürften, dann seien Karnevalsfeiern natürlich nicht möglich. Das könne man aber derzeit noch nicht absehen, sagte Kramp.
Karnevalshochburgen legen Ideen für Frohsinn trotz Corona vor
Die Karnevalshochburgen Köln, Düsseldorf, Bonn und Aachen haben konkrete Ideen für närrischen Frohsinn unter Corona-Bedingungen ausgearbeitet. Es handle sich um Empfehlungen für Karnevalsveranstaltungen, die man nun der Landesregierung zur Prüfung vorgelegt habe, sagte ein Sprecher des Festkomitees Kölner Karneval am Freitag. Die Idee: Eine Art Leitfaden, an dem sich Karnevalisten landesweit orientieren können, wenn es um die Genehmigung einer Veranstaltung geht. «Es geht nicht darum, mit Gewalt zu feiern, wenn es nicht geht», sagte er. «Der Punkt ist: Wenn wir feiern, wollen wir ehrenamtlichen Karnevalisten, die sich damit nicht auskennen, konkrete Tipps geben.»
In dem Papier werden den Angaben zufolge viele praktische Probleme erörtert, die sich aus der Kombination von Pandemie und Party ergeben: Welchen Abstand haben Büttenredner zum Publikum? Wie weit müssen die Bläser im Orchester von den anderen Musikern und den Gästen im Saal entfernt sitzen? Wie viele Menschen dürfen in einen Saal? Wo könnte getanzt werden? Mit einem Ergebnis der Prüfung auf Landesebene rechnen die Initiatoren erst im September.
Das Thema Karneval und Corona sorgt NRW seit Wochen für Debatten. Jüngst hatte sich der Landrat des Rhein-Sieg-Kreises für eine Absage der Session ausgesprochen. Die Karnevalisten in Köln etwa aber halten eine Komplettabsage aber für keine Option. (dpa)