G20 beraten über Tourismus-Neustart

| Politik Politik

Hoffnungsschimmer für Reisehungrige und die Tourismusbranche nach monatelanger Corona-Zwangspause: Die Gruppe der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G20) will ein Signal zum Neustart der Branche geben, die Buchungszahlen deutscher Reiseveranstalter ziehen an, und die ersten Bundesländer kündigen vorsichtige Öffnungen zu Pfingsten an. Sommerurlauber können nach Einschätzung der Branche mit insgesamt stabilen Preisen rechnen.

«Die Impfkampagne hat in Deutschland enorm an Tempo gewonnen, und auch die Buchungen legen kontinuierlich zu», berichtete ein Tui-Sprecher am Dienstag. Der Branchenprimus geht davon aus, dass der Urlaub dieses Jahr sogar günstiger wird als in den Vorjahren. Dabei scheint das Geld bei vielen Reisehungrigen locker zu sitzen. Vor allem höherpreisige Hotels liegen Veranstaltern zufolge im Trend.

«Viele buchen längere Reisen, weil sie sehr lange auf den Urlaub warten mussten. Außerdem liegen Hotels in höheren Kategorien sowie größere Zimmer in besseren Lagen im Trend», sagte der Tui-Sprecher.

Auch der Geschäftsführer der FTI Group, Ralph Schiller, berichtete, dass sich Urlauber bislang vor allem für höherwertige Hotels entscheiden. Er erwartet insgesamt «eine recht stabile» Preisentwicklung. «Sollte der erwartete Buchungsboom für die Hauptferienzeit im Sommer eintreten, könnten die Kapazitäten aber schon knapp werden, so dass dann punktuell mit steigenden Preisen gerechnet werden muss.»

Schiller rechnet mit einem Reiseboom, sobald Lockerungen in Kraft treten. «Wie groß der Wunsch zu verreisen ist, sehen wir auch daran, dass die Nachfrage für Mallorca und die Dominikanische Republik – also Destinationen, für die aktuell keine Reisewarnungen gelten – für die Reisemonate Mai und Juni 2021 kräftig angezogen hat.»

Der Branchenzweite, DER Touristik, sieht ebenfalls «einen deutlichen Anstieg» der Buchungskurve. «Die Menschen wollen reisen und das möglichst sicher und früh», sagte Zentraleuropa-Chef Ingo Burmester. Reisen bleibe insgesamt günstig. «Teilweise sind durch die zu Beginn des Jahres so zögerliche Nachfrage sehr attraktiven Angebotspreise gerade für frühe Reisezeiträume ab Juli noch buchbar.» Gefragt sind den Veranstaltern zufolge in diesem Sommer unter anderem klassische Ziele wie Spanien, Griechenland und Italien.

Einen Hoffnungsschimmer gibt es auch für Urlaub zwischen Rügen und Garmisch-Partenkirchen. Erste Bundesländer kündigten eine vorsichtige Öffnung für den Tourismus an. In Bayern sollen Hotels, Ferienwohnungen und Campingplätze in Kreisen mit einer stabilen Sieben-Tage-Inzidenz von unter 100 vom 21. Mai an öffnen dürfen. Niedersachsen kündigte an, den Handel, die Gastronomie und den Tourismus in Regionen mit niedrigen Infektionszahlen unter Auflagen zu öffnen. Der Tourismus werde für voraussichtlich drei Wochen zunächst nur für Einwohner Niedersachsens geöffnet, sagte Ministerpräsident Stephan Weil.

Der Deutsche Tourismusverband forderte, die anderen Bundesländer müssten jetzt zügig folgen und sich untereinander abstimmen. «Wenn das klappt, steht einem sicheren Deutschlandurlaub spätestens im Sommer nichts mehr im Wege», sagte Geschäftsführer Norbert Kunz.

Der Tourismus zählt zu den am härtesten von der Corona-Krise getroffenen Branchen. Weltweit stand er nach Angaben des World Travel & Tourism Council, einem Zusammenschluss global agierender Tourismusunternehmen, vor der Pandemie für mehr als 10 Prozent des globalen Bruttoinlandsproduktes und 330 Millionen Arbeitsplätze. In der Krise gingen 58 Millionen Job verloren.

Die G20 wollen nun ein Signal zum Neustart der Branche geben. Fachminister und andere Verantwortliche wollten am Dienstag zu einer Video-Konferenz unter der Leitung Italiens darüber beraten, wie das internationale Reisegeschäft wieder zur Normalität zurückkehren kann. Rom hat in diesem Jahr den Vorsitz in der G20-Runde der Top-Wirtschaftsnationen.

Der Tourismusbeauftragte der Bundesregierung, Thomas Bareiß, sagte anlässlich des Treffens: «Im Rahmen der G20 sind wir uns einig, dass wir eine widerstandsfähigere, nachhaltigere und integrativere Tourismuswirtschaft anstreben, um für die Zukunft besser gerüstet zu sein.» Kurzfristig gelte es jetzt, das Vertrauen in sicheres Reisen wiederherzustellen und die Erholung des Sektors zu befördern. (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Das Spitzengremium des DEHOGA bekräftigt Forderung nach einheitlich sieben Prozent Mehrwertsteuer auf Essen und drängt auf den sofortigen Stopp drohender neuer bürokratischer Belastungen. Es gehe um Fairness im Wettbewerb und die Zukunftssicherung der öffentlichen Wohnzimmer.

Gastronomie und Hotellerie in Deutschland haben weiterhin mit großen Problemen zu kämpfen. Die Betriebe beklagen Umsatzverluste, Kostensteigerungen sowie die Folgen der Mehrwertsteuererhöhung. Das geht aus einer aktuellen Umfrage des DEHOGA Bundesverbandes hervor, an der sich 3.175 gastgewerbliche Unternehmer beteiligten.

Die Teil-Legalisierung von Cannabis konnte Bayern nicht verhindern. Dafür arbeitet die Staatsregierung nun an Kiff-Verboten für konkrete Bereiche. Darunter könnten Volksfeste, Biergärten und in Außenbereichen von Gaststätten gehören. Verstöße gegen das Cannabis-Gesetz werden teuer.

Der Slogan «Leistung muss sich wieder lohnen» ist schon etwas angestaubt. Die FDP poliert ihn jetzt auf. Und schlägt unter anderem steuerliche Anreize für bestimmte Leistungsträger vor.

Finanzminister Christian Lindner will Hobbybrauer, die Bier zum eigenen Verbrauch herstellen, bei der Steuer entlasten. Künftig sollen sie pro Jahr 500 Liter Bier steuerfrei brauen dürfen.

Mit dem Projekt COMEX der Bundesagentur für Arbeit/ZAV werden seit 2022 Köchinnen und Köche aus Mexiko in Hotels und Restaurants in Deutschland vermittelt. Der DEHOGA begleitet das Projekt von Anfang an.

Die Bundesagentur für Arbeit hat den DEHOGA Bundesverband informiert, dass für die Arbeitsmarktzulassung (AMZ) von Arbeitnehmern aus Drittstaaten zusätzliche Teams und neue Standorte eingerichtet und die Zuständigkeiten neu verteilt wurden. Grund dafür ist die erwartete Zunahme der Erwerbszuwanderung.

Es fehlen Fachkräfte - in zunehmender Zahl. Künftig sollen vermehrt Menschen aus dem Ausland diese Lücken schließen. Nun geht das Land neue Wege, diese Kräfte schneller in den Arbeitsmarkt zu bringen.

Der Bund der Steuerzahler Mecklenburg-Vorpommern hat die Ausweitung der Steuer von Privat- auf Geschäftsreisende in Schwerin als Abzocke kritisiert. Die Bettensteuer – wie auch die Tourismusabgaben – würden Verbraucher und Betriebe durch höhere Preise und Bürokratie belasten.

Die Aufenthalts- und Arbeitserlaubnisse von Geflüchteten aus der Ukraine gelten bis zum 4. März 2025. Darüber informierte das Bundesinnenministerium den DEHOGA Bundesverband und andere Wirtschaftsverbände.