Gastro-Gewerkschaft NGG fordert auf breitere Anwendung der Tariflöhne

| Politik Politik

Der zunehmende Arbeitskräftemangel in der Gastronomie Mecklenburg-Vorpommerns kann nach Einschätzung der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) nur durch bessere Bezahlung für alle Mitarbeiter gestoppt werden. NGG-Landesgeschäftsführer Jörg Dahms forderte am Freitag den Arbeitgeberverband Dehoga auf, Verhandlungen über eine Allgemeinverbindlichkeitserklärung aufzunehmen. Mit einer solchen Erklärung würden die Tarifvereinbarungen auf die gesamte Branche im Land ausgedehnt. Laut Dahms profitieren derzeit 16 000 und damit lediglich ein Drittel aller Beschäftigten in der Gastro-Branche des Landes direkt von den zum 1. September wirksam gewordenen Lohnerhöhungen von 3,5 bis 5 Prozent. Zwei Drittel der Beschäftigten arbeiteten in nichttarifgebundenen Betrieben.

Dahms verwies auf die wachsenden Probleme vieler Gaststätten- und Restaurantbetreiber, gerade in der Hochsaison den Betrieb ín vollem Umfang aufrecht zu erhalten. Während der Zwangsschließungen in der Corona-Pandemie hätten sich viele Angestellte Jobs in anderen Branchen gesucht. «Diese zurückzugewinnen und die verbliebenen zu halten, wird nur gelingen, wenn in der gesamten Branche im Land besser bezahlt wird», zeigte sich Dahms überzeugt.

Der Präsident des Branchenverbands Dehoga im Nordosten, Lars Schwarz, zeigte sich überrascht von dem Vorstoß der Gewerkschaft, über eine Allgemeinverbindlichkeitserklärung verhandeln zu wollen. Der Verband warte nun, bis eine schriftliche Aufforderung dazu vorliege. Schwarz hatte zuvor mehrfach darauf verwiesen, dass die Hotel- und Gastronomie-Branche im Land schon mit deutlich höheren Tarifabschlüssen auf die Arbeitskräftesituation reagiert habe, um die Attraktivität zu erhöhen. Dennoch blieben auch zum Ausbildungsstart am 1. September im Nordosten wieder knapp 700 Lehrstellen für Köche, Kellner und Hotelfachleute unbesetzt.

Nach Angaben von Dahms steigen in der Gastronomie in Mecklenburg-Vorpommern die Löhne bis 2023 noch um insgesamt etwa zehn Prozent. «Bis wir das Niveau von Schleswig-Holstein oder Hamburg erreicht haben, fehlt aber trotzdem noch ein ganzes Stück», erklärte der Gewerkschafter. Zudem würden im Nordosten weder Urlaubs- noch Weihnachtsgeld gezahlt und die Arbeitszeit liege mit 40 Wochenstunden auch noch höher. Deshalb habe die Gewerkschaft auch den Manteltarifvertrag zum Jahresende aufgekündigt.

Unterstützung kam von der oppositionellen Linken. «Die herrschende Personalnot in der Hotel- und Gaststättenbranche ist eine Krise mit Ansage. In vielen Unternehmen haben die Beschäftigten immer noch mit niedrigen Löhnen und schwierigen Arbeitsbedingungen zu kämpfen», erklärte der wirtschaftspolitische Sprecher der Linksfraktion im Landtag, Henning Foerster.

Die Corona-Krise habe viele Beschäftigte besonders hart getroffen. «Wenn das Gehalt niedrig ist, schmerzt der monatelange Bezug von Kurzarbeitergeld doppelt», sagte Foerster. Die Aufforderung der Gewerkschaft NGG, Verhandlungen über eine Allgemeinverbindlichkeitserklärung des Tarifvertrages aufzunehmen, sei mehr als berechtigt, die Gespräche längst überfällig. «Qualität hat ihren Preis. Das muss auch die Mehrzahl der Arbeitgeber der Branche endlich anerkennen oder es geht mit dem Tourismusland Nummer eins bergab», mahnte Foerster.


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband wendet sich in einer Mitteilung gegen jedwede Positionen und Aktivitäten, die sich gegen unsere freiheitliche demokratische Grundordnung richten. Das Gastgewerbe in Deutschland stehe für Gastfreundschaft, Toleranz und Vielfalt.

Der Bundestag hat die Gesetze zur Verbesserung der Rückführung von Geflüchteten und zur Modernisierung des Staatsangehörigkeitsrechts beschlossen. Darin enthalten sind auch einige Regelungen, die die Beschäftigungsmöglichkeiten von bereits in Deutschland lebenden Geflüchteten mit Bleibeperspektive erleichtern.

Die Lokführergewerkschaft GDL hat die Beschäftigten der Deutschen Bahn zum nächsten Streik aufgerufen. Dieser werde im Personenverkehr am frühen Mittwochmorgen um 2.00 Uhr beginnen und bis Montag kommender Woche, 18.00 Uhr andauern, teilte die Gewerkschaft in der Nacht zu Montag mit.

Gegen lebhafte Debatten im Bundestag hat niemand etwas einzuwenden - gegen ungebührliches Verhalten schon. Dann setzt es vom Präsidium einen Ordnungsruf. Das geschieht derzeit ziemlich oft. Mehr als die Hälfte aller Ordnungsrufe entfiel im vergangenen Jahr auf nur eine Partei.

Die Regierungsfraktionen von SPD und Grünen wollen sich für den Erhalt des von der Schließung bedrohten Musikclubs Molotow im Hamburger Stadtteil St. Pauli einsetzen. Hintergrund ist die Kündigung des Mietvertrags, weil an der Stelle in St. Pauli ein Hotel entstehen soll.

Weniger Zucker, Fett und Salz beim Essen vor allem für Kinder, mehr Bio und Regionales beim Mittagstisch in der Kantine: Das Bundeskabinett beschloss dazu jetzt eine Strategie​​​​​​​ mit Zielen und Maßnahmen. Eine wichtige Rolle sollen Kantinen und Mensen in Unternehmen und anderen Einrichtungen spielen.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck will den Kampf gegen den Arbeitskräftemangel in Deutschland intensivieren. Dazu gehört auch, dass die Bundesregierung die Möglichkeit eines Rechtsanspruchs auf flexibles Arbeiten für Beschäftigte prüfen solle, wie aus dem Entwurf des neuen Jahreswirtschaftsberichts hervorgeht.

Die Arbeitgeber in Deutschland lehnen einen Rechtsanspruch auf Homeoffice ab. In der Regel werde diese Frage im guten Einvernehmen zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber geregelt. Ein Gesetz brauche es nicht, so Steffen Kampeter.

Bekommen Kinder ihr Mittagessen in Kita oder Schule künftig vom Staat bezahlt? Ein Bürgerrat fordert genau das. Rot-Grün in Niedersachsen findet den Vorschlag gut, bremst aber trotzdem die Erwartungen.

Sterneköche und Frankreichs Gastgewerbe mobilisieren gegen das neue Migrationsgesetz, das, anders als zunächst geplant, die Integration von Beschäftigten ohne Aufenthaltstitel kaum erleichtert. Jetzt protestieren Sterneköche, die die Integration von Küchenpersonal ohne Papiere fordern und appellieren: Wir brauchen Migranten.