Viele Gastronomen nutzen nach Einschätzung ihres Branchenverbandes nicht die Möglichkeit, nur gegen Corona Geimpfte und Genesene in ihre Lokale zu lassen. Sie wollten Auseinandersetzungen mit Impfunwilligen aus dem Weg gehen, sagte die Hauptgeschäftsführerin des Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga, Ingrid Hartges, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Mittwoch). Mehrere Bundesländer erlauben Betreibern, nicht Geimpften den Zugang zu ihren Gaststätten zu verbieten.
«Die Anfeindungen, die Gastwirte erleben, sind teilweise schon heftig», berichtete Hartges aus dem Alltag. Die Gastwirte wollten keine kontroversen Diskussionen vor dem Restaurant-Eingang mit den Gästen, die nicht geimpft seien und kein Verständnis zeigten für die Entscheidung des Unternehmers. «Die optionale 2G-Regel dient nach Ansicht vieler unserer Mitgliedsunternehmen insbesondere dazu, die Impfquote zu erhöhen. Deshalb haben sie den Eindruck, dass hier eine kontroverse Debatte auf ihrem Rücken ausgetragen wird», fügte sie hinzu.
Richtig sei, dass Clubs und Diskotheken mancherorts mit der 2G-Regel überhaupt erst die Möglichkeit bekämen, endlich wieder zu öffnen, sagte Hartges. Vorteile gebe es zum Beispiel auch für kleine Restaurants, weil Abstandsregeln und damit Kapazitätsbegrenzungen entfielen, wenn nur Geimpfte und Genesene hinein dürften.
Laut einer DEHOGA-Umfrage will Mehrheit der Betriebe die 2G-Reglung derzeit nicht einführen. Von einer freiwilligen Einführung der 2G-Regel im Rahmen des Hausrechts planen 21,4 Prozent der Betriebe Gebrauch zu machen. 78,6 werden die 2G-Regelung derzeit noch nicht umsetzen. Sollten mit Einführung der 2G-Regel wie in Hamburg allerdings Auflagen, wie zum Beispiel das Abstandsgebot, wegfallen, wäre jeder dritte Betrieb (32,8 Prozent) bereit, die 2G-Regelung einzuführen, 49,4 Prozent würden das noch nicht tun, 17,8 Prozent zeigen sich unentschlossen.
An der Umfrage des DEHOGA Bundesverbandes zur wirtschaftlichen Lage beteiligten sich in der Zeit vom 31. August bis 5. September 5.600 gastgewerbliche Betriebe aus ganz Deutschland.
Fritz Engelhardt, Vorsitzender DEHOGA Baden-Württemberg, sagt: „Keiner von uns will die 2G-Regel. Der Ausschluss der Ungeimpften aus Gastronomie und Hotellerie, […] , bedeutet bei der aktuellen Impfquote eine Reduzierung unseres Gästepotenzials um deutlich mehr als 20 Prozent. In der Realität ist der Schaden noch größer, weil Gruppen, in denen sich Ungeimpfte befinden, durch die 2G-Regel von Restaurantbesuchen, Feiern und Veranstaltungen abgehalten werden. Auch das Geschäft mit Businessgästen wird massiv leiden, wenn Ungeimpfte in der „Alarmstufe“ nicht mehr an Tagungen teilnehmen dürfen. Zudem stellt die Abfrage des Impfstatus bei Buchungen ein enormes Problem für uns dar.“ Die neuen Regeln in Baden-Württemberg machten das Gastgewerbe mehr denn je zum Prellbock der gesellschaftlichen Impfdebatte und treffen uns wirtschaftlich härter als andere Branchen.