Mindestlohn: "Politischer Überbietungswettkampf ist unverantwortlich"

| Politik Politik

Der Anstieg des gesetzlichen Mindestlohns auf 9,19 Euro pro Stunde im kommenden Jahr und auf 9,35 Euro ab 2020 ist beschlossene Sache. Das Bundeskabinett stimmte in dieser Woche der von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) vorgelegten Verordnung zu. 

Zugrunde liegt die im Juni ausgesprochene Empfehlung der Mindestlohnkommission, der Vertreter von Arbeitgeberverbänden, Gewerkschaften und Wissenschaft angehören. Die Empfehlung für 2019 basierte wie verabredet auf dem amtlichen Tarifindex. Die weitere Steigerung zum 1. Januar 2020 auf 9,35 Euro stellt dagegen eine Abweichung von der verabredeten Berechnungsformel und von der Geschäftsordnung dar, die die Kommission sich selbst gegeben hat. Der Mindestlohn steigt damit erneut stärker als die Tariflöhne, was den Kostendruck auch für unsere Branche erhöhe, ebenso auch den Druck auf das tarifliche Lohngefüge verstärke, kritisiert der DEHOGA. 

Gehe es nach dem Willen der SPD könnte es ohnehin das letzte Mal gewesen sein, dass die Kommission auf Basis des nachvollziehbaren Lohnentwicklungskriteriums über die Höhe des Mindestlohns entscheide, sagt der Verband. Denn die Kommission würde erst wieder 2020 zusammenkommen, um über die Mindestlohnhöhe ab 2021 zu beratschlagen. 2020 steht aber auch die Evaluation des Mindestlohngesetzes an. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil kündigte nun an, bis dahin ein neues Verfahren zur Festsetzung des Mindestlohn entwickeln zu wollen – dies fraglos auch, um der zuletzt vermehrt von SPD-Vertretern geäußerten Vorstellung von 12 Euro Mindestlohn näher zu kommen, sagt der DEHOGA. So erklärte unter anderem Bundesfinanzminister Olaf Scholz in einem Bild-Gastbeitrag, „dass 12 Euro Mindestlohn angemessen sind". Und auch Heil selbst erklärte, eine Zielmarke von 12 Euro gehe „in die richtige Richtung“. 

„Die Große Koalition hatte gute Gründe, die Entscheidung über die Höhe des Mindestlohns einer Kommission von Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertretern zu überlassen. Ökonomische Faktoren spielen so auch eine Rolle, ein politischer Überbietungswettkampf wird durch diese Systematik verhindert“, so DEHOGA-Hauptgeschäftsführerin Ingrid Hartges. „Dies nun auf dem Altar des politischen Überlebenskampfes zu opfern und über den Umweg Evaluation doch einen politischen Mindestlohn auf den Weg zu bringen, wäre fatal.“


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Das Bundesministerium der Finanzen hat einen entscheidenden Schritt zur Entlastung der Gastronomie gemacht. Ein kürzlich veröffentlichter Referentenentwurf für ein Steueränderungsgesetz 2025 sieht vor, die Mehrwertsteuer für Speisen in Restaurants dauerhaft auf sieben Prozent zu senken. Die geplante Neuregelung soll am 1. Januar 2026 in Kraft treten.

Der Koordinator für die maritime Wirtschaft und Tourismus, Dr. Christoph Ploß, startet heute seine Tourismus-Sommertour. Vom 1. bis zum 3. September 2025 besucht er wichtige Tourismusstandorte im Westen und Süden der Bundesrepublik.

Anja Karliczek, die Vorsitzende des Tourismus-Ausschusses im Bundestag, bekräftigt die geplante Absenkung der Mehrwertsteuer auf Speisen in der Gastronomie. In einem Beitrag auf LinkedIn kündigte sie an, dass der ermäßigte Steuersatz von sieben Prozent "im Herbst der Reformen" umgesetzt werden soll.

Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten warnt eindringlich vor den Plänen der Bundesregierung, den 8-Stunden-Tag abzuschaffen. Schon jetzt würden Beschäftigte rund 1,2 Milliarden Überstunden leisten – davon 638 Millionen unbezahlt. Besonders betroffen sei das Gastgewerbe.

Die Bundesregierung will, nach Angaben ihres Sucht- und Drogenbeauftragten, das sogenannte begleitete Trinken von Jugendlichen ab 14 Jahren abschaffen. Bereits im Juni hatten die Gesundheitsminister der Länder auf ein Verbot der Praxis gedrängt.

Die US-Regierung erwägt Sanktionen gegen Vertreterinnen und Vertreter der Europäischen Union sowie einzelner Mitgliedstaaten, die für die Umsetzung des Digital Services Act (DSA) zuständig sind. Das berichtete die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf mehrere mit den internen Beratungen vertraute Personen.

Mit ungewöhnlich scharfen Worten hat sich die sich er Geschäftsführer der Benessere-Hotels aus Felsberg in einem offenen Brief an den hessischen Wirtschaftsminister Kaweh Mansoori gewandt. Selbst nicht von Rückforderungen, sieht Günther Klasen die Existenz vieler kleiner Betriebe bedroht. Die Rückforderungen seien für viele der letzte Stoß in den Abgrund.

Baden-Württemberg hat eine neue Regelung eingeführt, die ausländischen Auszubildenden, nach erfolgreichem Abschluss ihrer Lehre, den unmittelbaren Übergang in eine Vollzeitbeschäftigung erleichtert. Damit reagiert die Landesregierung auf Kritik aus der Gastronomie- und Hotelleriebranche, insbesondere vom DEHOGA.

In der schwarz-roten Koalition knirscht es vor dem angekündigten «Herbst der Reformen». Laut Bundeskanzler Friedrich Merz müsse sich die Bundesregierung sehr viel stärker auf wirtschafts- und sozialpolitische Themen konzentrieren.

Mehrere Brauereien in Sachsen und Thüringen wurden in den vergangenen Wochen bestreikt. Nach der Einigung im Tarifstreit kann das Bier wieder in vollen Strömen fließen.