Ostdeutsche Dehoga-Verbände mit klaren Forderungen Richtung Bund

| Politik Politik

Am 28. und 29. August 2022 trafen sich die Spitzen der DEHOGA Landesverbände Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern zu einem intensiven und konstruktiven zweitägigen Austausch. Neben den Kolleginnen und Kollegen der anderen Länder war auch Claudia Müller, Mitglied des Deutschen Bundestages für die Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen als Koordinatorin der Bundesregierung für die maritime Wirtschaft und den Tourismus zu Gast. Im Mittelpunkt des jährlich stattfindenden Treffens standen die aktuellen Herausforderungen, unter denen das Gastgewerbe insbesondere im strukturschwächeren Ostdeutschland steht.

Die Vertreterinnen und Vertreter des Gastgewerbes diskutierten mit Claudia Müller die Auswirkungen des Ukrainekrieges sowie die daraus resultierende Energiekrise. Dabei betonten die Anwesenden, dass das Gastgewerbe sich in tiefer Solidarität dem ukrainischen Volk verbunden fühlt. Gern und bereitwillig haben Betriebe der Branche seinerzeit Kriegsflüchtlingen erstes Obdach und eine Unterkunft gewährt. Der russische Angriffskrieg gegenüber der Ukraine ist menschlich zu verabscheuen und durch nichts auf der Welt zu rechtfertigen, entsprechende Gegenmaßnahmen der westlichen Welt waren seinerzeit die Konsequenz. Gleichzeitig adressierten die Teilnehmer an die Koordinatorin des Bundes für Tourismus die klare Forderung, dass die Versorgungssicherheit mit Energie und die Bezahlbarkeit von Energie gewährleistet sein müssen.

Lars Schwarz, Präsident des gastgebenden DEHOGA Mecklenburg-Vorpommern, sagt anlässlich des Treffens: „Das Gastgewerbe ist naturgemäß als Dienstleistungsbranche nicht nur überaus personal-, sondern auch enorm energieintensiv. Es ist daher nur zu folgerichtig, dass Unternehmerinnen, Unternehmer sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Verlässlichkeit im Sinne von Versorgungssicherheit und Bezahlbarkeit von Energie brauchen. Wir fordern ganz klar, dass die wiederholten medialen Einlassungen von Bundeskanzler Olaf Scholz Bestand haben müssen, wonach die verhängten Sanktionen Deutschland, seine Wirtschaft und die gesamte Gesellschaft nicht stärker belasten oder strafen dürfen als Russland selbst. Allerdings sehen wir mit Sorgen, dass diese rote Linie überschritten ist. Hier muss die Verhältnismäßigkeit gewahrt bleiben. Schon jetzt leiden nämlich unsere Unternehmen, unsere Mitarbeiter sowie die Bevölkerung massiv unter den Sanktionsmaßnahmen.“

Schwarz weiter: „Die nunmehr seit Wochen gedrosselte Zufuhr an Gas aus Russland, fehlende sofort nutzbare Gasalternativen und die nicht komplett gefüllten Gasspeicher in Deutschland lassen das Gastgewerbe trotz aller eigener Bemühungen höchst alarmiert und sorgenvoll in das Winterhalbjahr schauen. Die Rückmeldungen in Bezug auf die Kostensteigerungen in der Energiebeschaffung aus der Branche sind dramatisch. Viele Unternehmen skizzieren uns, in diesem Winter oder gar für immer schließen zu wollen bzw. zu müssen. Die Kostensteigerungen sind in der Höhe nicht mehr aufzufangen oder gar als Preis am Markt durchsetzbar.“

„Unsere energieintensiven Betriebe sind direkt und unmittelbar selbst durch die explodierenden Energiekosten betroffen, dies zusätzlich zu den extrem gestiegenen Kosten für Rohstoffe, Dienstleistungen und Personal. Diese Gemengelage trifft auf durch die Corona-Krise finanziell ausgelaugte Unternehmen, und nunmehr auch die spürbar sinkende Nachfrage seitens unserer Gäste. Der Nachfragerückgang wundert nicht, stehen doch alle Bürgerinnen und Bürger vor der Situation, finanziell durch diesen Winter kommen zu müssen. Sollte sich die Versorgungslage dramatisch verschlechtern, Betriebe teilweise oder ganz vom Markt genommen werden, käme das einer Katastrophe gleich. Nahezu alle Unternehmen werden reglementierende oder verbietende Eingriffe in das eigene Geschäft – gleich ob wegen Corona-Pandemie oder Energiemangel im dritten aufeinanderfolgenden Winter nicht überleben“, sagt der DEHOGA MV -Präsident.

„Von daher war es ein guter und wichtiger Austausch, den wir mit der Bundeskoordinatorin Claudia Müller führen konnten. Wir haben in dem offenen Dialog eindringlich die Lage und die besondere Situation des Gastgewerbes thematisieren können. Neben der schon erwähnten Versorgungssicherheit fordern wir die kurz- und mittelfristige Absicherung der Bezahlbarkeit von Energie. Sollte es wirklich zu Versorgungsengpässen oder Schließungen kommen, müssen entsprechende Hilfspakete für die betroffenen Branchen bereitstehen. Dies betrifft nicht nur die Unternehmen selbst, sondern auch die Belegschaften – Stichwort Kurzarbeitergeld. Schlussendlich haben wir bei Claudia Müller eindringlich für die Verlängerung bzw. Entfristung der Absenkung der Mehrwertsteuer auf Speisen werben können. Darin liegt die beste Möglichkeit der heimischen Gastronomie in Zeiten von Krisen, dunklen Wolken, Sorgen und Existenznot etwas Hoffnung und eine unbürokratische finanzielle Unterstützung zur Abfederung bzw. Überwindung der Krisenauswirkungen zu geben“, so Lars Schwarz abschließend.


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Der Hotelverband Deutschland und der Handelsverband Deutschland warnen vor den Folgen einer geplanten EU-Regulierung, die das bedingungslose Rückerstattungsrecht auf händler-initiierte Kartenzahlungen ausweiten könnte.

Der Landtag von Baden-Württemberg hat die Neufassung des Landesgaststättengesetzes beschlossen. Die Reform tritt am 1. Januar 2026 in Kraft und führt zu grundlegenden Vereinfachungen für Gastgewerbebetriebe in Baden-Württemberg.

Das Verbot der Bettensteuer in Bayern bleibt bestehen. Das hat der Verfassungsgerichtshof entschieden. Die Staatsregierung freut sich - aber der Streit könnte bald an anderer Stelle weitergehen.

Weniger als jede zweite in Deutschland verkaufte Weinflasche stammt aus heimischer Produktion. Wie kann hiesiger Wein mehr ins Rampenlicht gerückt werden? Ein Treffen im Kloster Eberbach soll helfen.

Die Dorfkneipen in Brandenburg sollten nach Ansicht von Wirtschaftsminister Daniel Keller (SPD) angesichts existenzieller Probleme unterstützt werden - doch wann ist offen. Die CDU-Opposition dringt hingegen auf schnelle Hilfe.

Steigende Kosten und internationale Konkurrenz setzen dem Weinbau zu. Im Kloster Eberbach bei Eltville wollen Minister aus acht Bundesländern der Branche helfen. Worum soll es in ihren Gesprächen gehen?

Verbesserter Datenaustausch und digitale Prüfungen sollen den Kampf gegen illegale Beschäftigung effektiver machen. In der letzten Woche hat der Bundestag das Gesetz zur Modernisierung und Digitalisierung der Schwarzarbeitsbekämpfung verabschiedet. Der DEHOGA begrüßt die angestrebte Bürokratieentlastung, mahnt aber Ursachenbekämpfung an.

Das Europäische Parlament hat den Weg für eine deutliche Entbürokratisierung im Bereich Lieferketten, Nachhaltigkeitsberichterstattung und Taxonomie freigemacht. Der DEHOGA begrüßt die damit verbundene Chance auf durchgreifende Vereinfachungen und einen mittelstandsfreundlicheren Ansatz.

Die Koalition plant die Senkung der Luftverkehrsteuer. Das Vorhaben polarisiert: Während die Reisewirtschaft eine Trendwende und Entlastung sieht, hagelt es Kritik von Umwelt- und Klimaschützern.

Nach 36 Jahren beim DEHOGA Bundesverband und fast 20 Jahren als Hauptgeschäftsführerin ist Ingrid Hartges heute in Berlin offiziell verabschiedet worden. Die feierliche Veranstaltung fand im JW Marriott Hotel Berlin statt und vereinte führende Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Medien der Branche und ihrer Partner.