RKI bescheinigt Hotels niedriges Infektionsrisiko: Branche fordert Öffnungsperspektive

| Politik Politik

Das Robert-Koch-Institut zählt die Hotellerie nicht zu den Pandemie-Treibern in Deutschland. Den Herbergen wird ein niedriges Infektionsrisiko bescheinigt. Auch trugen Reisen in die klassischen Urlaubsdestinationen im letzten Sommer nur auf geringem Niveau zum Infektionsgeschehen in Deutschland bei, wie RKI-Zahlen zeigen. Die Hotellerie sagt: „Es reicht!“ und fordert Öffnungsperspektiven.

Weil Reisen zu Mobilität und Kontakten führen, werden sie von der Politik als Pandemietreiber angesehen, eingeschränkt oder sogar verboten Eine Studie des Robert-Koch-Instituts widerlegt diese Aussage nun deutlich für die sogenannte zweite Welle nach den Sommerferien. „In der zweiten Welle spielen reiseassoziierte Infektionen nur eine sehr untergeordnete Rolle, weil die autochthone Übertragung (durch Einheimische, Anm. d. Red.) überwiegt“, schlussfolgert das RKI. Dabei schien klar zu sein, dass gerade die vielen Urlaubsreisen in den Ferien zur Verbreitung des Coronavirus beitrugen.

In vielen Bundesländern sei ein Anstieg der Inzidenz zwei bis drei Wochen nach Ferienende erkennbar. Die „Peaks“ in Nordrhein-Westfalen, Berlin und Bayern, so heißt es weiter, seien aber auf einen Fleischverarbeitungsbetrieb in Gütersloh, einen Häuserblock in Neukölln und einen Spargelhof in Bayern zurückzuführen.

Dazu passt die vom RKI erhobene Liste der Länder, in denen sich die meisten Reiserückkehrer zwischen Mitte Juli und Mitte September angesteckt hatten: Diese wird angeführt von Kosovo, gefolgt von Kroatien, der Türkei, Bosnien und Rumänien. Erst an Stelle sechs und sieben folgen Spanien und Frankreich, des Weiteren Bulgarien und dann erst Italien. Unter den oben genannten Ländern, so konstatiert das RKI, seien solche, „aus denen Vertragsarbeiter nach Deutschland kommen (Rumänien, Bulgarien)", Heimatländer von Einwanderern (Türkei und Kosovo) sowie klassische Urlaubsländer (Spanien, Frankreich).“ Infizierte in Verbindung mit Reisen seien insgesamt deutlich jünger gewesen und deutlich seltener ins Krankenhaus gekommen.

Aus Spanien seien die ganzen Ferien über Fälle nach Deutschland eingetragen worden, allerdings viel weniger, als die hohen Inzidenzen im Urlaubsland selbst vermuten ließen. Der Grund dafür könnte sein, so das RKI, dass es „auf Reisen in häufige Urlaubsländer zu weniger intensiven Kontakten mit der einheimischen Bevölkerung kam und damit zu einem geringen Ansteckungsrisiko im Gegensatz zu Personen, die zu Familienbesuchen in ihr Herkunftsland reisten“. Dazu beigetragen hätten vermutlich auch "Übernachtungen in Hotels, die im vergangenen Sommer oftmals Hygieneregeln unterlagen“.

RKI bescheinigt Hotels niedriges Infektionsrisiko

Nach der Studie zum Thema Reisen, legte das RKI in dieser Woche ein weiteres Papier vor. Die „Strategie und Handreichung zur Entwicklung von Stufenkonzepten bis Frühjahr 2021“ zeigt auch, in welchen Lebensbereichen welches Ansteckungsrisiko vorherrscht. In Hotel gibt es demnach ein „niedriges Infektionsrisiko“. Die Herbergen finden sich am unteren Ende einer Skala eingeordnet, nur noch gefolgt von Parks und Spielplätzen.

„Es reicht!“, titelt daher der Hotelverband über einem Blogpost und schreibt: „Wir fordern von der Bund-Länder-Runde, dass sie dem selbstgestellten Anspruch evidenzbasierten Handelns gerecht wird und dem vom RKI einzig komplett grün gefärbten Sektor am 3. März eine ganz konkrete, zeitnahe Öffnungsperspektive gewährt.“

Das Chart wird auch in Sozialen Netzwerken von Hoteliers diskutiert. So schreibt Caroline von Kretschmann, Chefin des Europäischen Hofs in Heidelberg, auf Linked-In: „Das RKI attestiert den Hotels als einzigem von 17 potenziellen Ansteckungsorten (neben Parks & Spielplätzen) ein niedriges Infektionsrisiko, einen geringen Anteil am gesamten Transmissionsgeschehen und auch einen niedrigen Einfluss auf schwere Krankheitsverläufe. Dies sicherlich auch aufgrund der ausgefeilten Schutz- und Hygienekonzepte, die in der Branche entwickelt und umgesetzt wurden. Allerdings werden die sozialen, psychologischen und ökomischen Effekte einer Beschränkung/Schließung von Hotels (und Bars/Clubs) als "limitiert" qualifiziert. Diese "Limitiert"-Einschätzung kann sich nur auf die Gesellschaft als Ganzes beziehen und nicht auf die über 510.000 Beschäftigten im Beherbergungsgewerbe und die ca. 44.000 Betriebe. Hier sind die sozialen, psychologischen und ökomischen Effekte nachweislich massiv. Die Mittel, um die Gesundheit der Menschen und die Funktionsfähigkeit des Gesundheitssystems zu sichern, müssen geeignet, angemessen, erforderlich und verhältnismäßig sein. Nun die Frage: Ist es geeignet, angemessen, erforderlich und verhältnismäßig eine Branche zu schließen (bzw. nicht oder als Letztes wieder zu öffnen), die nachgewiesenermaßen ein niedriges Infektionsgeschehen hat?“

Oliver Winter von den A&O Hostels fragt: „Und spätestens mit diesem RKI Kenntnisstand drängt sich doch die Frage auf, ob der Staat sich bei weiterem Öffnungsverbot für Hotels nicht schadensersatzpflichtig macht?“


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Gastronomie und Hotellerie in Deutschland haben weiterhin mit großen Problemen zu kämpfen. Die Betriebe beklagen Umsatzverluste, Kostensteigerungen sowie die Folgen der Mehrwertsteuererhöhung. Das geht aus einer aktuellen Umfrage des DEHOGA Bundesverbandes hervor, an der sich 3.175 gastgewerbliche Unternehmer beteiligten.

Die Teil-Legalisierung von Cannabis konnte Bayern nicht verhindern. Dafür arbeitet die Staatsregierung nun an Kiff-Verboten für konkrete Bereiche. Darunter könnten Volksfeste, Biergärten und in Außenbereichen von Gaststätten gehören. Verstöße gegen das Cannabis-Gesetz werden teuer.

Der Slogan «Leistung muss sich wieder lohnen» ist schon etwas angestaubt. Die FDP poliert ihn jetzt auf. Und schlägt unter anderem steuerliche Anreize für bestimmte Leistungsträger vor.

Finanzminister Christian Lindner will Hobbybrauer, die Bier zum eigenen Verbrauch herstellen, bei der Steuer entlasten. Künftig sollen sie pro Jahr 500 Liter Bier steuerfrei brauen dürfen.

Mit dem Projekt COMEX der Bundesagentur für Arbeit/ZAV werden seit 2022 Köchinnen und Köche aus Mexiko in Hotels und Restaurants in Deutschland vermittelt. Der DEHOGA begleitet das Projekt von Anfang an.

Die Bundesagentur für Arbeit hat den DEHOGA Bundesverband informiert, dass für die Arbeitsmarktzulassung (AMZ) von Arbeitnehmern aus Drittstaaten zusätzliche Teams und neue Standorte eingerichtet und die Zuständigkeiten neu verteilt wurden. Grund dafür ist die erwartete Zunahme der Erwerbszuwanderung.

Es fehlen Fachkräfte - in zunehmender Zahl. Künftig sollen vermehrt Menschen aus dem Ausland diese Lücken schließen. Nun geht das Land neue Wege, diese Kräfte schneller in den Arbeitsmarkt zu bringen.

Der Bund der Steuerzahler Mecklenburg-Vorpommern hat die Ausweitung der Steuer von Privat- auf Geschäftsreisende in Schwerin als Abzocke kritisiert. Die Bettensteuer – wie auch die Tourismusabgaben – würden Verbraucher und Betriebe durch höhere Preise und Bürokratie belasten.

Die Aufenthalts- und Arbeitserlaubnisse von Geflüchteten aus der Ukraine gelten bis zum 4. März 2025. Darüber informierte das Bundesinnenministerium den DEHOGA Bundesverband und andere Wirtschaftsverbände.

Tübingen ist vorgeprescht: Kaffeebecher und andere Einwegverpackungen werden in der Uni-Stadt besteuert. Andere Kommunen wollen jetzt nachziehen. Doch es gibt noch ein rechtliches Problem. Eine Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts steht noch aus.