Schleswig-Holstein will Umgang mit Corona-Regeln vereinfachen

| Politik Politik

Ab Montag darf das öffentliche Leben in Schleswig-Holstein nicht nur weiter hochfahren, es sollen ab dann auch einfachere Regeln zur Eindämmung des Coronavirus gelten. «Die in den vergangenen Wochen ergriffenen Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus waren erfolgreich – vor allem auch, weil die Menschen in Schleswig-Holstein sie verantwortungsbewusst eingehalten und unterstützt haben», sagte Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) am Freitag. «Nun können wir das öffentliche Leben schrittweise und unter Auflagen vorsichtig weiter hochfahren.»

Zum Montag sollen zahlreiche Öffnungsverbote im Tourismus, bei Dienstleistungen und in der Freizeit wegfallen. Die entsprechenden Rechtsgrundlagen für die geplanten Lockerungen will das Kabinett am Samstag beschließen. Dabei planen CDU, Grüne und FDP einen Paradigmenwechsel.

[Die Bundesländer sind inzwischen für die Lockerungen der Corona-Beschränkungen verantwortlich. Tageskarte fasst zusammen, welche Regeln für Kneipen, Restaurants und Hotels in den Regionen derzeit bekannt sind – mit allen bekannten Rechtsverordnungen. Weiterlesen]

Ab Montag sollen nicht mehr Verbote mit Ausnahmen im Vordergrund stehen, sondern grundsätzliche Erlaubnisse verbunden mit Auflagen. Wenn möglich, muss der Mindestabstand von 1,50 Metern im nördlichsten Bundesland generell immer eingehalten werden. Kontakte zu Personen außerhalb des eigenen Hausstands sind im Norden auf ein Minimum zu beschränken.

Einrichtungen, in denen Publikumsverkehr stattfindet, müssen Vorkehrungen treffen, damit Besucher beim Warten vor dem Eingang das Abstandsgebot einhalten können. Sie sollen Möglichkeiten zum Händewaschen oder Desinfizieren bereitstellen, und Oberflächen regelmäßig reinigen, die häufig berührt werden.

«Viele Menschen in Schleswig-Holstein haben bewiesen, dass sie Eigenverantwortung sehr ernst nehmen», sagte Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP). Dies gewinne mit Voranschreiten der Epidemie zunehmend an Bedeutung. Die Menschen entschieden durch ihr Verhalten «mit darüber, dass wir mit so wenig Freiheitsbeschränkung wie möglich mit dem Virus leben können».

Ab Montag dürfen Hotels - ohne Wellnessbereiche - und Ferienwohnungen wieder öffnen. Touristen aus anderen Bundesländern dürfen wieder kommen. Das Betretungsverbot von Inseln und Halligen entfällt, allerdings würden Inseln wie Sylt, Föhr und Amrum gern zunächst auf Tagesgäste verzichten.

Restaurants und Gaststätten dürfen bis 22.00 Uhr für reservierte Gäste wieder öffnen. Buffets dürfen sie ihren Gästen nicht anbieten. Zudem rät die Landesregierung: «Übermäßiger Alkoholkonsum ist zu vermeiden.»

Diverse Freizeitaktivitäten werden ebenfalls wieder möglich, soweit Abstands- und Hygieneregeln eingehalten werden. Fitnessstudios dürfen öffnen, Gemeinschaftseinrichtungen und Sammelumkleiden bleiben dort aber geschlossen. Schwimmbäder bleiben ebenfalls weiterhin zu. Das gilt auch für Freizeitparks.

Im Einzelhandel wird die Zahl der Kunden auf eine Person je zehn Quadratmeter Verkaufsfläche beschränkt. Ab 200 Quadratmetern sind Kontrollkräfte nötig. Die Maskenpflicht besteht weiter - mit Ausnahme für Menschen, die diese aus medizinischen Gründen nicht tragen können. «Dienstleister und Handwerker dürfen Tätigkeiten zukünftig auch wieder am Gesicht des Kunden ausführen.» Damit können Kosmetik- und Tattoo-Studios sowie Massagepraxen wieder öffnen. Prostitution bleibt untersagt.

Nach Museen, Bibliotheken und Musikschulen dürfen ab Montag auch Volkshochschulen und außerschulische Bildungsstätten wieder ihr Programm beginnen. Kinos dürfen mit bis zu 50 Besuchern pro Kinosaal öffnen. Bei Gottesdiensten muss künftig das Abstandsgebot sichergestellt werden. Die bisherige Quadratmeterregelung fällt weg.

An den Hochschulen können Bibliotheken Mensen und Cafeterien grundsätzlich wieder öffnen, vorausgesetzt sie treffen entsprechende Infektionsschutz- und Hygienevorkehrungen. Werkstätten für Menschen mit Behinderung öffnen wieder mit einem Viertel ihrer Kapazität. Krankenhäuser, Vorsorge- und Rehabilitationseinrichtungen dürfen «in einem dem Infektionsgeschehen angemessenen Rahmen» wieder ihre Leistungen erbringen.

Am 25. Mai soll in Schleswig-Holstein für weitere Jahrgänge wieder die Schule beginnen. Das gilt für die Klassen 1 bis 3 an den Grundschulen sowie die Jahrgänge 8,9 und 10 an Gemeinschaftsschulen und Gymnasien. Unterricht findet dann auch wieder in der sogenannten Eingangsphase und Qualifizierungsphase der Oberstufe an Gymnasien und Gemeinschaftsschulen statt. Zunächst konzentriere sich der Unterricht auf Kernfächer wie Deutsch, Mathematik und Englisch.

Günther kündigt Durchgreifen gegen Corona-Regeln an Stränden an

Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) hat ein hartes Durchgreifen bei Verstößen gegen Abstands- und Hygieneregeln an Schleswig-Holsteins Stränden angekündigt. «Größere Ansammlungen von Menschen, von Urlaubern werden unterbunden; gerade wenn Alkohol getrunken und es mit dem Abstandhalten schwieriger wird», sagte der Regierungschef der Tageszeitung «Die Welt» (Samstagausgabe). Diese «klare Ansage» sei mit Kreisen und Kommunen besprochen und werde von den Sicherheitsbehörden durchgesetzt.

Ab Montag dürfen Touristen aus anderen Bundesländern wieder nach Schleswig-Holstein kommen. Auch Restaurants dürfen wieder öffnen, müssen aber die Kontaktdaten ihrer Gäste festhalten. Generell gelten weiterhin Abstandsregeln.

Wer an Strände von Nord- und Ostsee wolle, könne den Zollstock aber zu Hause lassen, sagte Günther der «Bild»-Zeitung (Samstagausgabe). «1,5 Meter kann man mit Augenmaß anpeilen. Aber das Sommer-Vergnügen wird anders sein. Es wird keine großen Beach-Partys geben, man wird nicht eng zusammen stehen.» Das würde zur Not unterbunden.

Viele sprächen vom Begriff der «neuen Normalität», sagte Günther. «Das lehne ich kategorisch ab. Es suggeriert, wir müssten uns dauerhaft daran gewöhnen. Das ist aus meiner Sicht verheerend.» Das Land sei auf einem langsamen Weg zurück in die echte Normalität.


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Beim „Burger Dialog“ von McDonald's trafen Vertreter der Gen Z auf Abgeordnete der Regierungskoalition. Im Zentrum des Austauschs standen die Sorgen junger Menschen, die zunehmend daran zweifeln, dass Leistung allein noch den gesellschaftlichen Aufstieg sichert.

In vielen Ballungsräumen gehen etliche reguläre Wohnungen ausschließlich an Feriengäste. Lindert es die Wohnungsnot, wenn man die kurzfristige Vermietung eindämmt?

Die Bundesregierung richtet ihre Tourismuspolitik neu aus. Eine neue Nationale Tourismusstrategie (NTS) soll künftig die „Wettbewerbsfähigkeit der Tourismuswirtschaft“ in den Mittelpunkt stellen.

Die Europäische Kommission hat einen Verhaltenskodex für Online-Bewertungen​​​​​​​ im Tourismussektor veröffentlicht. Zahlreiche Forderungen der Hotellerie wurden in die Leitlinien aufgenommen, dennoch sieht die Österreichische Hotelvereinigung weiteren Handlungsbedarf, insbesondere was die rechtliche Verbindlichkeit betrifft.

Die Bundesregierung hat bei einer Kabinettssitzung die Senkung der Gastro-Mehrwertsteuer auf den Weg gebracht. Die Ministerinnen und Minister beschlossen einen Gesetzentwurf von Finanzminister Lars Klingbeil. Damit soll die Umsatzsteuer für Speisen in der Gastronomie dauerhaft von derzeit 19 auf 7 Prozent reduziert werden. 

Das Bundesministerium der Finanzen hat einen entscheidenden Schritt zur Entlastung der Gastronomie gemacht. Ein kürzlich veröffentlichter Referentenentwurf für ein Steueränderungsgesetz 2025 sieht vor, die Mehrwertsteuer für Speisen in Restaurants dauerhaft auf sieben Prozent zu senken. Die geplante Neuregelung soll am 1. Januar 2026 in Kraft treten.

Der Koordinator für die maritime Wirtschaft und Tourismus, Dr. Christoph Ploß, startet heute seine Tourismus-Sommertour. Vom 1. bis zum 3. September 2025 besucht er wichtige Tourismusstandorte im Westen und Süden der Bundesrepublik.

Anja Karliczek, die Vorsitzende des Tourismus-Ausschusses im Bundestag, bekräftigt die geplante Absenkung der Mehrwertsteuer auf Speisen in der Gastronomie. In einem Beitrag auf LinkedIn kündigte sie an, dass der ermäßigte Steuersatz von sieben Prozent "im Herbst der Reformen" umgesetzt werden soll.

Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten warnt eindringlich vor den Plänen der Bundesregierung, den 8-Stunden-Tag abzuschaffen. Schon jetzt würden Beschäftigte rund 1,2 Milliarden Überstunden leisten – davon 638 Millionen unbezahlt. Besonders betroffen sei das Gastgewerbe.

Die Bundesregierung will, nach Angaben ihres Sucht- und Drogenbeauftragten, das sogenannte begleitete Trinken von Jugendlichen ab 14 Jahren abschaffen. Bereits im Juni hatten die Gesundheitsminister der Länder auf ein Verbot der Praxis gedrängt.