Schweizer Gastgewerbe blickt auf schwieriges Corona-Jahr zurück

| Politik Politik

Das Gastgewerbe in der Schweiz blickt auf ein schwieriges Corona-Jahr zurück. Die Betriebe sind wieder zunehmend in finanzieller Bedrängnis. Die Mitarbeitenden leiden ebenso unter der Ungewissheit. Weitere Maßnahmen wären verheerend, so GastroSuisse. Erfreulich sei, dass der Bundesrat noch keine zusätzlichen Einschränkungen im Gastgewerbe beschlossen habe und auf die Entwicklung der Krankenhauskapazitäten fokussiert.

Die 26 Präsidentinnen und Präsidenten der Kantonalverbände von GastroSuisse diskutierten gestern anlässlich einer außerordentlichen digitalen Präsidentenkonferenz die aktuelle Situation im Gastgewerbe. "Das vergangene Jahr war für die Branche sehr schwierig", resümiert Casimir Platzer, Präsident von GastroSuisse. Während 31 Wochen und mehr blieben Restaurants, Cafés und Bars in der Pandemie geschlossen. Hoffnung kam im Sommer auf, doch bereits im September beschloss der Bund im Gastgewerbe die Zertifikatspflicht. Zuletzt folgte Ende Jahr 2G - für Clubs und Diskotheken sogar 2G+. "Kaum eine Branche musste so viele Opfer erbringen wie unsere", sagt Platzer.

Die Branche trotzte der Krise und den vom Bund verordneten Maßnahmen mit Leistungsbereitschaft, Innovation und Leidenschaft. Dennoch gingen seit Ausbruch der Krise bereits zehntausende Jobs verloren. Der Fachkräftemangel hat sich verschärft. "Unsere Mitglieder sehen sich wieder zunehmend in ihrer Existenz bedroht", sagt Platzer. Die Liquidität befindet sich auf einem Tiefpunkt, während die Verschuldung steigt. Die Reserven sind aufgebraucht. Das Weihnachtsgeschäft fiel 2G zum Opfer. Besonders stark betroffen sind auch die aktuell rund 230 000 Mitarbeitenden im Gastgewerbe. Sie mussten während der Krise immer wieder in Kurzarbeit geschickt werden, was zu erheblichen Lohnausfällen führte. "Viele haben die Branche deswegen bereits verlassen", sagt Platzer.

Verunsicherung bei den Mitarbeitenden im Gastgewerbe kam zudem auf, weil der Bundesrat kurz vor Jahreswechsel verlauten ließ, dass er jederzeit weitere Verschärfungen beschließen könne. Die Präsidentenkonferenz tauschte sich gestern über mögliche Szenarien aus. Der Tenor war klar: "Wir lehnen sowohl einen Lockdown als auch 2G+ ab", sagt Platzer. "Beides wäre verheerend für unsere Branche." GastroSuisse ist daher erleichtert, dass der Bundesrat noch keine weiteren Maßnahmen beschlossen hat und vorerst die weitere Entwicklung beobachtet. Zu Recht. Denn die vom Bundesamt für Gesundheit gestern publizierten Zahlen zeigen eine leichte Entspannung auf den Intensivstationen. Selbst Bundesratspräsident Ignazio Cassis sagte gegenüber den Medien, dass die schweizweite Belegung der Intensivstationen mit circa 80 Prozent noch zu managen sei.

Eine Teilschließung des Gastgewerbes mache ohnehin wenig Sinn. Ziel des Bundesrats sei es nämlich, eine Überlastung der Spitäler zu verhindern. Laut Bundesrat sind hierbei diejenigen Bevölkerungsgruppen entscheidend, die weder geimpft noch genesen sind. Beide Gruppen dürfen aufgrund der 2G-Regel aber weder in einem Restaurant, noch einem Café noch einer Bar einkehren.

"Ein Lockdown in unserer Branche würde keine Wirkung erzielen", so Platzer. Massnahmen müssten in anderen Bereichen wie dem öffentlichen Verkehr getroffen werden. "Sollte es anders kommen, benötigen unsere Mitglieder zwingend weitere finanzielle Unterstützung", so Platzer. Unerlässlich wäre, dass die Härtefallgelder so schnell wie möglich wieder hochgefahren werden und dass Kurzarbeit zu 100 Prozent entschädigt wird. "Ansonsten kehren noch mehr Mitarbeitende unserer Branche den Rücken zu", betont Platzer. Weitere Lohneinbussen können sich Mitarbeitende im Gastgewerbe nämlich nicht mehr leisten.


Zurück

Vielleicht auch interessant

Darf die EU Kriterien für die Festsetzung von angemessenen Mindestlöhnen vorgeben? Das höchste europäische Gericht sagt in einem neuen Urteil Nein. Auf die Höhe des Mindestlohns in Deutschland hat die Entscheidung keine direkte Auswirkung.

Macht ein EU-Urteil Änderungen am deutschen Mindestlohn-System notwendig? Vertreter von Arbeitnehmern und Arbeitgebern sowie die Politik blicken an diesem Dienstag gespannt nach Luxemburg.

Vertreter von Bundesregierung, Bundesländern, Wirtschaft und Gewerkschaften haben für die duale Berufsausbildung in Deutschland geworben und auf akute Probleme auf dem Ausbildungsmarkt hingewiesen. Die Lage sei mehr als herausfordernd, sagte Wirtschaftsministerin Katherina Reiche.

Der Zentrale Immobilien Ausschuss (ZIA) fordert eine rasche und dauerhafte steuerliche Entlastung für das Gastgewerbe. Der Verband sieht darin einen entscheidenden Faktor für die Zukunftsfähigkeit und Attraktivität der Innenstädte.

Die im Europäischen Parlament angestoßenen Pläne für ein Bezeichnungsverbot von Fleisch-Namen für pflanzliche Ersatzprodukte stoßen im Bundestag auf breite Ablehnung. Quer durch fast alle Fraktionen äußerten Abgeordnete Kritik an einem möglichen Verbot von Begriffen wie „Tofu-Wurst“ oder „Veggie-Burger“.

Die wiederholte Blockade in Washington hat für das US-Hotelgewerbe bereits zu massiven Verlusten geführt. Über 30 Branchenverbände richten einen verzweifelten Appell an die politischen Entscheidungsträger.

Der Mindestlohn steigt wie geplant zum 1. Januar auf 13,90 Euro pro Stunde und ein Jahr später um weitere 70 Cent auf 14,60 pro Stunde. Das Bundeskabinett beschloss in Berlin eine entsprechende Verordnung.

Bundesagrarminister Alois Rainer spricht sich gegen ein Verbot von Bezeichnungen wie «Veggie-Schnitzel» oder «Tofu-Wurst» für pflanzliche Lebensmittel aus. Es würde «unglaublich hohe Kosten für die Wirtschaft» sowie Bürokratie verursachen, sagte der CSU-Politiker vor einem Treffen mit einem EU-Amtskollegen in Luxemburg.

Zwei Drittel der abhängig Beschäftigten in Deutschland sprechen sich für eine Lockerung der täglichen Arbeitszeitbegrenzung und die Einführung einer wöchentlichen Höchstarbeitszeit aus. Dies ist das zentrale Ergebnis einer repräsentativen Forsa-Umfrage im Auftrag der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA).

Die Debatte um geplante Steuerentlastungen für die Gastronomie und Pendler spitzt sich zu. Nach der ablehnenden Haltung von Bundesfinanzminister Klingbeil hinsichtlich einer Kompensation für die Länder, kam scharfe Kritik von Ministerpräsidenten der CDU. Gleichzeitig warnt der DEHOGA vor den Folgen einer Verzögerung der Entscheidungen.