SPD-Chefin bei Schwarzwald-Besuch: Pandemie als Chance für Hoteliers

| Politik Politik

Waldklassenzimmer, E-Bike-Tour und Gastronomenbesuch: SPD-Chefin Saskia Esken hat am Mittwoch im Rahmen ihrer Sommertour den Nationalpark Schwarzwald und Hoteliers in Baiersbronn besucht. Die Corona-Pandemie hat Hotels und Restaurants gebeutelt. Die Bundesregierung habe zwar mit Soforthilfen und der Mehrwertsteuersenkung Härten abgemildert, so Esken. «Wir können den ausgefallenen Umsatz aber nicht ersetzen», sagte sie angesichts der Zwangsschließungen beim Shutdown. Umso mehr sei sie beeindruckt, wie die Gastronomie die Krise auch unter den strengen Hygienevorschriften meistere.

Esken sieht die Corona-Krise auch als Chance: Statt Fernurlaub seien nun Ziele in der Nähe gefragt. Zugleich komme der alte Begriff Nachhaltigkeit wieder in Mode - und Entschleunigung. «Der Nationalpark Schwarzwald bietet dieses andere Erlebnis», sagte sie nach einem Besuch des Waldklassenzimmers im Nationalpark nahe Baiersbronn.
 

Esken wollte sich ein Bild von der Situation und Perspektiven von Tourismus und Gastronomie im Nordschwarzwald machen. Für sie war es ein Heimspiel: Die 58-Jährige ist Bundestagsabgeordnete aus dem Wahlkreis Calw/Freudenstadt. Im Schwarzwald zu sein, ist für sie «Nachhausekommen». Ihre drei inzwischen erwachsenen Kinder waren hier im Waldkindergarten. Die SPD-Chefin selbst wandert gerne im Wald.

Nach der Stippvisite im Nationalpark mit einer E-Bike-Tour nach Baiersbronn hatte Esken sich die Sorgen und Nöte von Gastronomen wie den Familien Bareiss vom Hotel Bareiss und Finkbeiner vom Hotel Traube Tonbach angehört. Wegen des Shutdowns aufgrund der Corona-Pandemie verbuchten Hotels und Gaststätten bundesweit drastische Umsatzeinbrüche. In der Gegend waren am Mittwoch bei schönem Sommerwetter aber jede Menge Touristen unterwegs.

Gut besucht ist zur Zeit etwa die Traube Tonbach. Ein Feuer hatte zu Jahresbeginn das Stammhaus des Luxushotels in Schutt und Asche gelegt. Jetzt bitten die Spitzenköche Torsten Michel und Florian Stolte in neuer Umgebung wieder zu Tisch: Die «Schwarzwaldstube» und «Köhlerstube» sind im provisorischen «Temporaire» untergekommen - bis zur Fertigstellung des Neubaus in einem Leicht-Neubau auf dem Dach des Hotelparkhauses.

Mit dem Restaurant «Schwarzwaldstube» waren im Januar drei Michelin-Sterne und mit der «Köhlerstube» ein weiterer Stern des renommierten Gastro-Führers in Flammen aufgegangen.

Im Kampf gegen die Ausbreitung des Virus hatte die Politik von Mitte März an Übernachtungen von Touristen in Hotels und anderen Beherbergungsbetrieben untersagt. Vom 22. März an waren Gaststätten mit Ausnahme von Abhol- und Lieferservices geschlossen. Seit Mitte Mai wurden die Einschränkungen dann nach und nach wieder gelockert. Den drastischsten Umsatzeinbruch innerhalb eines Jahres verzeichneten im Mai 2020 bundesweit Hotels, Pensionen und sonstige Beherbergungsunternehmen (real minus 80,0 Prozent). In der Gastronomie gab es einen Rückgang um 54,6 Prozent. (dpa)


Zurück

Vielleicht auch interessant

Finanzminister Heere will Steuertricks in der Gastronomie erschweren – auch, um Steuerausfälle bei einer Senkung der Umsatzsteuer für die Branche zu kompensieren.

Auf dem Hauptstadtkongress des Deutschen Reiseverbandes hat DRV-Präsident Norbert Fiebig eine klare politische Kurskorrektur gefordert. Angesichts schwacher Konjunkturaussichten, steigender Preise und einer zunehmenden Bürokratielast sei die wirtschaftliche Lage der Branche ernst.

Das Europaparlament will Bezeichnungen wie «Veggie-Burger» oder «Soja-Schnitzel» verbieten lassen. Auch Begriffe wie «Steak» oder «Wurst» sollen dem Willen einer Mehrheit der Abgeordneten zufolge künftig nur noch für tierische Lebensmittel verwendet werden dürfen.

Der Vorsitzende der Partei Die Linke, Jan van Aken, hat sich für die verpflichtende und kostenfreie Abgabe von Leitungswasser in Restaurants ausgesprochen. Seiner Ansicht nach ist dies eine einfache und längst überfällige Maßnahme, um Menschen mit geringem Einkommen die Teilhabe am gesellschaftlichen Alltag zu ermöglichen.

Dürfen vegetarische und vegane Produkte bald nicht mehr «Schnitzel» oder «Wurst» heißen? Im Europaparlament steht eine entscheidende Abstimmung an, das letzte Wort ist aber noch nicht gesprochen.

Die Österreichische Hotelvereinigung fordert angesichts der massiv gestiegenen Kosten die sofortige Halbierung der Mehrwertsteuer von 10 auf 5 Prozent, um die internationale Wettbewerbsfähigkeit zu sichern und Konsum sowie Konjunktur anzukurbeln.

Verbraucherschützer sprechen sich deutlich gegen ein mögliches Verbot von Bezeichnungen wie «Tofu-Wurst» oder «Soja-Schnitzel» aus. Das Europaparlament will am Mittwoch über ein entsprechendes Vorhaben abstimmen.

Die niederländische Tourismusbranche steht vor einer möglichen drastischen Änderung: Die Regierung in Den Haag plant, die Mehrwertsteuer auf Übernachtungen von derzeit 9 auf 21 Prozent anzuheben. Die Maßnahme soll laut Medienberichten ab dem 1. Januar 2026 in Kraft treten. Branchenvertreter warnen vor drastischen Folgen.

 

Die Neuköllner Kulturkneipe «Bajszel» ist erneut Ziel antisemitischer Anfeindungen geworden. Rund um die Schenke brachten unbekannte Flugblätter an, auf denen die drei Betreiber abgebildet sind und wegen angeblicher Unterstützung Israels persönlich bedroht werden.

Weniger Werbung für Ungesundes: Vor allem Kinder sollen dadurch geschützt werden. Die britische Regierung erhofft sich langfristig Milliardeneinsparungen im Gesundheitssektor.