Urlaub trotz Corona? Tourismusbranche drängt auf Lösungen

| Politik Politik

Angesichts großer Einbußen in der Tourismusbranche werden Forderungen nach Lockerungen der Beschränkungen in der Corona-Krise immer lauter. Die führenden deutschen Tourismusverbände haben sich für eine schrittweise Aufhebung der innereuropäischen Corona-Reisebeschränkungen ausgesprochen. Auch der österreichische Tourismus dringt auf eine Öffnung der Grenze, da Deutsche sowohl im Winter wie auch im Sommer einen Großteil der Gäste im Nachbarland ausmachen.

«Wo die Hygieneregeln beachtet werden, muss Urlaub auch wieder möglich sein, auch in Europa», schreiben Vertreter von Tourismus, Reiseveranstaltern, Gastgewerbe und Luftverkehr in einem gemeinsamen Artikel, der am Dienstag in der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» veröffentlicht wurde. Zunächst sollten Länder mit erfolgreichen Schutzmaßnahmen in bilateralen Verhandlungen die Reisebeschränkungen gegenseitig aufheben. Eine Öffnung innerhalb der gesamten EU sei dann der nächste Schritt.

Auch für auf internationale Gäste ausgerichtete Spitzenhotels würden nur die Lockerung der Reisebeschränkungen etwas bringen, sagte Sacher-Chef Matthias Winkler. «Die Deutschen sind unsere wichtigste Zielgruppe.» Luxushotels würden jahrelang brauchen, um sich vom Corona-Schock zu erholen. «Wir richten uns auf drei bis vier Jahre ein, bis wir die Zahlen aus der Zeit vor Corona erreichen», sagte der Chef unter anderem des Traditionshotels Sacher in Wien und in Salzburg. Aktuell sei der Ausblick sehr düster.

Noch ist unklar, ob man im Sommer in die Feriengebiete Europas fahren kann. Der Tourismusbeauftragte der Bundesregierung, Thomas Bareiß, hatte am Montag gesagt, er glaube, dass «ein Urlaub eher regional dieses Jahr möglich sein wird». Im Sommer könne es aber «problemlos möglich sein», Ferienwohnungen und -häuser zur Vermietung aufzumachen.

Der Deutsche Ferienhausverband forderte daraufhin ein Konzept, um Planungssicherheit für Urlauber und Vermieter zu schaffen. Geschäftsstellenleiterin Michelle Schwefel warnte zudem vor weitreichenden Folgen für die Branche, falls Reisebeschränkungen länger bestehen blieben. «Wenn die Sommersaison ausfällt, ist für viele Anbieter Schluss mit der Vermietung. Dann wird es Ferienhausurlaub, wie wir ihn kennen, nicht mehr geben.»

Auch das Geschäft mit Urlaub auf dem Bauernhof trifft die Corona-Krise massiv. Auf Ferienhöfen stehen derzeit 140 000 Gästebetten leer, wie aus Daten der Bundesarbeitsgemeinschaft für Urlaub auf dem Bauernhof und Landtourismus hervorgeht. Verluste könnten auch nicht wieder aufgeholt werden, erläuterte die Branchenvertretung. Landtourismus sei ein Saisongeschäft, in dem von Ostern bis zu den Herbstferien Geld für den Winter verdient werden müsse.

Laut einer bundesweiten Befragung von 860 Betrieben für den Zeitraum von Mitte März bis Mitte April konnten 63 000 Gäste nicht anreisen. Angegeben wurden Umsatzausfälle von 8,7 Millionen Euro. Hochgerechnet auf insgesamt 9910 Ferienhöfe in Deutschland entspreche dies Einbußen von rund 99,6 Millionen Euro.


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Leerstände, Insolvenzen, Konsumflaute: Angesichts der schwierigen Situation bei Einzelhändlern und in vielen Innenstädten fordert der Handelsverband Deutschland (HDE) die Bundesregierung zu einem Innenstadtgipfel auf.

Bayerns DEHOGA-Präsidentin Angela Inselkammer hat von Ministerpräsident Markus Söder 200 Millionen Euro Investitionshilfe gefordert. Der Freistaat nehme durch die Mehrwertsteuererhöhung 300 Millionen Euro mehr ein. Zumindest ein Teil davon könne er sofort der Branche zurückgeben, forderte Inselkammer bei einem Verbandstreffen in München.

Das Spitzengremium des DEHOGA bekräftigt Forderung nach einheitlich sieben Prozent Mehrwertsteuer auf Essen und drängt auf den sofortigen Stopp drohender neuer bürokratischer Belastungen. Es gehe um Fairness im Wettbewerb und die Zukunftssicherung der öffentlichen Wohnzimmer.

Gastronomie und Hotellerie in Deutschland haben weiterhin mit großen Problemen zu kämpfen. Die Betriebe beklagen Umsatzverluste, Kostensteigerungen sowie die Folgen der Mehrwertsteuererhöhung. Das geht aus einer aktuellen Umfrage des DEHOGA Bundesverbandes hervor, an der sich 3.175 gastgewerbliche Unternehmer beteiligten.

Die Teil-Legalisierung von Cannabis konnte Bayern nicht verhindern. Dafür arbeitet die Staatsregierung nun an Kiff-Verboten für konkrete Bereiche. Darunter könnten Volksfeste, Biergärten und in Außenbereichen von Gaststätten gehören. Verstöße gegen das Cannabis-Gesetz werden teuer.

Der Slogan «Leistung muss sich wieder lohnen» ist schon etwas angestaubt. Die FDP poliert ihn jetzt auf. Und schlägt unter anderem steuerliche Anreize für bestimmte Leistungsträger vor.

Finanzminister Christian Lindner will Hobbybrauer, die Bier zum eigenen Verbrauch herstellen, bei der Steuer entlasten. Künftig sollen sie pro Jahr 500 Liter Bier steuerfrei brauen dürfen.

Mit dem Projekt COMEX der Bundesagentur für Arbeit/ZAV werden seit 2022 Köchinnen und Köche aus Mexiko in Hotels und Restaurants in Deutschland vermittelt. Der DEHOGA begleitet das Projekt von Anfang an.

Die Bundesagentur für Arbeit hat den DEHOGA Bundesverband informiert, dass für die Arbeitsmarktzulassung (AMZ) von Arbeitnehmern aus Drittstaaten zusätzliche Teams und neue Standorte eingerichtet und die Zuständigkeiten neu verteilt wurden. Grund dafür ist die erwartete Zunahme der Erwerbszuwanderung.

Es fehlen Fachkräfte - in zunehmender Zahl. Künftig sollen vermehrt Menschen aus dem Ausland diese Lücken schließen. Nun geht das Land neue Wege, diese Kräfte schneller in den Arbeitsmarkt zu bringen.