Große Ausfälle im Wintersport-Tourismus in Baden-Württemberg

| Tourismus Tourismus

Schneehöhen gibt es wie schon lange nicht mehr und schönes Wetter dazu - doch auf dem Feldberg stehen die Lifte still, Hotels und Pensionen sind coronabedingt verwaist. «Wir hatten zuletzt vor zehn Jahren solch eine Wintersaison, und jetzt können wir die tollen Wintersportbedingungen nicht nutzen - das ist schon traurig», sagt der Bürgermeister der Gemeinde Feldberg, Johannes Albrecht. Ideale Voraussetzungen für den Wintersport gibt es im größten Skigebiet des Schwarzwaldes seit Jahreswechsel. Auf dem Feldberg wurde am Montag eine Schneedecke von mehr als anderthalb Meter gemessen.

Die Gemeinde Feldberg mit 1900 Einwohnern zählte 2019 rund 700 000 Übernachtungen in 32 Hotelbetrieben, 156 Ferienhäusern und 28 Gemeinschaftsunterkünften. Sie ist gemeinsam mit St. Blasien und Todtnau Gesellschafter des Liftverbundes Feldberg mit 14 Liften. Der Umsatz dieses Kernverbundes beläuft sich in normalen Zeiten auf acht Millionen Euro. Dieser Umsatz fällt jetzt weg. Insgesamt gehören Betreiber von 41 Skiliften mit mehr als 65 Pistenkilometern zum Verbund.

Für die Skiliftbetreiber, Gastronomen und Kommunen rund um den höchsten Berg Baden-Württembergs seien die Corona-Einschränkungen eine finanzielle Katastrophe, sagt Albrecht. «Deshalb müssen jetzt auch die November- und Dezemberhilfen fließen - und zwar bezogen auf den durchschnittlichen Umsatz mehrerer Referenzjahre.» Den Worten der Politiker müssten jetzt Taten folgen. Zwar habe es noch keine Insolvenzen gegeben, die Betriebe bräuchten aber dringend Liquidität. Auch in diesen Zeiten bezahlten die Hotels Personal, um ihre Häuser technisch am Laufen zu halten und mit den Schneemassen fertig zu werden. Albrecht: «Man kann nicht alles runterfahren.»

Die Tourismus-Gemeinden selbst benötigen nach seinen Worten dringend Unterstützung. «Mit der Kurtaxe fällt bei uns die wichtigste Einnahmequelle weg», erläutert Albrecht. «Die Politik darf uns da nicht im Stich lassen, schließlich haben wir auch eine Funktion als Naherholungsgebiet, als Zufluchtsort für psychische und physische Gesundheit.» Die Kommunen am Feldberg hätten vorerst auf eigene Rechnung Loipen gespurt und Wanderwege geräumt - auf den dafür entstehenden Kosten sollten sie nicht sitzen bleiben.

Laut Corona-Verordnung sind «zu Sportstätten gehörende Beförderungseinrichtungen», etwa Skilifte, für den Publikumsverkehr grundsätzlich geschlossen. Doch können Betreiber ihren Lift an mehrere Menschen eines Haushaltes stundenweise vermieten.

Auf der schwäbischen Alb sorgt das bei den Liftbetreibern zumindest für etwas Umsatz. Richard Häberle vom Skilift Laichingen im Alb-Donau-Kreis berichtet, er habe Anfragen für die nächsten drei Wochen. Er vermietet den Skilift auf der Schwäbischen Alb für 150 Euro die Stunde an Familien. Sei das Einzugsgebiet des Lifts sonst im Umkreis von 60 Kilometern, kämen nun Skifahrer aus mehr als 200 Kilometern Entfernung zu ihnen, berichtet er.

Häberle ist vom Angebot der Liftmiete überzeugt. «Davor war der Rodelhang komplett überfüllt und Ordnungsamt und Polizei mussten viele Leute wieder nach Hause schicken.» Jetzt sei alles in geregelten Bahnen und die Abstände könnten eingehalten werden. Zur Möglichkeit der Vermietung sagt er: «Das hilft uns». Dennoch mache er so nur einen Bruchteil des Umsatzes, der möglich wäre. Am Montag erst gab es wieder Neuschnee, die Piste könne eine Vielzahl an Skifahrern aufnehmen. Auch im Allgäu wird das Angebot rege genutzt. So lockte etwa der Skilift Karsee bei Wangen im Allgäu zuletzt wieder stundenweise Skifahrer auf die frisch verschneite Piste.

Im bayerischen Allgäu hadert der Betreiber des Skilifts Gohrersberg im Kreuzthal (Kreis Oberallgäu) direkt an der Grenze zu Baden-Württemberg mit dem Verbot der Skilifte. Er hat ein Rechtsgutachten erstellen lassen, das zum Schluss kommt, dass man ihm den Liftbetrieb nicht verbieten dürfe, sagt der Betreiber Rudi Holzberger. In den kommenden Tagen möchte er seinen Lift deshalb wieder starten. (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Jumeirah steigt mit der Segel-Superyacht „Maltese Falcon“ in das Segment der Luxusyachten ein. Die Yacht wird Teil der Jumeirah Privé Kollektion und soll saisonal Routen im Mittelmeer und der Karibik befahren.

Eine Analyse des Ferienhaus-Portals Holidu zeigt erhebliche Preisunterschiede im Dezember 2025. Das Ranking der günstigsten Destinationen wird von Deutschland dominiert, die teuersten Reiseziele liegen in Finnland und Österreich.

Die Global Hotel Alliance (GHA) hat Einblicke in die erwartete Entwicklung des Reisemarktes für das Jahr 2026 veröffentlicht. Die Umfrageergebnisse deuten auf einen signifikanten Wandel hin zu bewussterem und persönlicherem Reisen.

Die Global Hotel Alliance präsentiert aktuelle Einblicke in die zukünftigen Reisegewohnheiten. Die Umfrage unter 34 Millionen Mitgliedern ihres Loyalitätsprogramms zeigt einen deutlichen Trend zu persönlicheren, langsameren Reisen, bei denen Asien als Traumziel dominiert und technologiegestützte Planung zunimmt.

In Mailand sind Schlüsselkästen zum Einchecken in Ferienwohnungen künftig verboten. Ab Januar werden bis zu 400 Euro fällig, wenn immer noch eine Keybox in der Nähe der Wohnungstür oder an der Hausfassade hängt.

Die Tourismusbranche in Deutschland erhält eine neue Basis zur Messung von Nachhaltigkeit. Neun Kernindikatoren, von der Gästezufriedenheit bis zu den Treibhausgasemissionen, sollen künftig eine einheitliche und ganzheitliche Steuerung des regionalen Tourismus ermöglichen.

Zum Entwurf der neuen EU-Pauschalreiserichtlinie wurde im Trilogverfahren eine Einigung erzielt. Eine erste Bewertung des Deutschen Reiseverbandes sieht Licht und Schatten: Während die Vermittlung von Einzelleistungen möglich bleibt, führen erweiterte Pflichten und unveränderte Fristen für Erstattungen zu neuem Aufwand für die Reiseunternehmen.

Die französische Compagnie des Alpes (CdA) plant, den im April 2025 erworbenen Freizeitpark Belantis in Sachsen schrittweise in den ersten Astérix-Park außerhalb Frankreichs umzugestalten. Die Transformation des Standorts in der Nähe von Leipzig soll bis 2030/31 abgeschlossen sein und eine offizielle Namensänderung beinhalten.

TUI meldet einen frühen und erfolgreichen Buchungsstart für den Sommer 2026. Besonders Griechenland setzt sich an die Spitze der beliebtesten Urlaubsziele. Der Veranstalter reagiert mit einem erweiterten Angebot für Familien, Alleinreisende und Rundreisen.

Der Tourismusverband Wonderful Copenhagen hat das neue Tourismusmodell DestinationPay vorgestellt. Das Konzept lädt Städte weltweit dazu ein, den bereits in Kopenhagen etablierten Ansatz CopenPay zu übernehmen, welcher Touristen für nachhaltiges Verhalten mit Vergünstigungen belohnt.