Kahlschlag oder Neuanfang? Accor baut Pariser Cabaret Lido radikal um

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Das berühmte Cabaret Lido in Paris steht in seiner jetzigen Form vor dem Aus. 157 der 184 Beschäftigten, darunter das künstlerische Personal, sollen entlassen und ein neues Musiktheater konzipiert werden, sagte ein Sprecher des Lido der Deutschen Presse-Agentur. Seit zehn Jahren habe das Lido an den Champs-Élysées unter sinkender Attraktivität und nachlassenden Besucherzahlen gelitten, die Verluste hätten sich auf 80 Millionen Euro summiert. Auch die Neukonzeption der Schau 2015 habe keine Kehrtwende ermöglicht, Streiks und die Corona-Pandemie hätten die Lage noch verschlimmert. Das Modell einer Dinnershow habe kein Publikum mehr gefunden.

«Das Lido ist am Ende! Es ist ein Verlust und eine Schande, diesen legendären Pariser Ort, der in der ganzen Welt bekannt ist, aufzugeben», reagierte der Tänzer und Choreograph des Lido, Bruno Vandelli, auf Facebook. Er würdigte die «Tänzer, Tänzerinnen und all die Menschen, die an diesem Ort arbeiten, der dem Schauspiel gewidmet ist und seit 1946 die Nächte von Paris erhellt». Es handele sich um eine traurige Nachricht, die sicherlich viel Aufsehen erregen werde. Erst kurz vor Jahreswechsel hatte Accor das Cabaret übernommen (Tageskarte berichtete). Wegen der Corona-Pandemie und ausbleibender Touristen gab es aber nur einen eingeschränkten Betrieb.

Die jetzigen Pläne zielten darauf ab, dem Pariser Saal wieder zu seinem Recht und zu einem Platz unter den kreativen internationalen Bühnen zu verhelfen, sagte der Lido-Sprecher. Mit einer ehrgeizigen künstlerischen Linie solle ein neues Publikum erobert werden. Im vergangenen Sommer erst hatte das Lido mit dem bunten Spektakel «Paris Merveilles» sein 75-jähriges Bestehen gefeiert. Nun soll es erhebliche Investitionen, eine Renovierung der Einrichtung und ein neues Musiktheaterprogramm mit einer Neugestaltung des Modells der Dinnershow und Revue geben.

Wie bereits das legendäre Moulin Rouge in Paris solle auch das Lido zu einem Ort für Musikspektakel ohne permanente eigene Truppe werden, berichtete die Zeitung «Le Point». Damit ende zwar ein Kapitel, die Künstler würden aber nicht auf der Straße landen, hieß es. Bis zum kommenden Frühjahr würden die Gehälter noch bezahlt. Wie der Lido-Sprecher mitteilte, laufen mit den Gewerkschaften Gespräche über ein sozialverträgliches Ausscheiden der Beschäftigten.

Das sagenumwobene Revuetheater wurde 1946 von den Brüdern Joseph und Louis Clérico in einem ehemaligen Schwimmbad gegründet, das bereits den Namen Lido trug. In dem Cabaret starteten die beiden eine Dinnershow nach dem Vorbild des Moulin Rouge und brachten ihre federgeschmückten Bluebell Girls auf die Bühne. Über 1100 Gäste fasst der Panoramasaal des Lido. Berühmtheiten wie Édith Piaf, Marlene Dietrich, Joséphine Baker, die Kessler-Zwillinge, Laurel und Hardy, Dalida und Elton John traten dort auf. (dpa)


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