Pflanzliche Produkte immer beliebter: Sojaschnitzel auch im traditionellen Wirtshaus

| Gastronomie Gastronomie

Rippchen, Fleischwurst, Leberknödelsuppe - die Speisekarte des Frankfurter Apfelweinlokals «Zum Eichkatzerl» macht erstmal einen sehr traditionellen Eindruck. Bis zu Seite 4, die unter verschiedenen Fleischgerichten auch ein "Veganes «Frankfurter Schnitzel» mit Grüner Soße und Bratkartoffeln" aufführt. Solche rein pflanzlichen Lebensmittel suchte man bis vor wenigen Jahren in den alteingesessenen Gaststätten im Frankfurter Süden noch vergebens.

Das «Eichkatzerl» existiert mindestens seit 140 Jahren, wie Junior-Chef Robin Böhm sagt. Seit etwa eineinhalb Jahren wartet das Lokal demnach auch mit knusprig panierten Schnitzeln aus Sojamehl auf - mit zunehmendem Erfolg. Etwa ein Viertel aller bestellter Schnitzel bestehe inzwischen aus Soja. Dazu hat Küchenchefin Claudia Voigt eine pflanzliche Variante der traditionellen Frankfurter Grünen Soße kreiert. Die werde auch gern von Menschen bestellt, die keine Milch verdauen könnten, erzählt sie.

Es sei zu beobachten, dass das Angebot vermehrt junge Menschen anziehe. «Ich finde das gut, damit die Apfelwein-Tradition weiterlebt», sagt der Juniorchef. Er hatte sich ein Jahr lang vegan ernährt, das gab den Ausschlag für das Angebot im «Eichkatzerl». Zusammen mit immer wiederkehrenden Nachfragen nach Pflanzenkost. Menschen, die sich ums Tierwohl sorgten, sollten nicht außen vor bleiben, findet Böhm.

Auch anderswo in Deutschland gibt es inzwischen auch in Traditionsgaststätten Veganes. «Die gastronomischen Betriebe in Deutschland stellen fest, dass die Nachfrage nach vegetarischen beziehungsweise veganen Gerichten steigt», sagt die Sprecherin des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands, Stefanie Heckel. Entsprechende Angebote fänden sich nicht nur auf den Standard-Speisekarten, vegetarische/vegane Gänge hätten es bis zu Gala- oder Dinnerveranstaltungen als Alternative zu Fisch- oder Fleischgerichten geschafft.

Darauf habe man auch bei der Ausbildung zur Köchin oder zum Koch reagiert: Die Zubereitung pflanzlicher Lebensmittel soll dabei künftig einen größeren Anteil einnehmen. Der Markt wachse, allerdings auf kleinem Niveau. «Fleischfreie Produkte sind lange noch nicht Mainstream. Zudem lässt sich ja auch beobachten, dass Burger-, Steak- und andere Fleischkonzepte weiterhin boomen», sagt Heckel.

Laut dem Ernährungsreport des Bundeslandwirtschaftsministeriums 2021 (PDF) bezeichnen sich zehn Prozent der Bundesbürger als vegetarisch und zwei Prozent als vegan. Die Anteile hätten sich im Vorjahresvergleich verdoppelt. Am Weltvegantag am 1. November weisen Organisationen und Initiativen weltweit mit Aktionen auf die Vorteile und Gründe rein pflanzlicher Ernährung hin, wie Vermeidung von Tierleid und Klimaschutz.

Die wachsende Beliebtheit von Fleisch- und Milchalternativen geht nach Einschätzung der Organisation ProVeg (ehemals Vegetarierbund) vor allem auf Menschen zurück, die den Konsum tierischer Lebensmittel reduzieren, sogenannte Flexitarier. Hierzu zählten rund 40 Prozent der Bundesbürger.

Das Restaurant «Lafleur» im Frankfurter Palmengarten mit Zwei-Sterne-Koch Andreas Krolik bietet seit 2014 auch ein veganes Menü mit sechs Gängen an - als Alternative auf Augenhöhe, wie Geschäftsführer Robert Mangold sagt. «Die Kundschaft war begeistert», erinnert er sich an die Reaktion. Krolik war 2016 als einer der besten Gemüseköche Deutschlands ausgezeichnet worden. Die Nachfrage nach reiner Pflanzenkost steige, so Mangold. An manchen Sommer-Wochenenden entschieden sich inzwischen bis zu 45 Prozent der Gäste dafür. (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Mit ihren «Neni»-Restaurants hat die Wiener Gastronomin Haya Molcho die orientalische Küche bekannt gemacht. Ein Teil der Erlöse eines neuen Gerichts kommt nun einem Schulprojekt in Marokko zugute.

Die Lieferando-Mutter Just Eat Takeaway hat mit zögerlichen Bestellern in Nordamerika zu kämpfen. Die USA und Kanada erwiesen sich im ersten Quartal weiter als Klotz am Bein und überschatteten das leichte Wachstum in Nord- und Westeuropa.

Der weltweit größte Franchisenehmer von TGI Fridays will die Kette kaufen und an die Börse bringen. Die Casual-Dining-Marke hat eine Vereinbarung mit dem britischen Unternehmen Hostmore plc über eine Übernahme aller Aktien im Wert von 220 Millionen Dollar getroffen. Es geht um fast 600 Restaurants in 44 Ländern.

Die Sonne lacht, kühle Getränke locken - und Cannabis-Rauchschwaden ziehen durch den Biergarten. Manche genießen die neue Freiheit, andere ärgern sich. Wie stehen die Bundesbürger zum neuen Leben mit der Droge?

Die Teil-Legalisierung von Cannabis konnte Bayern nicht verhindern. Dafür erlässt die Staatsregierung nun Verbote für konkrete Bereiche. In Bayern wird das Kiffen auf Volksfesten und in Biergärten komplett verboten,

Gerichte entwickeln sich ständig weiter. Future Menus unterstützt Gastronomen dabei, auf die Vorlieben für einzigartige kulinarische Erlebnisse von Gen Z und Millennials zu reagieren. Dabei geht es um Lösungen für einige der größten Herausforderungen, vor denen unsere Branche heute steht.

In der neuen Folge von Kitchen Impossible am Sonntag stellt sich Tim Mälzer dem Koch des Jahres 2023, Miguel Marques. Gedreht wurde diese Folge beim Finale des Live-Wettbewerbs Mitte November 2023 im Kameha Grand in Bonn.

Erst vor wenigen Tagen wurde das Restaurant SEO im Langenargener Hotel Seevital mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichnet. Jetzt haben Küchenchef Roland Pieber und seine Lebensgefährtin und Souschefin Kathrin Stöcklöcker das Haus verlassen. Das Restaurant ist geschlossen.

Bei der Betrachtung der wirtschaftlichen Lage von Hotels und Gaststätten in Brandenburg sieht die Branche ein zunehmendes Ungleichgewicht. Auch wenn die Beherbergungsbetriebe im vergangenen Jahr so viele Übernachtungen zählten wie noch nie, gebe es ein zunehmendes «Gaststättensterben».

Die Eröffnung des Westfield Hamburg-Überseequartier, die ursprünglich für den 25. April geplant war, wird auf Ende August 2024 verschoben. Als Grund wird ein Wasserschaden an zentraler technischer Anlage des Quartiers genannt.