Tim Mälzer: „Gäste müssen ihre Ansprüche herunterschrauben“

| Gastronomie Gastronomie

Artikel vom 28.2.2023

Inflation und Personalnot machen Gastronomen aktuell schwer zu schaffen. Auch Star-Koch Tim Mälzer plädiert im Handelsblatt für eine Entfristung der reduzierten Mehrwertsteuer und spricht über die „extrem preissensibelen“ Deutschen.

Im Interview mit dem Handelsblatt antwortete Tim Mälzer unter anderem auf die Frage, warum die Gastronomie durch die Pandemie über 300.000 Beschäftige verloren hat. In seinen Augen ist unter anderem  das Arbeitszeit-Management schuld an der prekären Lage. Und dafür seien auch Verbraucher zu einem gewissen Teil mitverantwortlich. „Die Deutschen sind extrem preissensibel – besonders beim Essengehen. Gäste müssen ihre Ansprüche herunterschrauben, solange sie nicht dafür zahlen wollen. Wenn wir Gastronomen ehrlich und transparent unsere Preise kalkulieren könnten, hätten wir in unserer Branche schon früher vieles besser machen können. Aber hier findet schon länger ein Umdenken statt“, so der Gastronom im Interview.

Er selbst habe in der Bullerei Prozesse umorganisiert, um viele Überstunden zu vermeiden. Außerdem habe er die Speisekarte sowie Arbeitsschritte optimiert und flexiblere Dienstpläne geschrieben. Die Mehrkosten der Inflation habe er derzeit noch nicht an seine Gäste weitergeleitet, stattdessen verzichtet Mälzer bewusst auf eine Marge. Auch Lebensmittel, die aktuell extrem teuer geworden sind, kommen bei ihm momentan nicht auf den Teller.

 

Dass andere Gastronomen nicht so wirtschaften können, ist ihm allerdings klar. „Ich bin nicht so anmaßend, meine Welt als prominenter Gastronom auf die anderer zu übertragen. Kleine Kneipen und Gasthäuser auf dem Land müssen die Preise anheben. Denn sie haben meist schon ewig am Limit gearbeitet. Das Vertrauen der Stammkundschaft geht aber bei Preiserhöhungen schnell flöten. Wir Gastronomen bereichern uns nicht. Wenn ein Landgasthof zwei Euro mehr fürs Schnitzel nimmt, müsste er eigentlich acht Euro mehr verlangen“, so Mälzer gegenüber Handelsblatt.

Für Tim Mälzer, der sein Restaurant „Die Gute Botschaft“ in Hambug aus unternehmerischen Gründen aufgeben musste, ist die aktuell befristete Senkung der Mehrwertsteuer auf sieben Prozent eine wichtige finanzielle Hilfe für Gastronomen. „Ohne die Steuersenkung wären wir durch. Aber sie müsste entfristet werden.“    


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Bei kühlen Temperaturen ist am Samstag auf dem Cannstatter Wasen das 84. Stuttgarter Frühlingsfest eröffnet worden. Tierschutzaktivisten stürmten beim traditionellen Fassanstich die Bühne im Göckelesmaier-Festzelt. In Videos in den sozialen Netzwerken ist zu hören, wie das Publikum die Aktivisten ausbuhte.

Dass Restaurants No-Show-Gebühren erheben, ist seit zehn Jahren ein laufender Prozess und in der gehobenen Gastronomie vielerorts der neue Standard. Immer mehr Restaurants in Deutschland bitten Gäste, die nicht erscheinen, zur Kasse. Wo die Gebühr erhoben wird, ist sie allerdings nur selten fällig.

Bereits zum fünften Mal hat METRO den Preis für nachhaltige Gastronomie verliehen. Ausgezeichnet wurden Gastronomiebetriebe für ihre kreativen nachhaltigen Konzepte und Initiativen. Erster Preisträger ist das Restaurant Ronja im Ringlokschuppen aus Mülheim an der Ruhr.

Immer wenn der Guide Michelin erscheint, werden Erfolgsgeschichten geschrieben oder tritt kurioses zu Tage. Rekordverdächtig dürfte die Auszeichnung des Romantik Hotels und Restaurant Hirsch auf der Schwäbischen Alb sein. Inhaber und Küchenchef Gerd Windhösel hat in diesem Jahr zum dreißigsten Mal einen Michelin-Stern erkocht.

Mit ihren «Neni»-Restaurants hat die Wiener Gastronomin Haya Molcho die orientalische Küche bekannt gemacht. Ein Teil der Erlöse eines neuen Gerichts kommt nun einem Schulprojekt in Marokko zugute.

Die Lieferando-Mutter Just Eat Takeaway hat mit zögerlichen Bestellern in Nordamerika zu kämpfen. Die USA und Kanada erwiesen sich im ersten Quartal weiter als Klotz am Bein und überschatteten das leichte Wachstum in Nord- und Westeuropa.

Der weltweit größte Franchisenehmer von TGI Fridays will die Kette kaufen und an die Börse bringen. Die Casual-Dining-Marke hat eine Vereinbarung mit dem britischen Unternehmen Hostmore plc über eine Übernahme aller Aktien im Wert von 220 Millionen Dollar getroffen. Es geht um fast 600 Restaurants in 44 Ländern.

Die Sonne lacht, kühle Getränke locken - und Cannabis-Rauchschwaden ziehen durch den Biergarten. Manche genießen die neue Freiheit, andere ärgern sich. Wie stehen die Bundesbürger zum neuen Leben mit der Droge?

Die Teil-Legalisierung von Cannabis konnte Bayern nicht verhindern. Dafür erlässt die Staatsregierung nun Verbote für konkrete Bereiche. In Bayern wird das Kiffen auf Volksfesten und in Biergärten komplett verboten,

Gerichte entwickeln sich ständig weiter. Future Menus unterstützt Gastronomen dabei, auf die Vorlieben für einzigartige kulinarische Erlebnisse von Gen Z und Millennials zu reagieren. Dabei geht es um Lösungen für einige der größten Herausforderungen, vor denen unsere Branche heute steht.