Punsch des Jahres: Zusätzlich zu rotem oder weißem Glühwein trinken manche auf den Weihnachtsmärkten auch heiße Longdrinks und Cocktails. Kochbuchautor und Journalist Stevan Paul glaubt, das einzig wahre Glühwein-Rezept gegen die Diktatur der Rotwein-Plörre zum Advent gefunden zu haben.
Heiß statt auf Eis: Auf vielen Weihnachtsmärkten gibt es als Winterdrink neben dem klassischen Glühwein in Rot und Weiß immer öfter auch Heißen Hugo, Heißen Caipi, Heißen Mojito oder auch Glüh-Gin. Wer einen ganz simplen Glühwein trinken möchte, muss sich oft geradezu auf die Suche machen.
Drei Euro legt man für die normale Variante auf dem Nürnberger Christkindlesmarkt auf den Tresen der zehn Glühweinstände. Früchte-Glühweine, etwa mit Kirsch- oder Schlehengeschmack, kosteten 50 Cent extra, alkoholfreier Glühwein dagegen nur 2,50 Euro.
In München muss man etwas tiefer in die Tasche greifen. Um die vier Euro kostet der Standardbecher auf dem Christkindlmarkt vor dem Rathaus, am Viktualienmarkt sind es bis zu fünf Euro. Dafür gibt es neben zahlreichen Glühwein-Varianten auch Punsch etwa mit Ingwer, Pfirsich oder Maracuja. Alternativ gibt es natürlich auch Glühbier, so wie es in Frankfurt am Main auch heißen Apfelwein gibt (Ebbelwoi).
«Wir haben Bio-, veganen, glutenfreien, regionalen und laktosefreien Glühwein», sagt die Sprecherin des Münchner Christkindlmarkts.
Zum Thema Glühwein hat der Kochbuchautor und Journalist Stevan Paul seine eigene Meinung: „Mir wird übel von Glühwein. Und zwar nicht erst nach dem fünften Becher sondern bereits vom Geruch. Darum meide ich auch Weihnachtsmärkte, die magische Anziehungskraft der dampfenden Plörrekessel am Wegesrand, die mit billigem Rotwein, Zucker und Lieblosigkeit gefüllt sind, erschließt sich mir nicht“, schreibt Paul in einem Blogpost. Und präsentiert dagegen das aus seiner Sich „einzig wahre Glühwein-Rezept gegen die Diktatur der Rotwein-Plörre zum Advent“.
Für Aufregung sorgte in München jüngst der vermeintlich «teuerste Glühwein Deutschlands». 14 Euro zahlt man in einem Fünf-Sterne-Hotel am Hauptbahnhof - allerdings für 0,33 Liter, von denen ein Drittel aus Perrier-Jouët-Champagner besteht.
Glüh-Gin gibt es zum Beispiel in Potsdam. Es sei naheliegend, dass im Gin-Boom nun auch die warmen Rezepte mit Gin entdeckt werden, meint «Mixology»-Herausgeber Helmut Adam in Berlin. Der Experte vom Fachmagazin findet die Bezeichnung «Glüh-Gin» jedoch eine «allzu gefällige Benennung». Letztendlich seien die Rezepte ein heißer Punsch: Spirituose, Fruchtsäfte, Gewürze. Man sollte wohl eher von «Gin Punsch» oder «Hot Gin Punch» sprechen.
Dass manche dem Gin sein Wacholderaroma austreiben wollen, findet Adam unverständlich. Wer das nicht wolle, könne ja gleich Wodka nehmen. «Das ist eine fragwürdige Tendenz, wenn aromatisierte Produkte nur noch das Label Gin benutzen, um auf der Welle mitzuschwimmen.»
Mit Material der dpa