Das Jahr 2021 fing für die Hotellerie in Deutschland denkbar schlecht an: Dass der Restart im Tourismus erst um Pfingsten herum erfolgte, hat die umsatzstärksten Unternehmen im deutschen Markt hart getroffen. Ihre Erlöse haben sich im ersten Halbjahr 2021 im Durchschnitt annähernd halbiert, so das Ranking der Ahgz. Doch die Zahlen belegen auch, dass die Hotelgruppen nicht resignieren, sondern darauf vorbereitet sind durchzustarten. Besonders zuversichtlich gestimmt sind die Ketten, deren Portfolio viele Ferienhotels umfasst. Denn im Urlaubssegment war bereits unmittelbar nach der Freigabe des innerdeutschen Tourismus bereits eine große Nachfrage zu spüren. Die auf Geschäftsreisende und Veranstaltungen fokussierte Hotellerie hat sich im Vergleich dazu auf eine längere Durststrecke eingestellt. Doch auch dort sehen Marktteilnehmer erste Anzeichen für eine vorsichtige Erholung und berichten, dass die Buchungen für den Sommer auch in den Städten wieder anziehen.
Prognosen der großen Hotelketten Deutschlands für 2021
Der Einblick, den die befragten Unternehmen in ihre Umsatzzahlen des ersten Halbjahrs 2021 gewähren, fällt aufgrund des langen Lockdowns schlecht aus. Selbst die Hotelgruppen, die unter den Teilnehmemden die geringsten Umsatzeinbußen ausweisen, liegen deutlich im Minus. Am besten schneidet dabei RIMC ab. Der Umsatz des White-Label-Betreibers gab lediglich um 20 Prozent nach. CEO Marek Riegger hat im Sommer 2020 die Strategie angepasst und entschieden, verstärkt durch Übernahmen bestehender Hotels zu wachsen. Er verweist auf eine gesunde Mischung des Portfolios aus Ferien- und Stadthotels sowie eigene Immobilien im Bestand. „Wir sehen einen großen Bedarf und Nachholeffekt in unseren Ferienhotels, die mit der Wiedereröffnung stärker und schneller sehr gut funktionieren.“ Relativ geringe Umsatzrückgänge melden auch B&B Hotels (-23 Prozent) und 25hours (-25 Prozent).
Rund die Hälfte (48 Prozent) der Hotelgruppen, die sich an der Umfrage beteiligt haben, machen sich bereit, 2021 wieder mehr Gäste zu empfangen als im Vorjahr. Mehr als die Hälfte (52 Prozent) der Unternehmen geht davon aus, in diesem Jahr auch etwas bessere Gewinne zu erzielen als 2020. Mit 56 Prozent ist zudem die Mehrheit der Hotelgruppen überzeugt, die Zimmerpreise 2021 im Vergleich zum Vorjahr steigern zu können.
Wenn man den Zeithorizont über das laufende Jahr hinaus ausdehnt, nimmt der Optimismus deutlich zu, wie die Antworten auf die Frage nach den Geschäftsaussichten für die nächsten drei Jahre zeigen. Die Aussicht auf ein New Normal führt dazu, dass die Hotelmanager wieder auf die Chancen der Branche fokussieren. Einige Gesellschaften haben die Krise bereits genutzt, um ihr Geschäftsmodell zu überprüfen und sich gegebenenfalls neu zu positionieren. Etwa indem sie ihr Portfolio neu sortieren, um eine andere Mischung von Standorten oder Zielgruppen zu erreichen. Auch Vertragsbeziehungen zwischen Franchisegebern, Pächtern und Immobilieneigentümern stehen mitunter auf dem Prüfstand.
Für manche Gruppen bietet die schwierige Wirtschaftslage sogar direkte Chancen, um schneller zu wachsen und ihre Marktanteile zu vergrößern. Wenn ein Hotelunternehmen eigenes Kapital hat oder finanzkräftige Investoren bereitstehen, bieten sich gerade einige Gelegenheiten, in Kauf- oder Betreiberverträge einzusteigen.
Einige der Top 50 haben zuletzt die Zahl ihrer Betriebe und Zimmer kräftig erhöht und expandieren weiter. Die meisten neuen Zimmer bringt dieses Jahr die Novum Group auf den Markt: 2262, verteilt auf elf Betriebe. Vor allem für die Eigenmarke niu folgen derzeit die Eröffnungen Schlag auf Schlag. Die meisten neuen Hotels in Deutschland hat für dieses Jahr B&B Hotels geplant: 15 Betriebe mit zusammen fast 1700 Zimmern. Accorhotels, hierzulande Marktführer, meldet 1436 Zimmer in neun Hotels. Die Deutsche Hospitality schickt drei neue Intercity-Häuser in Hildesheim, Wiesbaden und Aalen ins Rennen. Derzeit tüftelt die Frankfurter Hotelgruppe für ihre Marke Steigenberger an einer Kooperation mit Porsche Design. Die derzeit spektakulärste Neueröffnung ist sicher das Haus der Althoff-Gruppe: Das neue Ameron München Motorworld ist komplett in die automobile Erlebniswelt im Norden der bayerischen Landeshauptstadt integriert.
Die Grundvoraussetzungen für die Hotellerie sind in Deutschland sehr gut, wie der Boom der vorangegangenen zehn Jahre belegt. Einen so großen Absatzmarkt für Inlandstourismus würden sich viele Länder wünschen, wenn Themen wie Sicherheit, Gesundheitsrisiken und Reisebeschränkungen viele Menschen umtreiben.