Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier weilte für drei Tage in Quedlinburg in Sachsen-Anhalt, um zu erfahren, was die Menschen in Ostdeutschland bewegt. Untergebracht war das Staatsoberhaupt standesgemäß in einer separaten Villa auf dem Gelände des Romantik Hotels am Brühl, wie Inhaberin Claudia Wiese im Interview mit der SZ erklärte. Allerdings sei das Ambiente der Villa rediziert worden. Das Bundespräsidialamt habe eine gewisse Bodenständigkeit gewünscht.
Besagte Villa trägt den Namen „Le Mariage“ und wurde erst im vergangenen Jahr für für Hochzeiten, Tagungen und Events eröffnet (Tageskarte berichtete). Das Gebäude stammt aus dem Jahr 1926 und wurde aufwendig renoviert und neu ausgestattet. Mit dem Zukauf der Villa und deren Komplettrenovierung erfüllte sich Claudia Wiese einen lang gehegten Traum. Neben einem zentralen Saal mit angeschlossener Bar gibt es einen großen Trauungs-Saal, ein separates Restaurant, einen Tagungsbereich sowie fünf Schlafzimmer – darunter eine Hochzeits-Suite. Rund 1,4 Millionen Euro investierte Familie Wiese in die Renovierung des denkmalgeschützten Gebäudes mitsamt Garten.
Auch Thomas Edelkamp, Vorstand der Hotelmarke Romantik, zeigte sich zur Eröffnung beeindruckt und erfreut: „Das Hotel am Brühl steht seit jeher für besonders geschmackvolles Design in der Welterbestadt im Harz. Mit der Jugendstil-Villa schickt sich das Haus in Quedlinburg an, ein neuer Anziehungspunkt für Brautpaare aus dem ganzen Land zu werden. Das passt perfekt zur Marke Romantik.“
„Das stattliche Gebäude wurde einst von einer der wohlhabendsten Familien Quedlinburgs für deren Tochter erbaut“, weiß Claudia Wiese zu berichten. Da die Tochter aber nicht sehr attraktiv gewesen sein soll, fand sich kein heiratswilliger Ehemann. So beschloss der Vater, einen „angemessen Gatten aus den Reihen der Offiziere“ zu suchen und gab seiner Tochter zur Hochzeit die Villa als Mitgift in die Ehe.
Zwischen Art Deco und Moderne - und mittendrin der Präsident
Fischgrätenparkett, ein beeindruckender Kronleuchter, weißer Stuck, dunkle Holzvertäfelungen an den Wänden, ein Kamin, Art-Deco-Mobiliar und ein repräsentativer Treppenaufgang warten auf die Gäste. „Es war gar nicht so einfach, in Zeiten einer Pandemie – in der es ja Reiseverbote und oft keine offenen Showrooms gibt – alle Möbelstücke, Dekorationen, Tapeten, Textilien ‚nur‘ online zusammenzutragen“, erklärt die Inhaberin.
Für Steinmeier wurde ein wenig umdekoriert und ein Schreibtisch aufgestellt. Zudem musste die Standarte des Bundespräsidenten gehisst werden. Diese weht normalerweise an seinem Hauptsitz, dem Schloss Bellevue. Für den hohen Besuch hat das Hotel eigens einen Fahnenmast gekauft und im Garten vor der Villa eingelassen. Dieser soll auch in Zukunft dort stehen, erklärte die Inhaberin. Vielleicht würden ja künftig die Brautpaare eine Fahne hissen wollen.
Für Steinmeier wurde dann ein wenig dezent umdekoriert. Das Bundespräsidialamt hatte im Vorfeld darauf hingewiesen, dass eine gewisse Bodenständigkeit gewünscht sei, sagt Claudia Wiese. Wir haben dann erklärt, was das Haus alles durchgemacht habe: teilenteignet im Dritten Reich, von den Russen als Offizierskaserne genutzt, später zur Poliklinik umfunktioniert. Dass es bis heute erhalten blieb, sieht die Gastgeberin als Symbol für das, was die Quedlinburger erlebt hätten.