Suche nach Azubis – Im Südwesten sollen Ausbildungsscouts helfen

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In der Küche, an der Rezeption oder im Service - überall im Mercure Hotel Stuttgart Airport Messe sollten eigentlich junge Leute stehen. Wunsch und Wirklichkeit klaffen auch im Fall von Hoteldirektor Gürkan Gür jedoch weit auseinander.  Es fehlen Auszubildende, und zwar einige. Gür würde gerne 10 bis 15 Menschen im kommenden August oder September eine Ausbildung anbieten. Doch davon ist er noch weit entfernt.

«Die Suche gestaltet sich schwer. Wir müssen heute den jungen Leuten hinterherlaufen», sagt Gür. Aktuell habe er vier Bewerbungen auf dem Tisch liegen. «Früher haben wir uns die Rosinen unter den Bewerbern rauspicken können, jetzt bin ich über jede Bewerbung froh», sagt der 52-Jährige.

Helfen soll ihm Muhammet Karatas von der IHK Region Stuttgart. Als sogenannter Ausbildungsscout berät er Unternehmen kostenlos und wirbt dafür, mehr Ausbildungsplätze zu schaffen. Karatas Ziel ist es, bis Jahresende mindestens 200 Unternehmen zu erreichen.

«Durch Corona bilden viele Unternehmen weniger oder auch gar nicht mehr aus», sagt Karatas. Grund dafür seien unter anderem Existenzängste der Unternehmer. «Viele fragen sich auch, was mit den Azubis passiert, wenn es ein Betrieb nicht durch die Pandemie schafft», sagt der 44-Jährige. Gür sei da schon einen Schritt weiter, denn er wolle ja mehr ausbilden.

Was kann Gür noch machen? Im Hotelrestaurant diskutieren die beiden mögliche nächste Schritte. Stellenanzeigen und Social Media brachten laut Gür bisher nicht den gewünschten Erfolg. Karatas lädt den Hoteldirektor zu einer für März geplanten Ausbildungsmesse ein. «Diejenigen mit schlechteren Schulnoten können sich da besser präsentieren als auf dem Papier», erklärt er. Erfolg könnte auch die Bewerbervermittlung der IHK bringen. Aber: Bis alle Plätze besetzt sein könnten, braucht es laut Karatas Zeit.

Baden-Württemberg will unter anderem mit den Ausbildungsscouts den Fachkräftemangel eindämmen. Rund 262 000 Euro lässt sich das Ministerium das kosten und fördert fünf Vollzeit- und zwei Teilzeitstellen bei verschiedenen Trägern. Landeswirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) rechnet damit, dass ab dem Ausbildungsjahr 2022 mehr Schulabgänger einen Platz suchen, weil sich 2020 und 2021 viele zurückgehalten hätten.

Hoteldirektor Gür ist kein Einzelfall - und das Problem ist nicht auf Baden-Württemberg beschränkt. Bundesweit sind laut einer Studie des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) knapp 40 Prozent der Plätze im laufenden Ausbildungsjahr bis September nicht vergeben worden. Die Zahl der Bewerbungen sinke zwar schon länger, durch die Corona-Pandemie habe sich der Rückgang aber nochmals verstärkt, sagt der Leiter des Instituts, Bernd Fitzenberger. «Die bestehende hohe Unsicherheit über die zukünftigen Entwicklungen lässt viele Jugendliche eher dazu neigen, länger im Schulsystem zu verbleiben». Viele Schulabgänger würden aus demselben Grund auch ein Studium beginnen.

Das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) weist darauf hin, dass die niedrigen Bewerberzahlen aber auch mit der sinkenden Zahl der Schulabgänger durch geburtenärmere Jahrgänge zusammenhängen.

Selbst wenn sich ein Schüler oder eine Schülerin für eine Ausbildung interessiert, sind durch Corona Berufsberatung, Praktika und Ausbildungsmessen überwiegend ausgefallen. Fitzenberger hält aber gerade diese Dinge für wichtig. «Jugendliche haben vor Abschluss der Schule nur sehr unvollständige Vorstellungen über ihre beruflichen Neigungen und beruflichen Fähigkeiten», erklärt der Institutsleiter.

Trotz mehr Ausbildungsplätzen als Bewerbern waren nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit 27 100 Bewerberinnen und Bewerber im Januar 2022 noch ohne Ausbildungsplatz. Dieses Ungleichgewicht hängt unter anderem Unterschieden zwischen den Berufs- und Ortswünschen und ausgeschriebenen Stellen sowie fehlenden Qualifikationen zusammen.

Karatas hält das seiner Meinung nach schlechte Image von Ausbildungsberufen für einen Grund für die niedrigen Bewerberzahlen. «Viele junge Leute kennen nicht die Chancen, die eine Ausbildung bietet», sagt er. Mit Imageproblemen speziell bei handwerklichen Ausbildungsberufen kämpft auch der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH). «Nur mit genügend Azubis haben wir die dringend nötigen Fachkräfte in der Zukunft», mahnt der Verband.

Hoteldirektor Gür hofft, dass sich Geflüchtete und Menschen mit Migrationshintergrund auf seine Ausbildungsplätze bewerben. Doch auch hier müsse er geeignete Bewerber erst durch die sogenannte betriebliche Einstiegsqualifizierung finden, ein langes Praktikum. «Jetzt heißt es Gas geben», sagt Gür. (dpa)


 

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