EU-Parlament stimmt für weniger Bürokratie bei Lieferketten und Nachhaltigkeitsberichten

| Politik Politik

Das Europäische Parlament hat den Weg für eine deutliche Entbürokratisierung im Bereich Lieferketten, Nachhaltigkeitsberichterstattung und Taxonomie freigemacht. Das sogenannte Omnibus-I-Paket wurde gegen die Stimmen der sozialdemokratischen, grünen und linken Fraktionen verabschiedet. Der DEHOGA (Deutscher Hotel- und Gaststättenverband) begrüßt die damit verbundene Chance auf durchgreifende Vereinfachungen und einen mittelstandsfreundlicheren Ansatz.

Entlastung für den Mittelstand bei Sorgfaltspflichten

Die Sorgfaltspflichten im Bereich der Lieferketten (CSDDD) sollen zukünftig nur noch für Unternehmen mit weltweit über 5.000 Beschäftigten und einem Umsatz von über 1,5 Milliarde Euro gelten. Damit werden die Schwellenwerte massiv angehoben.

Besonders wichtig für mittelständische gastgewerbliche Betriebe, die als Geschäftspartner von berichtspflichtigen Großunternehmen agieren (etwa durch Tagungen, Zimmervergabe oder Catering), ist der risikobasierte Ansatz: Bei der Prüfung ihrer Geschäftspartner sollen Großunternehmen nur noch in Ausnahmefällen notwendige Informationen von kleineren Partnern einholen dürfen. Dies dient dem Schutz kleinerer Betriebe vor übermäßigen Anforderungen.

Nachhaltigkeitsberichterstattung: Schutz vor Trickle-Down-Effekten

Auch bei der Nachhaltigkeitsberichterstattung (CSRD) werden die Schwellenwerte stark angehoben, um kleine und mittlere Unternehmen (KMU) zu entlasten. Die Beschäftigtenanzahl steigt von 250 auf 1.750, und der Mindestumsatz erhöht sich von 50 Millionen Euro auf 450 Millionen Euro.

Um KMU vor sogenannten Trickle-Down-Effekten zu schützen, dürfen große berichtspflichtige Unternehmen von ihren kleineren Geschäftspartnern keine zusätzlichen Informationen in der Wertschöpfungskette verlangen, die über die freiwilligen Standards für KMU hinausgehen. Zudem sollen die Berichtsstandards weiter reduziert werden.

Nächste Schritte: Trilog und nationale Umsetzung ohne Goldplating

Mit der Abstimmung startet der Trilog zwischen dem Europäischen Parlament, dem Rat und der Kommission. Eine endgültige politische Einigung wird bis Ende 2025 angestrebt.

Für Deutschland bedeutet dies, dass die Reformen auf EU-Ebene eine schlanke, praxistaugliche Umsetzung 1:1 der CSRD in deutsches Recht erfordern – ohne nationale Verschärfungen (Goldplating). Dies soll die Geltung für 2025 verhindern.

Ebenso muss das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) umgehend an die bürokratieärmeren EU-Standards angepasst werden, ebenfalls ohne Goldplating. Im Vorgriff auf die geplante ersatzlose Abschaffung der LkSG-Berichtspflicht durch die Bundesregierung hat das BAFA (Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle) die Prüfung der Unternehmensberichte nach LkSG ab sofort eingestellt.


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Die Gewerkschaft NGG hat ihre Empfehlungen für die Tarifverhandlungen 2026 veröffentlicht und fordert Entgeltsteigerungen von 4 bis 6 Prozent sowie konkrete Verbesserungen für Auszubildende.

Wie der AfD begegnen? Der Verband der Familienunternehmer will sich für Gespräche mit der AfD öffnen. Das sorgt für scharfe Diskussionen in Politik und Wirtschaft. Caroline von Kretschmann, Inhaberin des Luxushotels Europäischer Hof in Heidelberg, die im Präsidium der Familienunternehmer sitzt, bezieht deutlich Stellung – auch klar abweichend von der Verbandslinie.

Der Stadtrat von Kaiserslautern hat mehrheitlich die geplante Einführung einer Übernachtungssteuer abgelehnt. Die Steuer sollte ursprünglich ab dem 1. Januar 2026 auf Gästeübernachtungen erhoben werden.

Schleswig-Holsteins Gastronomie kämpft laut dem FDP-Fraktionschef mit steigenden Kosten. Er hofft auf Entlastungen durch weniger Bürokratie und niedrigere Mehrwertsteuer und fordert ein klares Signal.

Der Hotelverband Deutschland und der Handelsverband Deutschland warnen vor den Folgen einer geplanten EU-Regulierung, die das bedingungslose Rückerstattungsrecht auf händler-initiierte Kartenzahlungen ausweiten könnte.

Der Landtag von Baden-Württemberg hat die Neufassung des Landesgaststättengesetzes beschlossen. Die Reform tritt am 1. Januar 2026 in Kraft und führt zu grundlegenden Vereinfachungen für Gastgewerbebetriebe in Baden-Württemberg.

Das Verbot der Bettensteuer in Bayern bleibt bestehen. Das hat der Verfassungsgerichtshof entschieden. Die Staatsregierung freut sich - aber der Streit könnte bald an anderer Stelle weitergehen.

Weniger als jede zweite in Deutschland verkaufte Weinflasche stammt aus heimischer Produktion. Wie kann hiesiger Wein mehr ins Rampenlicht gerückt werden? Ein Treffen im Kloster Eberbach soll helfen.

Die Dorfkneipen in Brandenburg sollten nach Ansicht von Wirtschaftsminister Daniel Keller (SPD) angesichts existenzieller Probleme unterstützt werden - doch wann ist offen. Die CDU-Opposition dringt hingegen auf schnelle Hilfe.

Steigende Kosten und internationale Konkurrenz setzen dem Weinbau zu. Im Kloster Eberbach bei Eltville wollen Minister aus acht Bundesländern der Branche helfen. Worum soll es in ihren Gesprächen gehen?