Hochwasserkatastrophe: Stonierungswelle folgt auf Flut

| Politik Politik

Verwüstete Campingplätze, zerstörte Ferienhäuser und Hotels, beschädigte Brücken, Gleise und Straßen: Die Hochwasserkatastrophe vor allem im Westen Deutschlands trifft den Tourismus in den betroffenen Gebieten hart. «Für die Gastgeber, die nach dem langen Corona-Lockdown nun im schlimmsten Fall ihre Existenzgrundlage verloren haben, ist es eine absolute Katastrophe», berichtete Michelle Schwefel, Geschäftsstellenleiterin des Deutschen Ferienhausverbandes. Insbesondere die Regionen im ländlichen Raum seien dringend auf den Tourismus angewiesen.

«Das ganze Ausmaß der Flut und die Effekte auf den Tourismus lassen sich derzeit allerdings noch nicht abschätzen», sagte Schwefel. Unklar sei wie viele Beherbergungsbetriebe von der Flut betroffen seien und wie viele Urlauber aktuell ihre Reise nicht antreten könnten. Die Vulkaneifel und die Moselregion sind beliebte Urlaubsziele.

Nach Angaben des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) in Rheinland-Pfalz gibt es beispielsweise im stark betroffenen Kreis Ahrweiler so gut wie keine Wirtshäuser oder Hotels, die innerhalb der kommenden zwölf Monate wieder Gäste bedienen könnten. «Die zerstörte Infrastruktur, die kaputten Gebäude aber beispielsweise auch die fehlende Gasversorgung geben wenig Anlass zur Hoffnung», sagte Dehoga-Präsident Gereon Haumann.

Zahlreiche Urlaubsgäste würden ihre Buchungen auch in Landesteilen stornieren, die überhaupt nicht von den Überflutungen betroffen waren, wie beispielsweise Rheinhessen oder die Pfalz. «Wir gehen davon aus, dass trotz Hochsaison Tausende von Betten leer bleiben», sagte Haumann. Das liege daran, weil das Bundesland insgesamt als Katastrophengebiet betrachtet werde. Dabei seien selbst Urlaubsgebiete entlang der Mosel mittlerweile schon wieder auf Gäste eingestellt.

Nach ersten Schätzungen des Bundesverbandes der Campingwirtschaft (BVCD) in Deutschland sind vier Campingplätze in Nordrhein-Westfalen und elf in Rheinland-Pfalz so verwüstet, dass sie auf unbestimmte Zeit nicht öffnen können. Bundesweit gibt es mehr als 3000 Campingplätze, die in der Regel etwa 70 Prozent ihres Umsatzes in den Ferienmonaten Juli und August machen. «Hoffnung macht, dass es bisher überdurchschnittlich viele Buchungen für September gibt», sagte BCD-Geschäftsführer Christian Günther. «Wir sehen Corona-Nachholeffekte.»

Die Folgen für Anbieter von Flusskreuzfahrten halten sich nach Einschätzung des Reiseverbandes DRV in Grenzen. «Es ist nicht zu so vielen Absagen gekommen wie zunächst befürchtet», sagte Benjamin Krumpen, Mitgeschäftsführer von Phoenix Reisen. «Wir haben immer wieder mit den Folgen von Hoch- und Niedrigwasser zu kämpfen. Die Reedereien können damit grundsätzlich umgehen.» Einige Kreuzfahrten mussten abgesagt werden, bei anderen der Fahrplan geändert. Es werde damit gerechnet, dass die Donau ab Passau zum Wochenende wieder befahrbar sei, ebenso die Mosel und die gesamte Rheinstrecke.

Welche Auswirkungen die Katastrophe auf die Gesamtbilanz des Deutschland-Tourismus hat, lässt sich derzeit nicht abschätzen. Besonders beliebt bei Urlaubern aus dem Inland sind in Deutschland traditionell die Ost- und Nordsee, die nicht betroffen sind, sowie Bayern. Zwar hatten Hochwasser-Fluten und Erdrutsche am Wochenende im Berchtesgardener Land Verwüstungen angerichtet. Touristenunterkünfte blieben aber offenbar weitgehend verschont. «Sie können anreisen!», schreibt der Zweckverband Bergerlebnis Berchtesgaden auf seiner Internetseite.

Dehoga: Überflutungen stürzen Gastgewerbe in die nächste Krise

Die Hochwasserkatastrophe hat dem von der Corona-Pandemie ohnehin schwer getroffenen rheinland-pfälzischen Gastgewerbe einen weiteren wirtschaftlichen Schlag versetzt. Nach Angaben des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) in Rheinland-Pfalz gibt es beispielsweise im stark betroffenen Kreis Ahrweiler so gut wie keine Wirtshäuser oder Hotels, die innerhalb der kommenden zwölf Monate wieder Gäste empfangen könnten. «Die zerstörte Infrastruktur, die kaputten Gebäude aber beispielsweise auch die fehlende Gasversorgung geben wenig Anlass zur Hoffnung», sagte Dehoga-Präsident Gereon Haumann.

Zahlreiche Urlaubsgäste würden ihre Buchungen auch in Landesteilen stornieren, die überhaupt nicht von den Überflutungen betroffen waren, wie beispielsweise Rheinhessen oder die Pfalz. «Wir gehen davon aus, dass trotz Hochsaison Tausende von Betten leer bleiben», sagte Haumann. Das liege daran, dass das Bundesland insgesamt als Katastrophengebiet betrachtet werde.

Dabei seien selbst Urlaubsgebiete entlang der Mosel mittlerweile schon wieder auf Gäste eingestellt. Dort hatten extreme Niederschläge in der vergangenen Woche zwar auch für Hochwasser gesorgt, zum Teil hätten die dort mit Überschwemmungen erfahrenen Gastronomen aber ihre Betriebe schon wieder geöffnet. (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Das Verbot der Bettensteuer in Bayern bleibt bestehen. Das hat der Verfassungsgerichtshof entschieden. Die Staatsregierung freut sich - aber der Streit könnte bald an anderer Stelle weitergehen.

Weniger als jede zweite in Deutschland verkaufte Weinflasche stammt aus heimischer Produktion. Wie kann hiesiger Wein mehr ins Rampenlicht gerückt werden? Ein Treffen im Kloster Eberbach soll helfen.

Die Dorfkneipen in Brandenburg sollten nach Ansicht von Wirtschaftsminister Daniel Keller (SPD) angesichts existenzieller Probleme unterstützt werden - doch wann ist offen. Die CDU-Opposition dringt hingegen auf schnelle Hilfe.

Steigende Kosten und internationale Konkurrenz setzen dem Weinbau zu. Im Kloster Eberbach bei Eltville wollen Minister aus acht Bundesländern der Branche helfen. Worum soll es in ihren Gesprächen gehen?

Verbesserter Datenaustausch und digitale Prüfungen sollen den Kampf gegen illegale Beschäftigung effektiver machen. In der letzten Woche hat der Bundestag das Gesetz zur Modernisierung und Digitalisierung der Schwarzarbeitsbekämpfung verabschiedet. Der DEHOGA begrüßt die angestrebte Bürokratieentlastung, mahnt aber Ursachenbekämpfung an.

Das Europäische Parlament hat den Weg für eine deutliche Entbürokratisierung im Bereich Lieferketten, Nachhaltigkeitsberichterstattung und Taxonomie freigemacht. Der DEHOGA begrüßt die damit verbundene Chance auf durchgreifende Vereinfachungen und einen mittelstandsfreundlicheren Ansatz.

Die Koalition plant die Senkung der Luftverkehrsteuer. Das Vorhaben polarisiert: Während die Reisewirtschaft eine Trendwende und Entlastung sieht, hagelt es Kritik von Umwelt- und Klimaschützern.

Nach 36 Jahren beim DEHOGA Bundesverband und fast 20 Jahren als Hauptgeschäftsführerin ist Ingrid Hartges heute in Berlin offiziell verabschiedet worden. Die feierliche Veranstaltung fand im JW Marriott Hotel Berlin statt und vereinte führende Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Medien der Branche und ihrer Partner.

Das bestehende Minijob-System steht im Zentrum einer politischen Debatte. Eine Gruppe von Unions-Bundestagsabgeordneten sehen in der geringfügigen Beschäftigung einen „Systemfehler“, der reguläre Arbeit verdrängt und unsozial sei. Der DEHOGA Bundesverband hingegen warnt eindringlich vor den Konsequenzen einer Abschaffung.

Studierende in Niedersachsen sollen bald wieder ein warmes Mittagessen für 2,50 Euro bekommen. SPD und Grüne im Landtag wollen das sogenannte «Niedersachsen-Menü» an allen Hochschulen im Land neu auflegen. Fünf Millionen Euro sind dafür eingeplant.