Mehrwegpflicht: Gastronomen in Hessen haben noch viele Fragen

| Politik Politik

Die neue Mehrwegregelung für die Gastronomie muss sich aus Branchensicht im Alltag noch einspielen. «Ich denke, das ist eine Übungssache», sagte der stellvertretende Hauptgeschäftsführer des hessischen Gaststättenverbandes Dehoga, Oliver Kasties, der Deutschen Presse-Agentur. «Im Moment beschäftigen die Gastronomen immer noch viele Fragen, vor allem hinsichtlich der Auswahl, welchem Mehrwegsystem man sich anschließt.»

Wie gut die Umsetzung klappe, hänge auch von der Erfahrung der Lokale mit Angeboten zur Mitnahme ab. «Wir haben sehr, sehr viele Betriebe, die in der Corona-Zeit verstärkt ein Außer-Haus-Geschäft hatten. Die haben sich damals schon umgestellt auf Mehrwegverpackungen, und bei denen läuft’s super.» Jene Betriebe, die sich noch nicht damit befasst hätten, stünden vor einer größeren Herausforderung.

Seit Beginn dieses Jahres haben Kunden von Restaurants, Bistros oder Cafés ein Anrecht darauf, ihre Speisen und Getränke zum Mitnehmen statt in einer Einweg- auch in einer Mehrwegverpackung zu bekommen. Das besagt die sogenannte Mehrwegangebotspflicht. Bestimmte kleinere Läden sind von der Pflicht ausgenommen, allerdings gilt: Kunden können sich hier mitgebrachte Behälter befüllen lassen.

Mehrere Medien hatten nach dem Startschuss berichtet, dass längst nicht alle Betriebe die Regelungen umgesetzt haben. Ähnlich hieß es Mitte Januar von der Umweltschutzorganisation Greenpeace: In den ersten zwei Wochen des Jahres waren Unterstützer aufgerufen, in Fastfood-Ketten, Imbissen und Restaurants die Einhaltung der neuen Pflicht zu prüfen. Das Ergebnis: Viele Betriebe befolgten die Vorgaben laut Greenpeace nicht.

Bei aller grundsätzlichen Zustimmung zu Mehrweg - «die Branche will» - sieht der hessische Gaststättenverband auch eine Belastung. Es sei ein schlechter Zeitpunkt für die Einführung der Regelung gewesen, sagte Kasties. «Weil wir noch sehr, sehr viele Belastungen durch die Corona-Auswirkungen haben - durch die hohen Energiekosten, Personalengpässe und gestiegene Lebensmittelpreise. Und jetzt kommt noch oben drauf die Mehrwegsangebotspflicht, mit der man sich auseinandersetzen muss.»

Nach Dehoga-Einschätzung hängt viel von der Lage eines Betriebes ab, welches Mehrwegsystem überhaupt infrage kommt: ob die Gastronomen also eigene Pfandbehälter ausgeben oder sich beispielsweise einem Poolsystem anschließen können, mit dem das Geschirr überall abgegeben werden kann. «Je ländlicher der Betrieb liegt, desto schwieriger wird die Auswahl eines passenden Systems», sagte Kasties. Allerdings tue sich gerade viel auf dem Markt. Auch die Kunden seien gefragt und sollten das Mehrwegangebot gezielt nachfragen. (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Leerstände, Insolvenzen, Konsumflaute: Angesichts der schwierigen Situation bei Einzelhändlern und in vielen Innenstädten fordert der Handelsverband Deutschland (HDE) die Bundesregierung zu einem Innenstadtgipfel auf.

Bayerns DEHOGA-Präsidentin Angela Inselkammer hat von Ministerpräsident Markus Söder 200 Millionen Euro Investitionshilfe gefordert. Der Freistaat nehme durch die Mehrwertsteuererhöhung 300 Millionen Euro mehr ein. Zumindest ein Teil davon könne er sofort der Branche zurückgeben, forderte Inselkammer bei einem Verbandstreffen in München.

Das Spitzengremium des DEHOGA bekräftigt Forderung nach einheitlich sieben Prozent Mehrwertsteuer auf Essen und drängt auf den sofortigen Stopp drohender neuer bürokratischer Belastungen. Es gehe um Fairness im Wettbewerb und die Zukunftssicherung der öffentlichen Wohnzimmer.

Gastronomie und Hotellerie in Deutschland haben weiterhin mit großen Problemen zu kämpfen. Die Betriebe beklagen Umsatzverluste, Kostensteigerungen sowie die Folgen der Mehrwertsteuererhöhung. Das geht aus einer aktuellen Umfrage des DEHOGA Bundesverbandes hervor, an der sich 3.175 gastgewerbliche Unternehmer beteiligten.

Die Teil-Legalisierung von Cannabis konnte Bayern nicht verhindern. Dafür arbeitet die Staatsregierung nun an Kiff-Verboten für konkrete Bereiche. Darunter könnten Volksfeste, Biergärten und in Außenbereichen von Gaststätten gehören. Verstöße gegen das Cannabis-Gesetz werden teuer.

Der Slogan «Leistung muss sich wieder lohnen» ist schon etwas angestaubt. Die FDP poliert ihn jetzt auf. Und schlägt unter anderem steuerliche Anreize für bestimmte Leistungsträger vor.

Finanzminister Christian Lindner will Hobbybrauer, die Bier zum eigenen Verbrauch herstellen, bei der Steuer entlasten. Künftig sollen sie pro Jahr 500 Liter Bier steuerfrei brauen dürfen.

Mit dem Projekt COMEX der Bundesagentur für Arbeit/ZAV werden seit 2022 Köchinnen und Köche aus Mexiko in Hotels und Restaurants in Deutschland vermittelt. Der DEHOGA begleitet das Projekt von Anfang an.

Die Bundesagentur für Arbeit hat den DEHOGA Bundesverband informiert, dass für die Arbeitsmarktzulassung (AMZ) von Arbeitnehmern aus Drittstaaten zusätzliche Teams und neue Standorte eingerichtet und die Zuständigkeiten neu verteilt wurden. Grund dafür ist die erwartete Zunahme der Erwerbszuwanderung.

Es fehlen Fachkräfte - in zunehmender Zahl. Künftig sollen vermehrt Menschen aus dem Ausland diese Lücken schließen. Nun geht das Land neue Wege, diese Kräfte schneller in den Arbeitsmarkt zu bringen.