Restaurant- und Hotelverbot für Ungeimpfte? Branche eher skeptisch

| Politik Politik

Ein Hotelbesitzer aus Oberbayern will Corona-Tests in seinem Betrieb abschaffen - indem nur noch Geimpfte und Genesene in seinem Hotel Urlaub machen dürfen. Der Branchenverband Dehoga ist skeptisch und präsentiert in der nächsten Woche eine Umfrage.

Ein Hotelier aus Garmisch-Partenkirche will ab Oktober nur noch geimpfte oder genesene Hotelgäste aufnehmen. Die Möglichkeit, einen negativen Test vorzulegen, soll in seinem Haus dann entfallen. Der Bayerische Hotel- und Gaststättenverband Dehoga betrachtet dieses Vorgehen mit Skepsis, betont aber auch, dass ein Hotelier in dieser Hinsicht natürlich von seinem Hausrecht Gebrauch machen dürfe.

Das 3G-Hygienekonzept, nach dem Geimpfte, Genesene und Getestete bei niedriger Inzidenz in Hotels Urlaub machen dürfen, habe sich jedoch bewährt, sagte Landesgeschäftsführer Thomas Geppert am Freitag. Ihm zufolge sprach sich bei einer Befragung unter Mitgliedsbetrieben die Mehrheit für 3G in Hotels aus.

 

Das Bundesgesundheitsministerium hatte in einem Bericht, der an den Bundestag und die Länder ging, Vorschläge aufgelistet, um die vierte Corona-Welle möglichst flachzuhalten. Besonders für Ungeimpfte könnten abhängig von der Impfquote, der Inzidenz und der Rate schwerer Klinikfälle ab bestimmten Grenzwerten erneut weitergehende Einschränkungen notwendig werden, hieß es darin unter anderem. Dazu zählten Kontaktbeschränkungen und die Begrenzung der Teilnahme oder gar ein Ausschluss bei Veranstaltungen und in der Gastronomie.

Mit seiner 2G-Initiative hat der Hotelbesitzer Christian Wolf jüngst für Aufsehen gesorgt. Mehrere Medien berichteten. Für ihn stehe die Sicherheit von Mitarbeitern und Gästen im Vordergrund, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Als politisches Statement im Sinne einer Aufforderung an Urlaubswillige, sich impfen zu lassen, sei sein Vorstoß nicht zu verstehen. Zudem lässt er Ausnahmen zu, etwa für Kinder.

Sowohl von Kollegen aus der Hotelbranche als auch von Gästen habe er positives Feedback bekommen. Er geht davon aus, dass andere Hotels nachziehen. Allerdings habe er von Bürgern auch «sehr unsachliche und beleidigende» Reaktionen erhalten. «Jeder hat aber die Wahl, zu entscheiden, in welchem Hotel er Urlaub machen möchte.» Aus seiner Sicht ist die Impfung der einzige Weg aus der Pandemie.

Im Vorfeld der Ministerpräsidentenkonferenz in der kommenden Woche in Berlin warnte Geppert davor, auch in der Innengastronomie angesichts steigender Inzidenzzahlen eine 3G-Regel einzuführen. Zudem müsse ein anderer Wert als die Inzidenz als Richtmaß gefunden werden. Den Zugang zur Gastronomie zu erschweren, würde erneut zu einer Verlagerung von Treffen in privaten Räume führen.

Es dürfe keine Benachteiligung einer einzelnen Branche geben. Oder es müsste eine Homeoffice-Pflicht für ungeimpfte Firmenmitarbeiter oder eine Homeschooling-Pflicht für ungeimpfte Lehrer diskutiert werden. Zudem wäre es auch unverständlich, weshalb bei Urlaubsrückkehrern ein negativer Test für den Grenzübertritt ausreicht, wenn es in der Gastronomie dann nicht mehr ausreichen sollte.

 Der Hotel- und Gaststättenverband Brandenburg (Dehoga) warnt mit Blick auf die Debatte um Verschärfungen der Regeln für Ungeimpfte vor einer Zweiklassengesellschaft. «Ich sehe das sehr, sehr ernst», sagte Verbandspräsident Olaf Schöpe am Donnerstag der dpa. Überlegungen, dass Restaurants nur noch geimpfte Gäste empfangen dürfen, sei ein Eingriff in die unternehmerische Freiheit, kritisierte er. Jeder Hotelier könne das für sich entscheiden, aber eine gesetzliche Vorschrift dazu sei nicht angebracht.

«Wir haben alle investiert in unsere Hygienekonzepte und das läuft momentan ganz flüssig», berichtete Schöpe. Jedes «Störfeuer», das jetzt hineingebracht werde, sei der Lage nicht zuträglich. Das schrecke nur Gäste ab. «So schauen wir schon wieder etwas düster in die Herbst/Wintersaison, wo wir es noch nicht einmal geschafft haben, unsere finanziellen Polster aufzustocken.» Ein solches Damoklesschwert sei das falsche Signal, so der Dehoga-Präsident. Damit bekämpfe man keine Corona-Pandemie. (Tageskarte/dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Bundesernährungsminister Alois Rainer hat die geplante Novellierung des Tierhaltungskennzeichnungsgesetzes verschoben. Die Ausweitung der Kennzeichnung auf weitere Tierarten und die Einbeziehung der Gastronomie sind weiterhin strittige Punkte, während die Bezahlbarkeit von Lebensmitteln für den Minister im Vordergrund steht.

Der Deutsche Bundestag hat den Haushalt 2026 verabschiedet. Das zentrale Element aus Sicht des Gastgewerbes ist die Verankerung der auf sieben Prozent gesenkten Mehrwertsteuer auf Speisen in der Gastronomie. Der DEHOGA zeigte sich zuversichtlich, dass nun auch die Mehrheit der Bundesländer im Bundesrat den Weg für das Branchenanliegen freimachen wird.

Die neue Budgetverteilung im Bundeshaushalt 2026 stößt beim Deutschen Tourismusverband auf gemischte Reaktionen. Während der Etat für Kunst und Kultur bejubelt wird, sorgt eine weitere Kürzung der zentralen Tourismusförderung für Unmut.

Die Arbeits- und Sozialministerkonferenz fordert, Werkverträge bei Essenslieferdiensten zu verbieten. Auch die Gewerkschaft NGG unterstützt den Plan. Ähnliches gibt es schon in anderen Branchen.

Europa-Park-Gründer Roland Mack hat im Umgang mit der AfD für einen offenen Austausch geworben. Dass man mit Menschen spreche, die immerhin einen hohen Anteil an Wählerstimmen ausmachten, halte er für notwendig und richtig, so der 76-Jährige in einem Gespräch mit dem «Südkurier».

Im Land Bremen soll es auf Einweggeschirr eine Steuer geben. Aber die geplante Einführung zum 1. Januar muss verschoben werden - zunächst sollen die Träger öffentlicher Belange gehört werden.

Die Gewerkschaft NGG hat ihre Empfehlungen für die Tarifverhandlungen 2026 veröffentlicht und fordert Entgeltsteigerungen von 4 bis 6 Prozent sowie konkrete Verbesserungen für Auszubildende.

Wie der AfD begegnen? Der Verband der Familienunternehmer will sich für Gespräche mit der AfD öffnen. Das sorgt für scharfe Diskussionen in Politik und Wirtschaft. Caroline von Kretschmann, Inhaberin des Luxushotels Europäischer Hof in Heidelberg, die im Präsidium der Familienunternehmer sitzt, bezieht deutlich Stellung – auch klar abweichend von der Verbandslinie.

Der Stadtrat von Kaiserslautern hat mehrheitlich die geplante Einführung einer Übernachtungssteuer abgelehnt. Die Steuer sollte ursprünglich ab dem 1. Januar 2026 auf Gästeübernachtungen erhoben werden.

Schleswig-Holsteins Gastronomie kämpft laut dem FDP-Fraktionschef mit steigenden Kosten. Er hofft auf Entlastungen durch weniger Bürokratie und niedrigere Mehrwertsteuer und fordert ein klares Signal.