Sachsen-Anhalt sucht Arbeitskräfte im Ausland

| Politik Politik

Das Land Sachsen-Anhalt startet eine Initiative zur Anwerbung von Fachkräften vor allem aus dem Ausland. Der Fachkräftemangel sei ein großes Problem für viele Unternehmen in Sachsen-Anhalt, sagte Wirtschaftsminister Sven Schulze (CDU) zum Start der Kampagne «Talente für Sachsen-Anhalt». Demografisch stehe das Bundesland vor den größten Herausforderungen in Deutschland. In den kommenden Jahren gingen viele Arbeitnehmer in den Ruhestand. Nicht jede Arbeitsstelle könne durch Automatisierung oder Künstliche Intelligenz ersetzt und auch nicht allein mit Arbeitskräften aus der Region besetzt werden.

«Dieses Land muss etwas Neues auf den Weg bringen», erklärte Wirtschaftsminister Schulze. Zusammen mit den Industrie- und Handelskammern, dem Hotel- und Gaststättenverband, Hochschulen und einer Werbeagentur werde daher vor allem im Ausland nach Fachkräften gesucht. Hier habe das Gastgewerbe sehr gute Erfahrungen mit Vietnam gemacht. Daran solle angeknüpft werden. Die Kampagne setzt nach Angaben der Investitions- und Marketinggesellschaft des Landes (IMG) auf mehrere Punkte. 

Marketingkampagne zur Anwerbung von Menschen aus Vietnam

Ein Schwerpunkt sei eine Marketingkampagne, für die jährlich ein Rahmen von rund einer Million Euro angesetzt sei. Dadurch sollen Job- und Ausbildungsmöglichkeiten in Sachsen-Anhalt sichtbar gemacht werden. Die Kampagne sei nicht nur auf Vietnam beschränkt, betonte der Wirtschaftsminister. Auch in anderen Ländern werde nach möglichen Arbeitskräften geschaut, etwa in den USA oder in Indien. Damit die Menschen längerfristig blieben, sei es wichtig, auch auf diejenigen zu setzen, die bereits in Sachsen-Anhalt lebten, so Schulze. Mit Vietnam gebe es schon Erfahrungen und Kontakte. In Magdeburg etwa seien viele Studierende aus Indien. Für die Werbekampagne ist die Agentur Scholz & Friends verantwortlich, die die Werbekampagne der «Ottostadt Magdeburg» durchführte.

Daneben soll es in Kooperation mit der Otto-von-Guericke-Universität und der privaten Steinbeis-Hochschule erstmals hybride Studiengänge im mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich geben. «Wenn die Welt noch nicht nach Sachsen-Anhalt kommt, dann bringen wir Sachsen-Anhalt in die Welt», sagte der Rektor der Steinbeis-Hochschule, Jürgen Abendschein. Ziel sei ein digitaler Campus, bei dem Studierende etwa die Hälfte des Studiums digital von jedem Ort der Welt absolvieren könnten. Der praktischere Teil des Studiums solle vor Ort in Magdeburg oder bei Praktika in Kooperation mit Unternehmen in der Region erfolgen. 

Hybrides Studium Teil der Kampagne

Nach Angaben der Industrie- und Handelskammern gibt es für viele Bereiche Bedarf an Fachkräften und Auszubildenden, etwa im Metallbau, der Elektronik, im Sanitärbereich, bei Banken, im Bau bis hin zur Zahntechnik. Natürlich könne es Probleme geben, erklärte der Präsident der Handwerkskammer Halle, Thomas Keindorf. Bei Herausforderungen mit Sprachkenntnissen, der Wohnungssuche oder Kontoeröffnung wollten die Kammern unterstützen. 

Der Start der Kampagne bedeute nicht, dass nicht auch weiter in Sachsen-Anhalt nach Arbeits- und Fachkräften gesucht werde, betonte Wirtschaftsminister Schulze. «Jeder, der in Sachsen-Anhalt arbeiten will, findet hier auch eine Arbeit.» Klar sei aber, dass es ohne Zuwanderung nicht gehe. Große Unternehmen, die sich wie Intel in Magdeburg, Avnet in Bernburg und Daimler Trucks in Halberstadt ansiedeln, stünden dabei gar nicht im Fokus. «Die Großen schaffen das auch allein.» Schulze betonte, die wirtschaftliche Entwicklung in Sachsen-Anhalt sei derzeit eine riesige Chance. Viele neue Firmen siedelten sich hier an. Die Kampagne ist zunächst bis zum Jahr 2027 angesetzt. (dpa)


Zurück

Vielleicht auch interessant

Der Mindestlohn steigt wie geplant zum 1. Januar auf 13,90 Euro pro Stunde und ein Jahr später um weitere 70 Cent auf 14,60 pro Stunde. Das Bundeskabinett beschloss in Berlin eine entsprechende Verordnung.

Bundesagrarminister Alois Rainer spricht sich gegen ein Verbot von Bezeichnungen wie «Veggie-Schnitzel» oder «Tofu-Wurst» für pflanzliche Lebensmittel aus. Es würde «unglaublich hohe Kosten für die Wirtschaft» sowie Bürokratie verursachen, sagte der CSU-Politiker vor einem Treffen mit einem EU-Amtskollegen in Luxemburg.

Zwei Drittel der abhängig Beschäftigten in Deutschland sprechen sich für eine Lockerung der täglichen Arbeitszeitbegrenzung und die Einführung einer wöchentlichen Höchstarbeitszeit aus. Dies ist das zentrale Ergebnis einer repräsentativen Forsa-Umfrage im Auftrag der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA).

Die Debatte um geplante Steuerentlastungen für die Gastronomie und Pendler spitzt sich zu. Nach der ablehnenden Haltung von Bundesfinanzminister Klingbeil hinsichtlich einer Kompensation für die Länder, kam scharfe Kritik von Ministerpräsidenten der CDU. Gleichzeitig warnt der DEHOGA vor den Folgen einer Verzögerung der Entscheidungen.

Der Streit zwischen Bund und Ländern über die Finanzierung des geplanten Entlastungspakets spitzt sich zu. Bundesfinanzminister Lars Klingbeil hat die Länder scharf vor einem Scheitern der geplanten Mehrwertsteuersenkung für Speisen in der Gastronomie gewarnt. Jetzt äußerten sich weitere Politiker und Verbände.

Bundesfinanzminister Lars Klingbeil hat angesichts des anhaltenden Streits über die Verteilung der Steuerausfälle mit einem Scheitern der geplanten Entlastungen für die Gastronomie und Pendler gedroht. Die Länder fordern eine Kompensation der zu erwartenden Mindereinnahmen durch den Bund.

Entlastung für eine krisengeschüttelte Branche: In einer öffentlichen Anhörung im Bundestag bekräftigen Wirtschaftsvertreter und Fachexperten die Notwendigkeit der geplanten Senkung der Mehrwertsteuer auf Speisen von 19 auf sieben Prozent. Kritiker stellten die fiskalischen Kosten und die soziale Treffsicherheit der Maßnahme infrage.

Österreichs Tourismuswirtschaft erhält neue Rahmenbedingungen im Kampf gegen den Fachkräftemangel. Die Bundesregierung beschließt nicht nur eine Erhöhung der Saisonkontingente, sondern auch die Einrichtung eines Beschäftigtenfonds.

Der Chef darf ab dem ersten Krankheitstag ein ärztliches Attest verlangen. Diese Regel zu ändern, könnte Ärzte entlasten. Die Gesundheitsministerin zeigt sich überraschend offen für die Idee.

Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten mobilisiert am 23. Oktober Essenskuriere und Support-Mitarbeiter. Hintergrund sind die Pläne des Essenslieferdienstes zur bundesweiten Auslagerung von etwa 2.000 Arbeitsplätzen.