Schäuble: Staat kann nicht für alles aufkommen

| Politik Politik

Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble hat davor gewarnt, die Hilfsmöglichkeiten des Staates in der coronabedingten Wirtschaftskrise zu überschätzen. Er habe «die Sorge, dass die Menschen den Eindruck gewinnen, der Staat könne jetzt für alles aufkommen», sagte der CDU-Politiker der «Mittelbadischen Presse/Offenburger Tageblatt» (Samstag). «Am Ende können wir aber für Hilfen und Sozialleistungen nur so viel aufwenden, wie erwirtschaftet wird.» Deshalb müsse man gemeinsam entscheiden, wie sich eine intensive Erholung der Wirtschaft in Deutschland und Europa zustande bringen lasse.

«Ich nehme an, dass es einen starken Schub in Richtung Digitalisierung geben wird. Das wird uns Deutschen helfen, unsere bisherige Schwerfälligkeit auf diesem Gebiet zu überwinden», sagte Schäuble. Er zeigte sich überzeugt: «Die soziale Marktwirtschaft wird sich auch in dieser Krise bewähren.» Es werde aber nicht alles so sein wie vor der Krise.

Schäuble sagte, in der Vergangenheit sei manches übertrieben worden. «Und wir werden das korrigieren müssen.» Als Beispiele nannte er den Flächenverbrauch, den Rückgang der Artenvielfalt und den Klimawandel. «Wenn wir die Wirtschaft beleben, dürfen wir deshalb jetzt nicht sagen: Der Klimawandel darf nicht mehr so ernst genommen werden.»

Der Bundestagspräsident stellte sich erneut hinter Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und ihre Warnung vor zu schnellen Lockerungen der coronabedingten Beschränkungen: «Es gibt da teilweise einen Überbietungswettbewerb. Am Anfang ging es darum, wer die noch schärferen Maßnahmen vorschlägt. Jetzt muss man aufpassen, dass es nicht in die umgekehrte Richtung geht.»

Schäuble sieht keine Schwächung des Bundestags durch die starke Stellung der Exekutive in der Corona-Krise. Von Anfang an habe er großen Wert darauf gelegt, dass das Parlament unter allen denkbaren Situationen handlungsfähig bleibe. «Denn das Parlament ist nicht ersetzbar in unserer Demokratie. Es darf nicht dazu führen, dass wir die Demokratie abschaffen. Das ist uns bis jetzt sehr gut gelungen. Und daher bin ich zuversichtlich.»

(dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband wendet sich in einer Mitteilung gegen jedwede Positionen und Aktivitäten, die sich gegen unsere freiheitliche demokratische Grundordnung richten. Das Gastgewerbe in Deutschland stehe für Gastfreundschaft, Toleranz und Vielfalt.

Der Bundestag hat die Gesetze zur Verbesserung der Rückführung von Geflüchteten und zur Modernisierung des Staatsangehörigkeitsrechts beschlossen. Darin enthalten sind auch einige Regelungen, die die Beschäftigungsmöglichkeiten von bereits in Deutschland lebenden Geflüchteten mit Bleibeperspektive erleichtern.

Die Lokführergewerkschaft GDL hat die Beschäftigten der Deutschen Bahn zum nächsten Streik aufgerufen. Dieser werde im Personenverkehr am frühen Mittwochmorgen um 2.00 Uhr beginnen und bis Montag kommender Woche, 18.00 Uhr andauern, teilte die Gewerkschaft in der Nacht zu Montag mit.

Gegen lebhafte Debatten im Bundestag hat niemand etwas einzuwenden - gegen ungebührliches Verhalten schon. Dann setzt es vom Präsidium einen Ordnungsruf. Das geschieht derzeit ziemlich oft. Mehr als die Hälfte aller Ordnungsrufe entfiel im vergangenen Jahr auf nur eine Partei.

Die Regierungsfraktionen von SPD und Grünen wollen sich für den Erhalt des von der Schließung bedrohten Musikclubs Molotow im Hamburger Stadtteil St. Pauli einsetzen. Hintergrund ist die Kündigung des Mietvertrags, weil an der Stelle in St. Pauli ein Hotel entstehen soll.

Weniger Zucker, Fett und Salz beim Essen vor allem für Kinder, mehr Bio und Regionales beim Mittagstisch in der Kantine: Das Bundeskabinett beschloss dazu jetzt eine Strategie​​​​​​​ mit Zielen und Maßnahmen. Eine wichtige Rolle sollen Kantinen und Mensen in Unternehmen und anderen Einrichtungen spielen.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck will den Kampf gegen den Arbeitskräftemangel in Deutschland intensivieren. Dazu gehört auch, dass die Bundesregierung die Möglichkeit eines Rechtsanspruchs auf flexibles Arbeiten für Beschäftigte prüfen solle, wie aus dem Entwurf des neuen Jahreswirtschaftsberichts hervorgeht.

Die Arbeitgeber in Deutschland lehnen einen Rechtsanspruch auf Homeoffice ab. In der Regel werde diese Frage im guten Einvernehmen zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber geregelt. Ein Gesetz brauche es nicht, so Steffen Kampeter.

Bekommen Kinder ihr Mittagessen in Kita oder Schule künftig vom Staat bezahlt? Ein Bürgerrat fordert genau das. Rot-Grün in Niedersachsen findet den Vorschlag gut, bremst aber trotzdem die Erwartungen.

Sterneköche und Frankreichs Gastgewerbe mobilisieren gegen das neue Migrationsgesetz, das, anders als zunächst geplant, die Integration von Beschäftigten ohne Aufenthaltstitel kaum erleichtert. Jetzt protestieren Sterneköche, die die Integration von Küchenpersonal ohne Papiere fordern und appellieren: Wir brauchen Migranten.