Verhaltener Start der Gastronomie in NRW

| Gastronomie Gastronomie

Namen auf die Liste am Eingang, Hände desinfizieren und sich in weitem Abstand zum Rest ein Plätzchen suchen: NRW darf seit Montag zum Essen und Trinken wieder ausgehen - allerdings ohne die alte Leichtigkeit. Es gelten strenge Auflagen, um Ansteckungen bestmöglich zu vermeiden - sowohl für die Gastronomen als auch für die Gäste selbst.

Am Montagmittag herrscht im Belgischen Viertel in Köln, das nicht nur unter Feinschmeckern auch als Genießerviertel bekannt ist, noch kein großer Ansturm auf jene Restaurants und Cafés, die nun den ersten Tag seit Wochen wieder ihre Türen geöffnet haben. Die ersten Gäste trudeln ein, die ersten Rechnungen werden wieder geschrieben und beglichen. Öffnen darf nach Vorgaben der Landesregierung nur, wer seine Tische und Sitzplätze im Abstand von mindestens 1,5 Metern aufstellt und die Kontaktdaten der Besucher konsequent registriert. Außerdem sind wegen der geltenden Kontaktbeschränkungen pro Tisch nur Angehörige von maximal zwei Haushalten zusammen erlaubt - also etwa zwei Familien, Paare, WGs oder Einzelpersonen.

«Es war ein sehr verhaltener Start», erzählt Johannes Hartmann, der für den Salon Schmitz und das angrenzende Café den Event-Bereich managt. «Viele Gäste sind es noch nicht gewohnt, dass wir wieder aufhaben.» Eine große Herausforderung sei es gewesen, innerhalb weniger Tage ein eigenes Hygiene-Konzept auf die Beine zu stellen. Die Informationen über die geltenden Auflagen seien zunächst ein «Wirrwarr» gewesen. Viele Betreiber von Cafés, Restaurants oder Kneipen lassen sich deshalb auch etwas mehr Zeit: Längst nicht alle waren am Montag schon geöffnet.

Für die Branche bleiben die Sorgen trotz Lockerung groß: Der Gaststättenverband Dehoga NRW rechnet weiterhin mit hohen Umsatzeinbußen von mehr als 50 Prozent. Das liege einerseits daran, dass Kapazitäten durch die Abstandsregeln reduziert werden müssten und man außerdem eine «wegen Corona verunsicherte Gästeschar» erwarte. Unternehmer pochen auf weitere Unterstützung des Staates - etwa durch Rettungspakete oder durch Regelungen für ausstehende Mietzahlungen oder Kredite. Welche Hygiene- und Abstandsregeln in den jeweiligen Bundesländern einzuhalten sind, ist zum Teil noch unklar. „Mit der Hälfte der Sitzplätze wird es für viele Gastronomen sehr schwer werden, profitabel zu wirtschaften“, warnte Mirko Silz, Chef der Kette L’Osteria, im Handelsblatt. Das sieht Hermann Weiffenbach, Gründer der Enchilada-Restaurants, ähnlich: „Für unsere Gruppe würde es wirtschaftlich – abhängig vom Standort – in der Regel wohl keinen Sinn machen, dann zu eröffnen. Die Kosten wären zu hoch, Verluste damit vorprogrammiert.“

Gastronomin Kerstin Rapp-Schwan rechnet im Handelsblatt vor: „Wenn wir zum Beispiel nur jeden dritten Tisch nutzen dürfen, haben wir auch nur eine Chance auf ein Drittel des Umsatzes – wenn überhaupt Gäste kommen.“ So sei ein Restaurant nicht wirtschaftlich zu betreiben, warnt sie: „Ich kann ja keinen halben Koch in die Küche stellen.“. „Wenn jetzt kein Rettungsschirm kommt, ist die Teilöffnung nur ein Gnadenstoß für die Gastronomie“, warnt Rapp-Schwan in der Zeitung. „Das Sterben der Gastronomie fängt erst richtig an, wenn wir wieder öffnen.“

Im Kölner «Salon Schmitz» sind die Tische am Montagmittag ganz gut gefüllt, allerdings passen nur eine Handvoll davon in den schlauchartigen Raum. Eine junge Frau aus Berlin, die mit ihrem Kölner Freund zum ersten Mal seit langer Zeit auswärts zu Mittag isst, sagt: «Ich glaube schon, dass es eine zweite Welle geben wird.» Ihr Partner macht sich keine großen Sorgen und freut sich, endlich mal wieder draußen zu sein - aber: «Die alte Atmosphäre ist natürlich nicht wieder da.»

Yngwie Ehrich, der ein paar Hundert Meter weiter im «Herr Pimock» als Barista arbeitet, freut sich zwar, endlich wieder aus der Kurzarbeit zu kommen und arbeiten zu können - wenn auch mit Mundschutz. Mit Blick auf die schon wieder steigenden Infektionszahlen meint er jedoch: «Ich vermute, dass wir jetzt drei, vier Wochen aufhaben und dann ist es wieder vorbei. Ich bin da eher pessimistisch.»


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Bereits zum fünften Mal hat METRO den Preis für nachhaltige Gastronomie verliehen. Ausgezeichnet wurden Gastronomiebetriebe für ihre kreativen nachhaltigen Konzepte und Initiativen. Erster Preisträger ist das Restaurant Ronja im Ringlokschuppen aus Mülheim an der Ruhr.

Immer wenn der Guide Michelin erscheint, werden Erfolgsgeschichten geschrieben oder tritt kurioses zu Tage. Rekordverdächtig dürfte die Auszeichnung des Romantik Hotels und Restaurant Hirsch auf der Schwäbischen Alb sein. Inhaber und Küchenchef Gerd Windhösel hat in diesem Jahr zum dreißigsten Mal einen Michelin-Stern erkocht.

Mit ihren «Neni»-Restaurants hat die Wiener Gastronomin Haya Molcho die orientalische Küche bekannt gemacht. Ein Teil der Erlöse eines neuen Gerichts kommt nun einem Schulprojekt in Marokko zugute.

Die Lieferando-Mutter Just Eat Takeaway hat mit zögerlichen Bestellern in Nordamerika zu kämpfen. Die USA und Kanada erwiesen sich im ersten Quartal weiter als Klotz am Bein und überschatteten das leichte Wachstum in Nord- und Westeuropa.

Der weltweit größte Franchisenehmer von TGI Fridays will die Kette kaufen und an die Börse bringen. Die Casual-Dining-Marke hat eine Vereinbarung mit dem britischen Unternehmen Hostmore plc über eine Übernahme aller Aktien im Wert von 220 Millionen Dollar getroffen. Es geht um fast 600 Restaurants in 44 Ländern.

Die Sonne lacht, kühle Getränke locken - und Cannabis-Rauchschwaden ziehen durch den Biergarten. Manche genießen die neue Freiheit, andere ärgern sich. Wie stehen die Bundesbürger zum neuen Leben mit der Droge?

Die Teil-Legalisierung von Cannabis konnte Bayern nicht verhindern. Dafür erlässt die Staatsregierung nun Verbote für konkrete Bereiche. In Bayern wird das Kiffen auf Volksfesten und in Biergärten komplett verboten,

Gerichte entwickeln sich ständig weiter. Future Menus unterstützt Gastronomen dabei, auf die Vorlieben für einzigartige kulinarische Erlebnisse von Gen Z und Millennials zu reagieren. Dabei geht es um Lösungen für einige der größten Herausforderungen, vor denen unsere Branche heute steht.

In der neuen Folge von Kitchen Impossible am Sonntag stellt sich Tim Mälzer dem Koch des Jahres 2023, Miguel Marques. Gedreht wurde diese Folge beim Finale des Live-Wettbewerbs Mitte November 2023 im Kameha Grand in Bonn.

Erst vor wenigen Tagen wurde das Restaurant SEO im Langenargener Hotel Seevital mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichnet. Jetzt haben Küchenchef Roland Pieber und seine Lebensgefährtin und Souschefin Kathrin Stöcklöcker das Haus verlassen. Das Restaurant ist geschlossen.