Dehoga fordert Verschiebung von Bettensteuer-Abstimmung in Hannover

| Politik Politik

Während die bayerische Staatsregierung die geplante Bettensteuer in München gekippt hat (Tageskarte berichtete) und der Wirtschaftsminister von Mecklenburg-Vorpommern ebenfalls das Aus dieser Abgabe plant (Tageskarte berichtete), hält die Stadtverwaltung Hannover an der Einführung fest. Der Dehoga-Kreisverband Region Hannover fordert nun den Rat der Stadt auf, die Abstimmung über die neue Steuer nicht wie geplant am 22. Dezember diesen Jahres durchzuführen, sondern mindestens auf einen späteren Zeitraum zu verschieben.

„Es wird etwas Unausgegorenes und Schädliches beschlossen und alle schauen weg beziehungsweise winken es durch“, sagt Dehoga-Vorsitzender Jörg Lange. Mit einer Verschiebung bliebe Zeit, die offenen Punkte in Ruhe zu klären.

Folgende Punkte sind aus Sicht des Verbands ungeklärt:

  • Nur die Stadt Hannover will die Steuer kassieren. Damit haben die Hotels der Landeshauptstadt einen extremen Standortnachteil gegenüber den teilweise nur ein oder zwei Straßen entfernt liegenden Hotels in Langenhagen oder Laatzen, deren Übernachtungsgäste weiterhin keine Steuer zahlen müssen.
  • Der Standortnachteil gegenüber anderen großen deutschen Städten, die entweder überhaupt keine Abgabe oder wenn dann eine zweckgebundene für Tourismus nehmen, ist nicht von der Hand zu weisen, da die Abgabe in diesen Städten einen direkten Mehrwert für den Gast hat. Beispielsweise Hamburg mit ihrer Kulturtaxe, die zu beinahe 100 Prozent in touristische und kulturelle Projekte reinvestiert wird.
  • Zudem wäre Hannover nach Einführung der Bettensteuer der einzige Messestandort bundesweit, in dem dann die Aussteller und die Gäste belastet würden. Gerade München als großer Wettbewerber bei vielen Messen wäre dann im Vorteil. Dies ist wiederum völlig abstrus, weil die Landeshauptstadt somit als Anteilseigner der Messe AG sein eigenes Unternehmen und seinen eigenen Standort schwächt. Aussteller sprechen bereits Hotels an, was in Hannover los sei.

Zudem bemängelt der Dehoga, dass es keinen ernsthaften Dialog mit den Betroffenen -den Hoteliers der Stadt- gegeben hat.  „Weder über die Art und Weise -ob Steuer oder Abgabe- noch über die Höhe ist jemals mit denen, die es erbringen müssen, ernsthaft gesprochen worden“, sagt Cord Kelle, Vorstandsmitglied des Dehoga und Sprecher des Bereichs Hotellerie. Man selbst habe als Verband versucht, mit allen Entscheidungsträgern ins Gespräch zu kommen. Auch, um die eigene Expertise einzubringen und bei einer eventuellen Umsetzung aktiv zu unterstützen. Mit dem Ergebnis, dass die SPD Ratsfraktion kurz vor einem gemeinsamen Termin aus fadenscheinigen Gründen abgesagt und Bündnis 90/Die Grünen einen Termin nach der Ratsversammlung, auf der die Steuer beschlossen werden soll, vorgeschlagen hat. „Die Politik entfernt sich zu weit von den Menschen. Die Sorgen und Nöte scheint man nicht zu kennen oder nicht ernst zu nehmen“, sagt Hotelier und Vorstandsmitglied Alexander Rüter.

In einer Messestadt, wie Hannover, statt einer festen Summe nun mit Prozentzahlen auf die Übernachtung zu hantieren, werde den Standort zudem weiter schädigen. „Wo wir doch alle gerade versuchen, wieder mehr Messebesucher und Touristen in die Stadt zu bekommen“, sagt Kelle. Tourismus stärken und gleichzeitig bei Gästen beziehungsweise touristischen Leistungsträgern abzukassieren passe schlichtweg nicht.

“Sowohl unsere Gäste als auch unsere Mitgliedsbetriebe kämpfen mit Inflation, steigenden Energie- und Lebensmittelkosten. In dieser hochsensiblen Phase unabgestimmt und nicht etwa planvoll und bedacht ein neues Instrument wie die Übernachtungssteuer zu beschließen, konterkariert sämtliche Bemühungen der Tourismuswirtschaft“.  

Und das Argument, dass viele andere Städte die Bettensteuer ebenfalls haben, zähle schlichtweg nicht. Zum einen habe eben Bayern gerade gezeigt, dass die Bettensteuer in diesen Zeiten der falsche Weg sei, zum zweiten nehme man Hannover so einen Standortvorteil. „Und zum dritten sollte man eben nicht nur den plumpen Vergleich über einnehmende Steuer zu anderen Städten ziehen, sondern auch schauen, wie und wofür mit welchen Entscheidungsgremien sowie mit welchen überprüfbaren Zielen anderer Städte die Einnahmen nutzen und eben auch den Tourismus aktiv unterstützen und somit auch gerechtfertigt an den zusätzlichen Übernachtungen profitieren“, sagt Kelle.


Zurück

Vielleicht auch interessant

Darf die EU Kriterien für die Festsetzung von angemessenen Mindestlöhnen vorgeben? Das höchste europäische Gericht sagt in einem neuen Urteil Nein. Auf die Höhe des Mindestlohns in Deutschland hat die Entscheidung keine direkte Auswirkung.

Macht ein EU-Urteil Änderungen am deutschen Mindestlohn-System notwendig? Vertreter von Arbeitnehmern und Arbeitgebern sowie die Politik blicken an diesem Dienstag gespannt nach Luxemburg.

Vertreter von Bundesregierung, Bundesländern, Wirtschaft und Gewerkschaften haben für die duale Berufsausbildung in Deutschland geworben und auf akute Probleme auf dem Ausbildungsmarkt hingewiesen. Die Lage sei mehr als herausfordernd, sagte Wirtschaftsministerin Katherina Reiche.

Der Zentrale Immobilien Ausschuss (ZIA) fordert eine rasche und dauerhafte steuerliche Entlastung für das Gastgewerbe. Der Verband sieht darin einen entscheidenden Faktor für die Zukunftsfähigkeit und Attraktivität der Innenstädte.

Die im Europäischen Parlament angestoßenen Pläne für ein Bezeichnungsverbot von Fleisch-Namen für pflanzliche Ersatzprodukte stoßen im Bundestag auf breite Ablehnung. Quer durch fast alle Fraktionen äußerten Abgeordnete Kritik an einem möglichen Verbot von Begriffen wie „Tofu-Wurst“ oder „Veggie-Burger“.

Die wiederholte Blockade in Washington hat für das US-Hotelgewerbe bereits zu massiven Verlusten geführt. Über 30 Branchenverbände richten einen verzweifelten Appell an die politischen Entscheidungsträger.

Der Mindestlohn steigt wie geplant zum 1. Januar auf 13,90 Euro pro Stunde und ein Jahr später um weitere 70 Cent auf 14,60 pro Stunde. Das Bundeskabinett beschloss in Berlin eine entsprechende Verordnung.

Bundesagrarminister Alois Rainer spricht sich gegen ein Verbot von Bezeichnungen wie «Veggie-Schnitzel» oder «Tofu-Wurst» für pflanzliche Lebensmittel aus. Es würde «unglaublich hohe Kosten für die Wirtschaft» sowie Bürokratie verursachen, sagte der CSU-Politiker vor einem Treffen mit einem EU-Amtskollegen in Luxemburg.

Zwei Drittel der abhängig Beschäftigten in Deutschland sprechen sich für eine Lockerung der täglichen Arbeitszeitbegrenzung und die Einführung einer wöchentlichen Höchstarbeitszeit aus. Dies ist das zentrale Ergebnis einer repräsentativen Forsa-Umfrage im Auftrag der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA).

Die Debatte um geplante Steuerentlastungen für die Gastronomie und Pendler spitzt sich zu. Nach der ablehnenden Haltung von Bundesfinanzminister Klingbeil hinsichtlich einer Kompensation für die Länder, kam scharfe Kritik von Ministerpräsidenten der CDU. Gleichzeitig warnt der DEHOGA vor den Folgen einer Verzögerung der Entscheidungen.