Gegen Hass im Netz: Auch Starbucks und Diageo stoppen Werbung auf Facebook & Co.

| Politik Politik

Wegen Hasskommentaren, Propaganda, Spam und Fake-News in ihren Diensten, stehen Facebook und auch Twitter in der Kritik. Die Initiative #StopHateForProfit listet inzwischen gut 90 Unternehmen, die ihre Werbung auf Facebook in den USA erst einmal stoppen. Einige wollen diese Maßnahme auch auf die Facebook-Tochter Instagram sowie auf Twitter ausweiten. Nach Unilever und Honda haben sich jetzt auch die Kaffee-Kette-Starbucks und der Spirituosen-Riese Diageo, der für seine Produkte wie Johnnie Walker, Smirnoff, Captain Morgan oder Guinness erhebliche Summen für Werbeplatzierungen in den sozialen Netzwerken ausgibt, der Initiative angeschlossen. Facebook-Chef Zuckerberg will nun doch mehr tun.

New York (dpa) - Aus Protest gegen den Umgang von Facebook mit Hasskommentaren und abwertenden Inhalten in seinen Diensten haben sich mittlerweile Dutzende Unternehmen einem Aufruf zum Werbeboykott angeschlossen. Die von Bürgerrechtsorganisationen Mitte Juni ins Leben gerufene Initiative #StopHateForProfit führte auf ihrer Webseite am Sonntag in einer Liste gut 90 Unternehmen, die ihre Werbung auf Facebook in den USA erst einmal stoppen. Einige wollen diese Maßnahme auch auf die Facebook-Tochter Instagram sowie auf Twitter ausweiten. Facebook will nun stärker gegen Hassnachrichten und Falschmeldungen vorgehen, wie sein Chef Mark Zuckerberg betonte.

Als große Namen kamen seit Freitag unter anderem der Konsumgüterriese Unilever und der Autobauer Honda dazu. Der Getränkeriese Coca Cola kündigte ebenfalls an, für mindestens 30 Tage auf allen sozialen Plattformen weltweit seine Werbung auszusetzen. Er schließe sich aber nicht dem Boykott an, betonten Sprecher in diversen US-Medien. Auch die Kaffeehauskette Starbucks kündigte am Sonntag an, jegliche Werbung in sozialen Netzwerken bis auf Weiteres pausieren zu wollen.

«Es gibt keinen Platz für Rassismus in der Welt und keinen in den Sozialen Medien», sagte Coca-Cola-Konzernchef James Quincey in einer Mitteilung. Während der Werbepause will das Unternehmen nun seine Werbestrategien überprüfen und festlegen, ob Änderungen nötig sind. «Wir erwarten auch mehr Verantwortlichkeit und mehr Transparenz von unseren Social-Media-Partnern», betonte er.

Hershey, einer der weltweit führenden Schokoladenproduzenten, bestätigte der Zeitung «USA Today» am Freitag, sich dem Boykottaufruf anzuschließen und im Juli keine Anzeigen zu schalten. Zudem wolle das Unternehmen seine Ausgaben für Facebook und die Tochter Instagram für den Rest des Jahres um ein Drittel kürzen.

Die US-Protestwelle gegen Rassismus und Polizeigewalt im Zuge des Todes des Afroamerikaners George Floyd hatte die Kritik an Facebook wieder aufflammen lassen, zu nachlässig mit kontroversen Beiträgen umzugehen. Dazu trug auch Konzernchef Zuckerberg wesentlich bei, der sich weigerte, gegen umstrittene Aussagen von US-Präsident Donald Trump einzuschreiten. Dafür gab es sogar Kritik von eigenen Mitarbeitern. Mit dem Aufruf von #StopHateForProfit zum Werbeboykott soll der Konzern an einer empfindlichen Stelle getroffen werden - Facebook macht fast seinen ganzen Umsatz mit Werbeerlösen.

Allein bei Coca Cola habe der Werbeetat in den USA 2019 geschätzte 22 Millionen Dollar (knapp 21 Millionen Euro) ausgemacht, berichtete die «New York Times» mit Verweis auf Daten des Branchenanalysten Pathmatics. Bei Unilever seien es rund 42 Millionen Dollar gewesen.

Die Aktien von Facebook und auch Twitter gerieten am Freitag mit dem sich ausweitenden Boykott stark unter Druck. Facebook verlor gut 8 Prozent, was der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge einem Wertverlust von 56 Milliarden Doller (etwa 53 Milliarden Euro) entsprach. Zuckerberg habe damit 7 Milliarden Dollar seines Privatvermögens eingebüßt.

Wohl unter dem wachsenden Druck kündigte Zuckerberg am Freitag in einem Livestream an, künftig stärker gegen Hassnachrichten vorzugehen, Falschmeldungen unmittelbar vor der US-Präsidentenwahl zu löschen sowie die Standards für Werbung zu erhöhen. «Ich stehe gegen Hass und alles, was zu Gewalt anstachelt», sagte Zuckerberg am Firmensitz in Palo Alto, in dem er die geplanten Maßnahmen seines Unternehmens ankündigte.

Außerdem sollen auch in der Werbung abwertende und hasserfüllte Botschaften bezüglich ethnischer Zugehörigkeit, Religion oder sexueller Vorlieben blockiert werden, wie Zuckerberg weiter sagte. Zudem sollen einige Facebook-Inhalte, die eigentlich gegen die Richtlinien des sozialen Netzwerks verstoßen, aber zum Beispiel aufgrund eines prominenten Absenders nachrichtenrelevant sind, künftig mit Hinweisen flankiert werden.

Doch einige Unternehmen äußerten Medienberichten zufolge anschließend Zweifel daran. «Wir glauben nicht, dass Facebook gewalttätige und spalterische Reden auf seinen Plattformen effizient verwalten wird», schrieb Hershey in einer von der US-Zeitung «USA Today» zitierten Erklärung. «Trotz wiederholter Zusicherungen von Facebook, Maßnahmen zu ergreifen, haben wir keine bedeutsamen Veränderungen gesehen.»

Honda teilte mit, im Juli keine Anzeigen mehr bei Facebook und Instagram zu platzieren, um ein Zeichen gegen «Hass und Rassismus» zu setzen. Unilever will sogar das gesamte restliche Jahr auf bezahlte Werbung verzichten - nicht nur bei Facebook, sondern auch bei Twitter. Der Kurznachrichtendienst, auf dem Trump mit Vorliebe seine häufig umstrittenen Botschaften veröffentlicht, steht ebenfalls schon länger in der Kritik. Der niederländisch-britische Konzern will sein US-Werbebudget nicht kürzen, sondern auf andere Unternehmen umverteilen.

Zuvor hatten sich bereits etliche andere Unternehmen, darunter der US-Mobilfunk-Gigant Verizon und die bekannten Outdoor-Marken The North Face und Patagonia der Initiative #StopHateForProfit angeschlossen. Unilever - dessen Eiscreme-Marke Ben & Jerry's ebenfalls schon mit dabei war - geht nun aber noch einen Schritt weiter - denn eigentlich ging es bei der Aktion zunächst nur um einen Werbe-Boykott im Juli. (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Sternekoch Alexander Herrmann tritt bei der Kommunalwahl 2026 als CSU-Kandidat für den Kreistag Kulmbach an. Der bekannte Gastronom steht auf dem 50. und damit letzten Listenplatz.

Schleswig-Holsteins schwarz-grüne Landesregierung will der geplanten steuerlichen Entlastung für Pendler, Gastronomen und Ehrenamtler kommende Woche im Bundesrat zustimmen. Die Gastronomie sei zentral für ihr Land als Tourismus-Standort, wirtschaftlich wie kulturell, so Ministerpräsident Daniel Günther.

Nachdem der Bundestag in der vergangenen Woche das Steueränderungsgesetz 2025 verabschiedet hat, liegt die Entscheidung über die dauerhafte Senkung der Mehrwertsteuer in der Gastronomie nun beim Bundesrat. Die Länderkammer muss dem Gesetz am 19. Dezember 2026 zustimmen. Jetzt äußerten sich Ministerpräsidenten.

Die Obergrenze für Arbeitsmigration über die Westbalkanregelung ist für 2025 erreicht, was zu Ablehnungen offener Anträge führt und bei Wirtschaftsverbänden angesichts politischer Pläne zur Kontingentsreduzierung auf 25.000 auf Kritik stößt.

Die Regierungschefs der Bundesländer haben sich zusammen mit Bundeskanzler Friedrich Merz auf ein umfangreiches Reformpaket zur Modernisierung von Staat und Verwaltung geeinigt. Dieses könnte bei konsequenter Umsetzung auch für das Gastgewerbe spürbare Entlastungen bringen.

Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas (SPD) erwägt ein Subunternehmerverbot für Essenslieferdienste wie Uber Eats, Wolt und Lieferando. Die Maßnahme soll nach einer rbb-Recherche, in der auf mögliche kriminelle Strukturen in der Branche hingewiesen wurde, effektiver gegen zahlreiche Verstöße gegen das Arbeitsrecht vorgehen.

Der Bundestag hat das Steueränderungsgesetz 2025 beschlossen. Das Gesetz setzt die im Koalitionsausschuss vereinbarten steuerlichen Rechtsänderungen um. Zu den zentralen Beschlüssen gehört die dauerhafte Senkung der Umsatzsteuer für Speisen in der Gastronomie auf sieben Prozent.

Gastronomen, Pendler sowie Ehrenamtler sollen steuerlich entlastet werden. Ein entsprechendes Gesetz hat der Bundestag in Berlin beschlossen. Nun muss noch der Bundesrat den Weg für das Branchenanliegen freimachen.

Die große Mehrheit der Beschäftigten in Deutschland spricht sich für eine Begrenzung der täglichen Arbeitszeit auf maximal 8 Stunden aus. Dies ist eines der zentralen Ergebnisse des nun vorgestellten DGB-Index Gute Arbeit 2025.

Eine Umfrage beleuchtet die Herausforderungen der DSGVO-Umsetzung in der deutschen Wirtschaft. Unternehmen fordern mehrheitlich eine umfassende Reform der europäischen Datenschutzregeln, um die Digitalisierung und die Entwicklung von Künstlicher Intelligenz nicht weiter zu behindern.